MAN-Prototyp Hybridantrieb für Müllfahrzeuge

MAN serieller Hybridantrieb und Range Extender Foto: MAN 6 Bilder

MAN schickt 2013 einen Lkw mit seriellem Hybridantrieb und Range Extender auf Tour. Dabei soll das Müllfahrzeug gleich noch 60 Prozent CO2 einsparen.

Morgens früh in Deutschland: Der Sechszylinder brüllt los und wenige Sekunden später rumpelt der Müll in den Sammelbehälter des Lkw. Rummmms! Die Nachtruhe hat ein Ende. An Abfuhrtagen können Berufstätige gut auf den Wecker verzichten. Die Müllabfuhr fährt meist pünktlich in den frühen Morgenstunden vor und übernimmt diesen Service gleich unentgeltlich mit. Es geht aber auch anders, etwa mit dieselelektrisch betriebenen Müllsammelfahrzeugen. Einzelne Prototypen sind unterwegs, sie können elektrisch fahren und auch den Aufbau betreiben. Diese Betriebsstrategie spart Kraftstoff und geht obendrein geräuscharm ab.

Der MAN Metropolis ist der erste Lkw mit seriellem Hybridantrieb und Range Extender

Erstes Beispiel in Deutschland ist ein Mercedes Econic mit Parallelhybridantrieb, der bei der Berliner Stadtreinigung BSR in der kundennahen Erprobung rollt. Ab Ende des Jahres wird beim Entsorgungsunternehmen Suez Environnement in der Region Brüssel-Antwerpen noch ein ganz besonderer Hybrid-Truck den Dienst als Müllsammler aufnehmen. Der MAN Metropolis ist der erste Lkw mit seriellem Hybridantrieb und Range Extender. Das Versuchsfahrzeug fußt auf einem MAN TGS 6x2/4 mit 26 Tonnen Gesamtgewicht. Die MAN-Ingenieure haben in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Entwicklungsdienstleister Benteler das Fahrgestell des Dieselmotors und des herkömmlichen Getriebes beraubt. Stattdessen treibt ein 203 kW (276 PS) starker Elektromotor über ein Zweigang-Planetengetriebe die Hinterräder an.

"Bis Tempo 35 reicht der erste Gang, darüber kommt der zweite zum Zuge", erklärt MAN-Produktstratege Ben Kraaijenhagen. Dort, wo üblicherweise der Motor sitzt, findet nun eine Lithium-Ionen-Batterie mit 105 Kilowattstunden (kWh) Kapazität Platz. Die Nutzlast bleibt erhalten. Die Gewichtsbilanz ist laut Kraaijenhagen sogar ausgeglichen. Dank Plug-in-Funktion lässt sich der vollständige entleerte Energiespeicher an der 380-Volt-Dose in etwa zehn Stunden aufladen.

Die Energiedichte der Batterie reicht nicht an diejenige eines gefüllten Dieseltanks heran. Doch geht der Batterie der Saft vor Ende der Sammeltour aus, springt der Range Extender bei. Hier zeigen sich die Bande zu Mutterkonzern Volkswagen: Zwischen Kabinenrückwand und Müllsammelaufbau blitzt zwischen den Rahmenlängsträgern das Audi-Logo hervor. Dort sitzt der 105 kW (204 PS) starke V6-Diesel, der sonst unter anderem im A6 zum Einsatz kommt. Über einen Generator erzeugt er Strom und lädt die Batterie wieder auf.

Eine CO2-Ersparnis von bis zu 75% soll möglich sein

Da der Diesel den Metropolis nicht direkt antreibt, kann er stets im verbrauchseffizientesten Drehzahlbereich laufen. Die Nebenaggregate wie Servolenkung, Luftpresser und Hydraulikpumpe sowie die Klimaanlage werden elektrisch und über das Energiemanagement bedarfsabhängig und damit möglichst energiesparend betrieben. Auch der 22 Kubikmeter fassende Müllsammelaufbau von Faun kann rein elektrisch arbeiten.

Im auf zwei Jahre ausgelegten Erprobungseinsatz wird der Range Extender zu tun bekommen. Die geplante Tagesschicht setzt sich aus zwei Zyklen mit je vier Stunden Sammeltätigkeit und 15 Kilometer Fahrstrecke zusammen. Die Umweltbilanz von der Stromherstellung bis zum fahrenden Lkw soll ein sehr großes CO2-Einsparpotenzial ergeben. Der Lkw-Hersteller peilt 60 Prozent weniger CO2 gegenüber dem vergleichbaren Dieselmodell an. Projektmanager Klaus Feldmann von Benteler spricht sogar von 75 Prozent. Das würde einem Verbrauch von 25 Litern auf 100 Kilometer gegenüber 100 Liter Diesel bei einem konventionellen Müllsammler entsprechen.

Jedoch ist der Verbrauch von Müllsammlern nur schwer vergleichbar. Entscheidend ist die Zahl der Stopps und Leerungen, nicht die zurückgelegte Strecke. Der Verbrauch ist nur ein Vorzug. Zum anderen soll es mit dem Prototyp gelingen, den Stadtverkehr zu entzerren. Weil er laut Feldmann gerade mal 65 Dezibel db(A) laut ist, soll es möglich sein, die Leerungen in verkehrsarme Nachtstunden zu verlegen. Konventionelle Müllsammler erzeugen dagegen laut Feldmann bis zu 106 db(A), was der Beschallung in einer Disco gleichkommt. Also doch besser den Wecker stellen. Wer weiß, mit welchem Auto die Müllabfuhr morgen vorfährt.

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