Die Ski-Techniker des deutschen Biathlon-Nationalteams haben ihren Arbeitsplatz bei allen Weltcup-Rennen dabei – einen Kofferauflieger.
Kein guter Tag für die deutschen Biathleten – beim Verfolgungsrennen im italienischen Antholz schaffen es weder die Damen, noch die Herren auf das Siegertreppchen. Das ist ungewöhnlich, denn in der Regel sind die deutschen Spitzensportler immer vorne mit dabei. Bundestrainer Uwe Müssiggang sorgt dafür in sportlicher Hinsicht, während ein Team von Spezialisten sich um die Technik kümmert – allen voran die Ski-Wachser. Eine große Herausforderung für die Mannschaft dabei ist, sich vor jedem Rennen auf die örtlichen Gegebenheiten und Witterungen einzustellen.
Im Wachstruck zu den Wettbewerben
Bis vor kurzem mussten sich auch die Techniker auf immer neue Arbeitsplätze einstellen. Ihr Material transportierten sie in Kleintransportern zu den Austragungsorten und richteten sich vor Ort in Containern ein. "Wir haben etwa 350 Paar Ski in Säcken verpackt in die Transporter geschichtet", sagt Andreas Emslander, der Cheftechniker des Biathlon-Teams. Zudem mussten die Wachser an immer anderen Arbeitsplätzen für das optimale Gleitverhalten der Ski sorgen. Ein riesiger Aufwand, der mittlerweile der Vergangenheit angehört. Denn seit der letzten Saison fahren die Techniker in Begleitung eines Sattelzugs – dem sogenannten Wachstruck – zu den Wettbewerben.
Fünf Mann arbeiten zeitgleich im Trailer
Im Auflieger, einem Standard-Trockenfrachtkoffer von Kögel, haben sich die Wachser in drei abgeteilten Räumen in Schränken und auf Werkbänken mit den Ski, ihren Bügeleisen, Abziehern und Poliermaschinen eingerichtet. Fünf Mann können zeitgleich im Trailer arbeiten. Zwei davon im Raum nahe den Hecktüren. Dort gibt es über den Werkbänken eine Absauganlage für die Dämpfe, die beim Präparieren der Ski mit Flurpulver entstehen würden, erklärt Emslander. Unter den Werkbänken – im Würth-Schubladensystem – ist die beeindruckende Sammlung an Pulvern verstaut, mit denen die Techniker den Langlaufski dann den Feinschliff verpassen.
Im Trailer bespricht sich das Team
Im zweiten Raum in der Mitte des Trailers sind drei Arbeitsplätze eingerichtet. Der Raum ist etwa so groß wie die beiden anderen zusammen. Dort trifft sich das Team meist vor und nach dem Rennen zu Besprechungen. Im dritten Raum an der Stirnwand sind die etwa 350 Paar Ski in Schränken verstaut. Zudem gibt es dort einen Fernseher, auf dem die Techniker die Rennen live verfolgen können – ein Komfort, den es früher nicht gab.
Der Wachstruck ist rund 400.000 Euro wert
"Mit dem Wachstruck haben die Service-Techniker bessere Bedingungen. Das kommt auch den Athleten zugute, weil wir viel schneller auch bei schwierigen Bedingungen reagieren können", sagt die aktuelle Nummer Eins der deutschen Damen, Miriam Gössner. Diese Flexibilität haben sich Sponsoren wie Kögel oder MAN einiges kosten lassen. Rund 400.000 Euro ist der Wachstruck inklusive aller Umbaumaßnahmen wert.
Aber die Investition hat sich gelohnt. "Mit dem Wachstruck haben wir einen weiteren wichtigen Schritt unternommen, um für unsere Mannschaft perfekte Rahmenbedingungen zu schaffen", sagt Bundestrainer Müssiggang.
Wie wichtig das ist, zeigt sich am Tag nach dem Verfolgungsrennen. Die Wachser haben von Samstag auf Sonntag im Trailer eifrig an den Ski gearbeitet. Das Ergebnis: Erster Platz für die Damenstaffel in Antholz.