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KEP Kongress 2017 Null-Versandkosten-Mentalität

Kongress KEP 2017 Foto: ETM

Branchen-Experten diskutierten beim ersten KEP Kongress des ETM Verlags über die Null-Versandkosten-Mentalität.

Die KEP-Branche wächst, aber die Margen werden immer kleiner. Die Kunden wollen ihre Sendungen schnell und sicher, aber keiner will für den Versand bezahlen. "Das ist in Deutschland ein Riesenproblem. Die Bereitschaft, eine anständige Leistung anständig zu bezahlen, muss ausgeprägter sein." Das sagte Marten Bosselmann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK), beim ersten KEP Kongress des ETM Verlages am 26. April auf dem Landgut Stober in Nauen bei Berlin. Es spiegle deutlich die nicht vorhandene Anerkennung für die Branche wider, die zum Teil viel Geld in moderne Fahrzeugflotten und IT investiere. "Der (Online-)Handel kann die Konditionen im Markt diktieren und etwaige Kosten tragen", fügt MRU-Geschäftsführer Horst Manner-Romberg hinzu.

Paketdienste erzielen seiner Aussage zufolge für die Auslieferung einer 31,5 Kilogramm schweren Sendung mitunter einen Preis von unter einem Euro. "Das ist für einen Dienstleister nicht mehr darstellbar und kann nicht funktionieren", fügt er hinzu. Dazu komme, dass insbesondere Onlinehändler die Versandkosten als zusätzlichen Umsatzstrang generieren, indem sie von ihren Kunden 9 Euro kassieren und dem Dienstleister nur beispielsweise 2,30 Euro bezahlen.

Handel diktiert Entgelt

"Das Geld kommt natürlich vom Kunden oder von Kapitalgebern", sagt Prof. Uwe Clausen vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML). Der Nutzen bestehe darin, Logistik-Netzwerke aufzubauen und zu managen. Es gelte, die Bedürfnisse der Kunden durch die richtigen Informationen, die Auswahl der Struktur, Verpackung und Servicegrad zu erfüllen. Wer das in hinreichend großer Zahl organisiere, könne auch mit 2,30 Euro Marge   Millionen-Geschäfte machen.

Doch wird die Zahlungsbereitschaft in Deutschland wieder steigen? "Dort, wo die Nachfrage groß ist, sind auch höhere Preise im Dienstleistungsbereich durchsetzbar", fügt Clausen hinzu. Jeder sei gut beraten, das auszutesten. Die Händler wollen eine vernünftige Leistung und "haben kein Interesse daran, dass abgehetzte, durchgeschwitzte Zusteller bei ihren Kunden ankommen", sagt BIEK-Geschäftsführer Bosselmann. "Wir sind mit dem Handel im Gespräch und zuversichtlich, dass sich die Zahlungsbereitschaft bessern wird", sagt er. Wichtig sei zudem, die Wertschätzung gegenüber dem Beruf des Zustellfahrers zu erhöhen.

Logistik ermöglicht Onlinehandel

Für viele Verbraucher ist auch der empfundene Mehrwert entscheidend. Nach Ansicht von Manner-Romberg habe es der Online-Riese Amazon geschafft, über sein Produkt Prime diesen Mehrwert zu transportieren. "Es funktioniert fantastisch. Jedes Paket kommt zur zugesagten Zeit und Kunden können zudem Videos oder Musik streamen", sagt er. Dafür seien sie dann auch bereit, den Betrag von 69 Euro im Jahr zu bezahlen. Im Umkehrschluss hätten es die Paketdienste versäumt, den Mehrwert zu propagieren. So seien Services wie die Sendungsverfolgung kostenlos in den Markt getragen worden. Doch die Logistik macht den Onlinehandel erst möglich. Wichtig sei es daher nach Ansicht von Clausen, vor allem Städte bei der Ver- und Entsorgung auch intelligent zu vernetzen. Erforderlich seien standardisierte Datenformate, bessere Echtzeitinformationen und gut funktionierende Ortungssysteme.

"Die Reise der Zukunft wird digital", fügt er hinzu. Mobilitäts-Apps wie die der Deutschen Bahn, die Infos zu Buchung oder Sitzplatzreservierung bereitstellt, machen es vor. Derlei Apps werden künftig auch in der Logistik eine große Rolle spielen – vor allem in urbanen Räumen. Dabei gibt der Endkunde die Richtung vor. Aber auch die Umgebung diktiere Spielregeln wie Zufahrtsbeschränkungen, hohes Verkehrsaufkommen oder Luftreinhaltung. "Der Transport auf der letzten Meile braucht daher neue technische Lösungen und Fahrzeugkonzepte", sagt Clausen. So setzen DHL und Amazon ­Prime Air bereits Drohnen ein, Hermes testet Zustellroboter und DPD will in Kürze einen Pilotbetrieb mit autonomen Fahrzeugen starten. "KEP steht für Innovationen, Schnelligkeit und Effizienz", betont Bosselmann.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
TA 10 2017 Titel
trans aktuell 10 / 2017
5. Mai 2017
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