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Industriepark Höchst Alles außer explosiv und radioaktiv

Chemie: Industriepark Höchst Foto: Nallinger

Im Industriepark Höchst in Frankfurt ist Infraserv Logistics beheimatet. Der Dienstleister ist auf Gefahrstoffe spezialisiert und bietet vom Transport über die Lagerung bis zur Vorverarbeitung alles aus einer Hand an.

Aus der Industrie für die Industrie – unter diesem Leitsatz arbeitet Infraserv Logistics im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main als Dienstleister für Chemie- und Pharmaproduzenten. Der Logistiker ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Standortbetreibers Infraserv Höchst. Der wiederum ist eine der Nachfolgegesellschaften des früheren Chemie- und Pharmakonzerns Hoechst.

Service aus einer Hand

"Aufgrund dieser Geschichte wissen wir um die Anforderungen der Industrie. Mit dem branchenspezifischen Know-how ist es Infraserv Logistics daher möglich, einen Service aus einer Hand anzubieten", sagt Georg Lammers, Marketing- und Vertriebsleiter von Infraserv Logistics. Das Angebot des Dienstleisters ist modular aufgebaut und umfasst fünf Sparten: die Chemie-, Pharma- und Standort-Logistik sowie Supply Chain Services und den Bereich Schulung und Beratung.

Von Krisen bleibt Infraserv Logistics weitgehend verschont. "Die Chemie ist für die verschiedensten Branchen tätig. Die Konjunktur verläuft daher relativ stabil", sagt Geschäftsführer Jochen Schmidt. Im Bereich Pharma gebe es ohnehin so gut wie keine Schwankungen. "Arzneimittel werden schließlich immer gebraucht."

Entsprechend ist Infraserv Logistics – sowie natürlich auch der gesamte Industriepark – ein in der Region bekannter Arbeitgeber. Aber auch im Bereich Ausbildung ist er im Raum Frankfurt eine feste ­Größe. Fachlagerist, Fachkraft für Lagerlogistik, Speditionskaufmann und Berufskraftfahrer sind die fürs Gewerbe einschlägigen Lehrberufe. Daneben gibt es noch eine Vielzahl weitere wie etwa Chemielaborant, Mechatroniker oder Anlagenbauer. Darüber hinaus kann man im Industriepark Höchst aber auch an der sogenannten Provadis-Hochschule berufs- und ausbildungsbegleitend studieren.

Das Nutzen alternativer Energieträger steht im Fokus

Trotz des Engagements in Sachen Ausbildung ist sich Schmidt bewusst, dass Anwohner nicht immer ohne Vorbehalte gegenüber dem Industriepark sind. Deshalb unternimmt Infraserv Logistics einiges, um am eigenen Image zu arbeiten. Unter der Internetadresse www.ihr-nachbar.de stellt sich der Industriepark als verantwortungsvoller Nachbar dar. Bei nur wenigen eigenen Lkw funktioniert die grüne Logistik allerdings weniger über den Fuhrpark. Stattdessen steht das Nutzen alternativer Energieträger im Fokus. So entsteht aus Klärschlämmen und organischen Abfällen Biogas, das auf Erdgasqualität aufbereitet und anschließend in das öffentliche Versorgungsnetz eingespeist wird.

Auch die zur Stromgewinnung genutzten Gasturbinen sind aufgrund sogenannter Kraft-Wärme-Kopplung besonders effizient. Innerhalb des Industrieparks fahren Brennstoffzellen-Shuttles mit Wasserstoff. Denn dieser umweltfreundliche Treibstoff fällt dort als Nebenprodukt bei der chemischen Produktion an.

"Darüber hinaus sind aber auch die Lärmemissionen ein Thema", erklärt Schmidt. Deshalb steuere man den gesamten Schwerlastverkehr über das Tor Süd, das am weitesten von allen Anwohnern entfernt gelegen sei. Schließlich ist nicht nur die eigene Lkw-Flotte für Infraserv Logistics unterwegs. Insgesamt etwa 220.000 Lkw-Fahrten disponieren die Chemie-Logistiker pro Jahr durchschnittlich. Hinzu kommen rund 28.000 Bahnwaggons sowie 1.200 Binnenschiffe. Eine trimodale Umschlagseinrichtung hilft dabei.

Infraserv Logistics Stoffe transportiert alle Gefahrenklassen

"Hinzu kommt die Nähe zum Frankfurter Flughafen", sagt Lammers. Als bekannter Versender könnten so selbst eilige Sendungen umgehend auf den Weg gebracht werden. Experten für das Zoll- und Gefahrgutmanagement beschleunigen das Ganze entsprechend. Denn abgesehen von den Lagerklassen 1 (explosive Stoffe) und 7 (radioaktive Stoffe) lagert und transportiert Infraserv Logistics Stoffe aller anderen Gefahrenklassen beziehungsweise Gefahrgüter. Wobei das Lagern unter den sogenannten GxP-Bedingungen erfolgt, also den Richtlinien für eine gute Arbeitspraxis. Dazu gehören unter anderem die Good Manufacturing Practice (GMP) sowie die Good Distribution Practice (GDP), die für die qualitätserhaltende, korrekte Lagerung und den entsprechenden Transport steht.

Dass das tägliche Praxis ist, beweist bereits die Einfahrt aufs Gelände. Entsprechend geschultes Personal nimmt die Lkw in Augenschein. Haben die Reifen noch genügend Profil? Sind die Gefahrgüter gekennzeichnet? Wie sieht es mit der Ladungssicherung aus? All diese und weitere Punkte müssen abgehakt werden. Gleiches gilt natürlich auch dann, wenn die Fahrzeuge die Rampe verlassen. "Wir treten hier als Verlader auf und sind somit ebenfalls in der Haftung", erklärt Schmidt.

Auch sonst ist bei Infraserv Logistics alles im Dienste des Kunden auf Prozesssicherheit getrimmt. Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr läuft der Betrieb – und ist entsprechend in Schichten organisiert. "So lassen sich auch das Wochenende sowie Feiertage abdecken", erklärt Schmidt. Ein Entgegenkommen an die Chemie- und Pharmakonzerne, mit denen Infraserv Logistics eng verzahnt ist und bei denen die Produktion niemals ruht.

Die Einhaltung aller Qualitätsvorgaben ist essenziell

Mit ein Hinweis darauf, dass bei Infraserv Logistics alles im Fluss ist, sind die rund 800 Kilometer Rohrleitungen, die sich durch den Industriepark Höchst schlängeln. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Vor­produkt aus einem Binnenschiff abgepumpt, von den Logistikern weiterverarbeitet und anschließend direkt zum Kunden weitergeht, überaus hoch.

Entsprechende Kontrollen sind dafür Vorschrift. "Stimmt die Qualität beziehungsweise die Zusammensetzung nicht, kann das weitreichende Folgen haben – und das wird teuer", erläutert Lammers. "Die Einhaltung aller Qualitätsvorgaben ist dabei essenziell: Arzneimittel verlangen höchste Standards und müssen stets in der besten Qualität hergestellt werden. Dazu tragen auch wir als Logistiker bei, deshalb müssen auch bei uns die Qualität und die Spezifikation stimmen." Sorgfalt ist daher oberstes Gebot. Das gilt auch im Hochregallager, das gleichsam als Umschlagpunkt für palettierte Ware sowie Stückgut dient. Denn trotz der chaotischen Lagerhaltung geht es natürlich auch dort keinesfalls planlos zu.

In den beiden circa 130 Meter langen, 45 Meter breiten sowie 40 Meter hohen Hallen lagern auf 17 Stockwerken bis zu 70.000 Paletten. Zum Vergleich: Der Rauminhalt der ­beiden Blöcke entspricht etwa 50 Schwimmbecken.

Kleiner – aber nicht weniger wichtig – ist die sogenannte Musterabfüllung. Dort bereiten Infraserv-Logistics-Mitarbeiter kleinere Mengen für den Versand vor. Von wenigen Millilitern und Gramm bis hin zu einigen hundert Litern und Kilogramm kann hier die Spanne liegen. Je nachdem, was der Kunde wünscht beziehungsweise welchen Einsatzzweck er überprüfen möchte. Dementsprechend läuft hier noch viel manuell ab. Die verhältnismäßig kleinen Mengen ermög­lichen an dieser Stelle kaum eine Automatisierung.

Das webbasierte Werkzeug

Das ist an anderen Stellen vollkommen anders. So hat Infraserv Logistics erst vor wenigen Wochen die IT-Plattform Lea (Logistics Excellence ­any­time and anywhere) eingeführt. Das webbasierte Werkzeug informiert Transportkunden der Firma per Knopfdruck über den aktuellen Auftragsstatus. Zudem gibt es eine Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten, mit denen sich der Versand automatischer Statusinformationen individuell einstellen lässt. Die entsprechende Info kommt einfach per E-Mail. In der Industrie braucht man schließlich immer zeitnah den entsprechenden Status einer Sendung.

Das Unternehmen

Infraserv Logistics ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen von Infraserv Höchst, das von dem ehemaligen Chemie- und Pharmariesen Hoechst abstammt. Im Industriepark Höchst beheimatet, ist der Logistiker aber auch für andere Chemie- und Pharma-Unternehmen tätig. Zu den Kunden zählen unter anderem Akzo-Nobel, Clariant, Sanofi, Sandos, Merck und Siemens. Infraserv Logistics verfügt über rund 180.000 Palettenstellplätze für Gefahrstoffe sowie eine Tankkapazität von 60.000 Kubikmetern. Pro Jahr schlägt der Logistikdienstleister etwa 32.000 Container, 1,4 Millionen Paletten sowie 1,9 Millionen Tonnen an Flüssigkeiten um. Das sind gut 500.000 Versandaufträge jährlich. Sie werden mit rund 220.000 Lkw-Touren, 28.000 Bahn- sowie 1.200 Binnenschiffladungen abgewickelt.

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