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Grüne Logistik Alles andere als ein Modetrend

Grüne Logistik, Speditionen ,Paneuropa, Rösch, Barth, Hellmann, Cargoline Foto: Matthias Rathmann, Hellmann, Cargoline 11 Bilder

Ob Öko-Immobilie oder der Einsatz der Schiene – im Alltag kann man viel für den Klimaschutz tun, wie unterschiedliche Praktiker berichten.

Geht nicht, gibt’s nicht: Dass es auch im Transportalltag viele Möglichkeiten gibt, Ökologie und Ökonomie zu verbinden, zeigten die Praktiker beim Transport-Logistikgipfel von trans aktuell.

Hellmann setzt auf nachhaltiges Transportieren

Frühzeitig hat der Logistikdienstleister Hellmann aus Osnabrück die Wichtigkeit des Themas erkannt. "Nachhaltiges Transportieren ist inzwischen Bestandteil unserer Unternehmens-DNA", erklärt Prof. Dr. Gerhard Lohmeier, der seit 1991 das Unternehmen in Sachen Umwelt  berät. Lang ist die Liste der Instrumente, mit denen Hellmann einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Oberstes Ziel ist dabei Sprit sparen – etwa durch Telematiksysteme, Fahrertrainings, einen modernen Fuhrpark und dem Einsatz alternativer Antriebe. Zudem setzt Hellmann auf Doppelstockverladung – "ist zwar ein bisschen mühsamer, aber wenn es konsequent umgesetzt wird, ist es möglich, ein zweites Fahrzeug einzusparen". Außerdem haben die Osnabrücker mit Rail Solutions ein eigenes Bahnsystem mit  täglich sechs Ganzzügen laufen. Gerne würde das Unternehmen mehr machen, aber laut Lohmeier ist in Deutschland keine neue Bahntrasse mehr verfügbar.

Geringere Geschwindigkeit bedeutet geringere Emissionen

Als international tätiges Unternehmen versucht Hellmann darüber hinaus auch in der Luft- und Seefracht Modelle für mehr Nachhaltigkeit zu finden. So fährt der Hellmann-Haupttransporteur Hapag-Lloyd seine Transportschiffe mit reduzierter Geschwindigkeit und verringert damit erheblich Treibstoffverbrauch und Emissionen. Neue Versuche  laufen laut Lohmeier derzeit auch bei Maersk – mit Algenöl als neuem Biotreibstoff. In der Luftfracht nutzt Hellmann leichte Container und neue Verpackungslösungen, um Entlastungen zu erreichen. Von Kompensation hält Hellmann nicht allzu viel: "Wir setzen darauf, alle Möglichkeiten zu nutzen, um die Emissionen zu reduzieren", sagt Lohmeier, "das ist besser als ein schlechter Ablasshandel."

Welche Möglichkeiten eine mittelständische Spedition hat, ihre CO2-Bilanz zu verbessern, macht Helmuth Barth von der gleichnamigen Spedition mit Sitz in Burladingen deutlich. Mit ihrem Logistikzentrum in Umkirch nahe Freiburg erreicht die Spedition gegenüber vergleichbaren Objekten eine Primärenergieeinsparung von rund 198 Tonnen CO2 jährlich.

Äußere Zwänge verhelfen der Ökologie zum Durchbruch

Dabei waren die hohen Anforderungen an den Standort schon bei der Planung bekannt: Für die Einlagerung pharmazeutischer Produkte braucht das Lager Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von maximal 65 Prozent. "Diese Anforderungen, aber auch der Ölpreis, legten uns nahe, die Immobilie ökologisch richtig anzulegen", erklärt der Spediteur.

Entstanden ist nach seinen Angaben ein "Fünf-Sterne-Warenhotel".  Eine Wasser-Wärmepumpe sorgt in Verbindung mit einer Fußbodenheizung für die richtige Temperatur –  im Winter spendet sie Wärme, im Sommer kühlt sie die Immobilie. Um Energiekosten zu sparen, ist das Gebäude in eine 14 Zentimeter dicke Isolierschicht gepackt. "Um Problemen mit der Luftfeuchte zu entgehen, reicht es, mit den Temperaturen zu spielen", sagt der Geschäftsführer.

Eine Photovoltaik-Anlage liefert den Strom

Eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 126 Kilowatt-Peak auf dem Lagerdach liefert Strom, sogar mehr, als benötigt wird. Im Zusammenspiel mit der Wärmepumpe brachte die Anlage laut Barth voriges Jahr ein Plus von etwa  62.000 Kilowattstunden. "Und das mit Energie vor der Haustür", betont der Spediteur. Für das Unternehmen bedeute diese Bilanz, dass das Konzept weiterverfolgt wird – etwa bei künftigen Erweiterungen. "In jedem Objekt eine Fußbodenheizung und offen sein für zukünftige Heiztechnologien" – das sind Barths Empfehlungen.

Fast uneingeschränkt empfehlen kann Jürgen Muhle, Gesellschafter von Paneuropa-
Rösch, seinen Kollegen den Kombinierten Verkehr. Der Mittelständler aus Vechta nutzt die Alternative zur Straße seit 14 Jahren und bewegt mehr als 300 Einheiten täglich. Seit drei Jahren bietet das Unternehmen auch temperaturgeführte Transporte auf der Schiene an.

Kombinierter Verkehr muss sich lohnen

"Voraussetzung für die Nutzung des Kombinierten Verkehrs ist für uns, dass Transportpreis, -zeit und -qualität vergleichbar zur Straße sein müssen", erklärt Muhle. Als Herausforderung stellt Muhle die Beschaffung von eisenbahntauglichem Equipment sowie die Schaffung von IT-Schnittstellen in den Vordergrund, aber auch die Kundenakzeptanz.

Neben dem ökologischen Ansatz kann der Kombinierte Verkehr laut Muhle auch damit punkten, dass er wesentlich preisstabiler als der Straßenverkehr ist. Doch will Muhle nicht polarisieren: "Wir brauchen jeden Verkehrsträger, aber wir müssen auch darüber nachdenken, was alles möglich ist", sagt der Paneuropa-Gesellschafter.

45 Partner sorgen für Nachhaltigkeit

Ist es auch möglich, ein Projekt zur Nachhaltigkeit mit 45 Partnern zu stemmen? Jörn Peter Struck, Chef von Cargoline tritt den Beweis an. Die Stückgutkooperation hat 2011 das Projekt Grüne Logistik angestoßen, das in ein Cargoline-Benchmarkprojekt integriert ist. Alle gesammelten Daten hätten ohnehin erfasst werden müssen.

Zunächst sollen alle Treibhausgasemissionen nach ISO 14064 beziehungsweise dem Greenhouse Gas Protocol erfasst werden. Dabei belässt es Cargoline nicht bei ungefähr, sondern nimmt Echtwerte – inklusive Emissionen , die bei eingekauften Transporten, beim Pendeln, bei Dienstreisen und beim Müllentsorgen entstehen.

Der CO2-Fußabdruck ist der erste Schritt

Basierend auf diesen Daten folgt eine kooperationsweite CO2-Sendetabelle, die die tatsächlich verursachten Emissionen einer Sendung je nach Gewicht und Entfernung angibt. Weiteres Ziel ist es, diese Sendungswerte nach Inkrafttreten der DIN-Norm 16528 – voraussichtlich zu Jahresende  – zu veröffentlichen. Viertes Ziel ist die ständige Optimierung.

Doch warum der ganze Aufwand?  "Der CO2-Fußabdruck ist der erste Schritt, der zweite ist die Kostensenkung", erklärt Jörn Peter Struck. Nicht zuletzt schaffe die Transparenz, mit der die Cargoliner bei dem Projekt vorgehen, auch Vertrauen beim Kunden. Und ein solches Argument ist nun wahrlich kein Modetrend.

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