Jeder sechste Lkw-Fahrer macht in fünf Arbeitsjahren Erfahrungen mit Verbrechen rund um den Transport. Von Planenschlitzen bis Mord ist alles dabei.
Parken Brummifahrer gefährlich? Im Jahr 2005 ist der damals 63-jährige Parkplatzwächter Leo Schulz bei einem Streit auf dem Autohof Satteldorf ums Leben gekommen. 2008 wurde der 29-jährige Berufskraftfahrer Andreas K. in der Ausfahrt eines Parkplatzes von einem Kollegen vorsätzlich überfahren. Er starb am "Tatort Autohof".
Etwas mehr Glück hatte ein 48-jähriger polnischer Fahrer im vergangenen Dezember. Auf dem dunklen Lkw-Parkplatz der Ford-Werke in Saarlouis gab es nachts einen Streit unter zwei polnischen Truckern, der ein blutiges, aber kein tödliches Ende nahm. Ein 28-jähriger polnischer Fahrer hatte eine Auseinandersetzung mit seinem 20 Jahre älteren Kollegen. Es kam zur Gewaltausübung, eine Menge Blut floss auf den Asphalt. Die beiden Streithähne kamen wegen einer schweren Schädel-und einer Kopfverletzung in die umliegenden Krankenhäuser. Zum Glück starb niemand.
Die Motive für solche Taten sind oftmals unklar. In den meisten Fällen aber sind es niedere Beweggründe.
Das sagen unsere Facebook-Freunde
Das Thema Gewalt auf den Parkplätzen ist aktueller denn je. Wir wollten wissen, welche Erfahrungen unsere Facebook-Freunde gemacht haben und wie sie sich vor Übergriffen schützen. Die Reaktionen waren sehr interessant und teilweise auch extrem überraschend.
Christel Kehl meint: "Damit der Brummifahrer ruhig schlafen kann, per Knopfdruck den Lkw unter Strom setzen. Die packen nur einmal an den Lkw, danach nicht mehr. Mein Gott ist das traurig, dass wir so Geschütze auffahren müssen, aber es geht hier um die Sicherheit unserer Jungs."
Michael Paul sieht das Ganze mit Humor: "PS-Zahl in der Typenbezeichnung abmontieren und Bruttolohn dranschreiben, dann müssten Diebe schon feuchte Augen bekommen und stecken vielleicht einen Zehner hintern Scheibenwischer."
"Endlich mal anfangen miteinander statt gegeneinander zu arbeiten und zusammenhalten. Aufeinander achtgeben und vor allem: nicht den Helden spielen", ist der Vorschlag von Cindy Schneppe.
Pascal Haverbeck entgegnet: "Also ich finde es gibt so viel Technik im Lkw, warum nicht ab Werk einen sogenannten Panik-Knopf installieren. Sodass ein Notruf mit den jeweiligen Koordinaten abgesetzt wird, sobald man drauf drückt."
"Für uns Fahrer ist es erst mal ganz egal, aus welchem Land wir kommen. Ich bin 23 Jahre international gefahren: Iran, Irak, Afghanistan und Russland. In keinem Land hat sich einer an meinen Jumbo zu schaffen gemacht. Wir saßen abends zusammen und haben uns noch gegenseitig geholfen, wenn du auf der Standspur gestanden bist. Heute fährt doch der Kollege von der eigenen Firma an einem vorbei und zeigt dir noch den Stinkefinger. Die eigenen Kollegen sind zu Feinden geworden", erzählt Andreas Stockhammer nostalgisch.
Heiko Köhler hat eine Menge durchgemacht: "Seit 1991 bin ich international unterwegs. Drei Überfälle, zehn Mal Dieselklau und unzählige Diskussionen um Parkplätze. Vier Mal bedroht mit dem Messer. Das Ganze häufte sich seit der EU-Osterweiterung."
Aus Thomas Scheiderbauers Erfahrungen spricht Frust: "Ich musste bis jetzt sechs Mal dran glauben – an verschiedenen Orten. Italien: Spanngurte aus der Werkzeugkiste geklaut, mit Gas betäubt und die ganze Hütte leergeräumt sowie Tür während der Kaffeepause aufgebrochen, Laptop und Navi geklaut. Ungarn: Reserverad geklaut. Deutschland: 800 Liter Diesel abgesaugt, Plane aufgeschlitzt und zwei Waschmaschinen von der Ladefläche geklaut. Die Polizei hat die Vorfälle jedes Mal mit einem Schulterzucken quittiert und gemeint, da könne man nichts machen. Wozu zahlen wir Steuern, wenn sie keine Verbrecher fangen? Aber Abstandskontrollen bekommen sie hin."