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Geodis Logistics Deutschland Andrea Rudy - Logistik statt Kunst

Porträt, Andrea Rudy Foto: Jüngst

Nach dem Abitur musste Andrea Rudy sich entscheiden – geht sie ihrem Interesse für Kunst nach oder eher in Richtung Mathematik? Heute leitet sie die Geschicke von Geodis Logistics in Deutschland.

Ungewöhnlich: Neben der Kunst hatte die geborene Rüdesheimerin im Abitur als zweites Standbein den Leistungskurs Mathematik gewählt. "Für mich kamen bei der Berufswahl damals nur diese beiden Bereiche in Frage", sagt Andrea Rudy. Den Spaß am Gestalten und die Fähigkeit, mit Zahlen umzugehen, setzt sie heute als Geschäftsführerin von Geodis Logistics in Deutschland ein.

Internationale Ausbildung

Die Voraussetzung dafür schuf sie letztlich mit einem Studium der Betriebswirtschaft an der European Business School in Schloss Reinhartshausen. Sie belegte Auslandssemester an der London Business School und an der Paris Business School und absolvierte ein längeres Praktikum in der Niederlassung eines deutschen Unternehmens in Buenos Aires. Rudy erinnert sich gerne daran: "In der Zeit habe ich vieles gesehen und viel gelernt", sagt sie. Die Themen Wirtschaftsprüfung, Steuern und Finanzierung wurden noch während des Studiums ihre Schwerpunkte.

Nach dem Studium entschied sie sich für die Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PWC) und startete dort mit ihren gerade mal 24 Jahren als Assistentin im Wirtschaftsprüfungsbereich ihre Karriere. Bereits zwei Jahre später koordinierte sie als Prüfungsleiterin die Arbeit der Teams bei den Kunden. Eine große Herausforderung, weil die erst 26-Jährige dabei Teams mit weit älteren Mitarbeitern leiten musste. "Die Zeit bei Price Waterhouse war eine tolle Ausbildung", sagt sie heute. "Ich habe viele Firmenebenen kennengelernt und konnte mir ein Bild davon machen, wie es ist, wenn eine Firma gut läuft – aber auch, wenn es mal nicht so gut läuft."

"Ich wollte voll im Tagesgeschäft sein"

Dann wechselte sie sozusagen die Seite: "Ich wollte voll im Tagesgeschäft sein und nicht nur Sachen prüfen, die ich anschließend selber gar nicht verantworten musste", sagt Rudy über ihren nächsten Karriereschritt. Die Gelegenheit dazu bot sich bei dem Baustoffkonzern Dyckerhoff in Wiesbaden. In ihrer neuen Funktion berichtete sie direkt an den Finanzvorstand. Ihre Aufgabe: bei Neuakquisitionen im westlichen Ausland Finanzwesen und die Standards von Dycker­hoff einzuführen. Spanien, Frankreich oder die USA hießen mehrheitlich die Reiseziele.

Der Wunsch nach einer aktiveren Rolle wuchs: "Ich wollte endlich auch richtig etwas gestalten", sagt Rudy. Die Möglichkeit dazu bot die Position als Finanzdirektorin bei Geodis Logistics Deutschland, als Teil der französischen Geodis-Gruppe. Die deutsche Logistiktochter stand damals vor dem Umzug der gesamten Firmenzentrale von Hamburg nach Rodgau bei Frankfurt. Für Andrea Rudy, zu dem Zeitpunkt Anfang 30, eine große Herausforderung, aber  als Aufgabe auch ein Glücksfall. "Das war eine große Spielwiese", sagt sie im Rückblick auf ihre Anfangszeit bei Geodis. Im Bereich Finanzen und Controlling konnte sie die Strukturen neu gestalten, neue Teams aufstellen, eine neue EDV-Struktur entwickeln. Zudem war sie in den ersten zwei Jahren auch mit der Entwicklung der Geschäftsaktivitäten in Polen und Ungarn betraut.

In Frankreich ist Laissez-faire gefragt

Vorteilhaft beim Eintritt in die Welt der französischen Geodis waren dabei auch ihre Auslandserfahrungen. "Sicher, man muss Sprache und Kultur verstehen", sagt Rudy. Im Vergleich zu geschäftlichen Besprechungen in den USA sei etwa eine französische Runde weniger durchstrukturiert. "Es braucht ein gewisses Laissez-faire, es darf einen nicht aufregen, wenn es scheinbar langsamer geht."Letztendlich komme man aber dann doch immer zu dem Ergebnis, das auch angestrebt werde.

Von Vorteil sind diese Kenntnisse auch dann, wenn es gilt, neue Unternehmen "in die Geodis-Welt mitzunehmen und zu integrieren", wie es Rudy beschreibt. Etwa Firmen, die Geodis neu akquiriert oder nach einem Outsourcing übernimmt. Heute hat Geodis Logistics Deutschland neben der Zentrale in Frankfurt 14 weitere Standorte, darunter der neu eröffnete in Bodenheim mit einer Logistikfläche von mehr als 31.500 Quadratmetern und die im Januar eröffnete Niederlassung Nieder-Olm.

Reisen gehört zum Alltag

"Irgendwie hatte sich mein Aufgabengebiet sukzessive erweitert", berichtet Rudy von der Übernahme der Geschäftsführung. Einen Standardtag gibt es nicht, sie ist viel unterwegs: entweder in einer der Niederlassungen zwischen Hamburg und Böblingen oder auch mal in der Geodis-Zentrale im französischen Clichy bei Paris, wo sie Mitglied einer länderübergreifenden Direktionsrunde für die Logistik ist. Was sie besonders an ihrem Job mag: "Auch nach den vielen Jahren gibt es immer wieder neue Themen und Aufgaben", sagt sie, "Umweltschutz zum Beispiel stand vor zehn Jahren längst nicht so auf der Tagesordnung."

Heute ist sie etwa mit der Umsetzung der Geodis-Verpflichtung STC ("Totale Zufriedenheit der Kunden, Mitarbeiter, Citizen") beschäftigt. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei das Thema sicherer Arbeitsplatz. "Es ist für mich sehr wichtig, dass wir keine Arbeitsunfälle haben", erklärt sie, "und wichtig ist auch, dass der Mitarbeiter mit dem Unternehmen alt werden kann."

Jogging oder Golf bringen Entspannung

Um einen Ausgleich zu ihrem Beruf zu schaffen, joggt Andrea Rudy am Wochenende eine Runde durch den Wald oder spielt Golf. Kunst ist immer noch ein wichtiger Teil in ihrem Leben, auch wenn sie selber nicht mehr malt. Stattdessen nutzt sie heute jede Gelegenheit, sich interessante Ausstellungen anzusehen, bevorzugt von Künstlern ab dem Zeitpunkt des Impressionismus. "Und das versuche ich auch, beruflich zu integrieren – etwa auf einer Dienstreise", sagt sie.

Zur Person

Andrea Rudy ist seit 2004 Geschäftsführerin von Geodis Logistics Deutschland. Das Unternehmen ist Teil der Logistik Division der französischen Geodis-Gruppe, deren Hauptanteilseigner die französische Staatsbahn SNCF ist.

Zu den Leistungen von Geodis Logistics Deutschland gehören neben Distribution Komplett- und Teilladungen, Luft- und Seefracht vor allem die Kontraktlogistik. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Frankfurt und betreibt derzeit 15 Niederlassungen.

Rudy ist seit 1999 für Geodis tätig. Davor arbeitete sie für den Wiesbadener Baustoffkonzern Dyckerhoff sowie für die Unternehmensberatung Price Waterhouse Coopers. Von 1987 bis 1992 studierte Rudy an der European Business School in Schloss Reinhartshausen Betriebswirtschaft.

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