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Flotten mit 17,80 und 25,25 Meter langen Lkw Speditionen nutzen lange und kurze Lang-Lkw

Lang-Lkw Weck + Poller 14 Bilder

Es gibt kein Entweder-Oder: Speditionen setzen sowohl den kurzen Lang-Lkw (verlängerter Sattelauflieger) mit 17,80 Metern als auch den langen mit 25,25 Metern ein. Das zeigt eine Umfrage der Fachzeitschrift trans aktuell.

Was ist eigentlich aus dem Lang-Lkw geworden? Der Regelbetrieb läuft seit anderthalb Jahren völlig geräuschlos. Die Volumenfahrzeuge integrieren sich in die Flotten der Unternehmen und in deren Logistikabläufe. Sie sind  in steigender Zahl auf der Straße zu finden, aber in abnehmender Häufigkeit in den Tagesmedien.

LGI nimmt drei Lang-Lkw in Böblingen in Betrieb

Nur vereinzelt widmen Nachrichtenportale den  langen Fahrzeugen noch kurze Texte – etwa wenn weitere Fuhrparks zum Kreis der Lang-Lkw-Betreiber hinzukommen. Vor zwei Wochen zum Beispiel hatte der Logistikdienstleister LGI aus Herrenberg dadurch von sich reden gemacht. Drei Einheiten sind künftig im Raum Böblingen für das Unternehmen unterwegs. "Wenn sich der Einsatz der Lang-Lkw bewährt, wird LGI weitere Fahrzeuge nutzen", teilte das Unternehmen mit.

Einen großen Nachrichtenwert haben solche Mitteilungen aber nicht mehr. Es scheint, als seien der Informationsbedarf gestillt und die grundlegenden Fragen beantwortet. Alles andere wäre auch verwunderlich, nachdem die Branche fünf Jahre lang Erfahrungen im Rahmen eines Feldversuchs sammeln konnte und die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) mithilfe zahlreicher wissenschaftlicher Institute alle Ergebnisse minutiös dokumentiert hat.

Keiner kann nach Vorliegen der Fakten mit gutem Gefühl noch behaupten, der Lang-Lkw gefährde die Verkehrssicherheit oder raube der Schiene Güter. Beide Ängste sind unbegründet. Die Polemik ist gewichen, ein Austausch findet auf Basis von Argumenten statt.

Klage der Allianz pro Schiene gegen Regelbetrieb abgewiesen

Was aber nicht heißt, dass die Kritik an dem Fahrzeugkonzept verstummt ist. Zur Wahrheit gehört auch, dass der seit 2017 laufende Regelbetrieb Umweltverbänden und der Allianz pro Schiene ein Dorn im Auge ist. Mit einer Klage gegen den Regelbetrieb war das Bündnis jedoch im April vor dem Verwaltungsgericht Berlin gescheitert. Es hatte ins Feld geführt, die EU erlaube nur einen Einsatz von maximal 18,75 Meter langen Fahrzeugen und längere Lkw nur in Ausnahmefällen. Vorige Woche teilte die Allianz pro Schiene dann mit, keine weiteren Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.

Das könnte implizieren, dass die Umweltverbände an Lang-Lkw-Variante eins nichts auszusetzen hätten. Der erste der fünf Lang-Lkw-Typen misst "nur" 17,80 Meter, nämlich die Zugmaschine mit verlängertem Sattelauflieger. Doch auch dieses Fahrzeug fiel mit Beginn des Feldversuchs unter die Rubrik Lang-Lkw. Vielen in der Branche leuchtete das nicht ein, da es anderen Einsatzzwecken folgt, es kürzer als ein Gliederzug oder Autotransporter ist und damit auch  nicht auf der Straße auffällt.

trans aktuell fragt Firmen, die lange und kurze Lang-Lkw nutzen

Anlass genug für die Fachzeitschrift trans aktuell jedenfalls, um die neu aufgeworfenen Fahrzeuglängen als Aufhänger für ein Update zum Thema Lang-Lkw zu nehmen. Wer sich mit den fünf Typen beschäftigt hat, weiß, wie jede Interessengruppe für ihr Idealmaß gekämpft hat. Dabei zeigt sich – und diese Erkenntnis setzt sich letztlich durch – dass es kein Gegeneinander von 17,80 und 25,25 Meter gibt. Vielmehr trifft man in immer mehr Fuhrparks in Deutschland ein Miteinander beider Konzepte an – der Kurze rollt gemeinsam mit dem Langen. Ganz nach dem Motto der Fantastischen Vier und Clueso in ihrem neuen Hit: "Wir sind zusammen groß."

Elflein Spedition hat die meisten 25-Meter-Lkw

An den Unternehmen Elflein, Große-Vehne, Logistik in XXL, Rüdinger, Weck+Poller und Weets wird das deutlich. Sie setzen alle beide Varianten ein und sehen spezifische Vorteile für beide Systeme (Übersicht der Flottenbetreiber zum Download ist angefügt). Der Lang-Lkw-König beim 25-Meter Fahrzeug heißt mit 25 Einheiten Elflein Spedition, die Nummer eins beim Langsattel ist mit 45 Einheiten die Große-Vehne-Gruppe. Der längere Auflieger bringt zwar "nur" zehn Prozent zusätzliches Volumen, kann aber deutlich flexibler eingesetzt werden, während beim 25-Meter-Lkw erhebliche Strecken- und Tonnage-Restriktionen zu beachten sind. Die deutliche Überlänge geht ja nicht mit mehr Tonnage einher.

Speditionen sind vom Lang-Lkw überzeugt

Deutlich wird aus der Umfrage, dass die Unternehmen aus Überzeugung handeln. "Der Lang-Lkw überzeugt mich, weil er umweltfreundlich und effizient ist", sagt Spediteur Roland Rüdinger aus Krautheim. Die Fahrzeuge hätten sich bewährt. "Die Bevölkerung merkt nicht, dass wir fahren", sagt er, was den Eindruck des geräuschlosen Regelbetriebs bestätigt. "Die CO2-Emissionen werden um mehrere 100 Tonnen pro Jahr gesenkt", sagt Unternehmer Jakob Weets aus Emden. Seine Bilanz beim 25-Meter-Lkw: 25 Prozent weniger Verbrauch je Lkw und Tour.

Logistik in XXL: Lang-Lkw laufen unproblematisch

Die Fahrzeuge laufen "sehr gut und vollkommen unproblematisch" – das ist auch das Resümee von Volker Asche, Geschäftsführer von Logistik in XXL in Braunschweig. Die Fahrer hätten die Fahrzeuge gut angenommen. Bei den Kunden ergibt sich ein zwiespältiges Bild: "Wir haben mit einem Bestandskunden neue Verkehre aufgebaut", sagt Asche. Doch leider hätten einige Verlader Probleme bei der notwendigen Anpassung ihrer Logistikprozesse.

"In kleinerem Umfang" ist es auch der Elflein Spedition gelungen, Neukunden durch Lang-Lkw zu gewinnen. "Er ist ökonomisch und ökologisch eine sinnvolle Ergänzung der Fahrzeugkapazitäten im europäischen Güterverkehr", erklärt Geschäftsführer Rüdiger Elflein. Die Fahrzeuge liefen überzeugend ohne negative Überraschungen. Die generelle Rechnung "aus drei mach zwei Fahrzeuge" gehe auf, die CO2-Reduktion belaufe sich auf 15 bis 20 Prozent.

Weck+Poller: Lang-Lkw überzeugt in allen Bereichen

"Der Lang-Lkw überzeugt mich in allen Bereichen", bilanziert auch Jörg Schmetzer, Fuhrparkmanager bei Weck+Poller in Zwickau. Neben den positiven Effekten bei Verbrauch und CO2-Emissionen weist er auf das Mehr an Verkehrssicherheit durch die zusätzlichen Sicherheitssysteme hin. Seit Beginn des Einsatzes habe es keinen selbstverschuldeten Schaden gegeben. Etwa fünf Millionen Kilometer haben die langen Einheiten bisher in der Weck+Poller-Flotte absolviert.

Große-Vehne schätzt Vorteile des verlängerten Aufliegers

Die Große-Vehne-Gruppe hat in ihrem Netzwerk GV Truck Net ebenfalls beide Varianten laufen, wobei bei ihr eine Tendenz zu Typ 1 zu erkennen ist. Bei Kögel firmierte dieses Fahrzeug früher als Big-Maxx, inzwischen als Eurotrailer. "Insbesondere der Eurotrailer ist ein schnell und einfach umzusetzendes Konstrukt", sagt Geschäftsführer René Große-Vehne. "Hier sind keinerlei Probleme im Alltag zu vermelden." Er warnt aber davor, eine mögliche Präferenz einer Gattung als Kritik an der anderen zu interpretieren. "Man sollte nicht die Diskussion Eurotrailer versus Lang-Lkw aufmachen, sondern beide Konstruktionen unabhängig voneinander bewerten."

Wie viele XXL-Lkw, ob kurz oder lang. aktuell durch die Republik rollen, lässt sich nicht sagen, da Unternehmer ihre Einheiten nicht mehr melden müssen, sondern – sofern sie die Vorgaben an die Fahrzeuge erfüllen und sich ans Streckennetz halten – sofort losfahren können. Nach der 8. Änderungsverordnung von Ende Dezember wirken nun 15 Bundesländer am Regelbetrieb mit. Berlin lässt bisher weder kurze noch lange Lang-Lkw zu. Die Umsetzung der 9. Verordnung lässt auf sich warten. Spätestens mit Inkrafttreten wird die Presse wieder etwas zum Lang-Lkw berichten können.

Download Übersicht über Speditionen mit kurzen und langen Lang-Lkw (PDF, 0,21 MByte) Kostenlos
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