DAF FAQ CF 85 für die Entsorgungsbranche

DAF FAQ CF 85.460, Fahrbericht Foto: Thomas Küppers, DAF 12 Bilder

Mit dem auf den ersten Blick außergewöhnlichen Lastzug FAQ CF 85 zielt DAF auf die Entsorgungs- und Recycling-Branche.

Eine Achse vorne, drei Achsen hinten, dazu ein Zweiachsanhänger – das ergibt sechs Achsen und ein technisch mögliches Gesamtzuggewicht weit jenseits von 50 Tonnen. Aber nur 40 Tonnen sind auf deutschen Straßen möglich – ein Gewicht, das sich trefflich und ohne Probleme auch auf fünf Achsen verteilen lässt.

Flexibel einsetzbar

Warum also deren sechs? Hier holt Uwe Müller, bei DAF Trucks in Deutschland für die Technik zuständig, erst mal länger aus, weil die Antwort so einfach nicht ist. "Mit dem Vierachser FAQ CF 85 wollen wir einen Lkw auf die Räder stellen, der im Recycling- und Entsorgungsbereich flexibel einsetzbar ist. Er kann beispielsweise als Solofahrzeug im Nahverkehr sehr schwere Behälter aufnehmen, die ein Dreiachser nicht mehr tragen kann. Und er ist darüber hinaus als Lastzug für den Fernverkehr tauglich."

Im Grunde handelt es sich bei diesem FAQ um einen Dreiachser mit einer elektrohydraulisch angesteuerten Nachlaufachse, der in der DAF-Terminologie FAN heißt und als Basis für den Vierachser mit gleichem Radstand (5.050 Millimeter von Lenkachse bis Antriebsachse) dient. Als vierte Achse kommt eine schubstangengelenkte Vorlaufachse zum Einsatz. Diese modulare Bauweise hat unter anderem den Vorteil, dass die Wendigkeit des Dreiachsers erhalten bleibt. Und erhalten bleibt natürlich auch die Länge des Dreiachsers, was den Betrieb als Lastzug mit einem 7.200 Millimeter langen Zweiachs­anhänger innerhalb der gesetzlichen Längenbestimmungen ermöglicht. Zwei sieben Meter lange Behälter lassen sich damit transportieren.

Vierachser ist sehr populär

Der Blick auf die Straße zeigt ohnehin, dass der Vierachser sehr populär ist, zumeist allerdings in der klassischen Bauweise mit zwei plus zwei Achsen und als Kipper, Betonmischer oder –  zunehmend – auch als Müllsammelfahrzeug. Der wichtigste Grund: Er trägt auf öffentlichen Straßen sechs Tonnen mehr Gesamtgewicht als ein Dreiachser, die zu gut vier Tonnen mehr Nutzlast führen.

Für den Einsatz mit Abrollgerät und Hänger eignet sich ein solcher klassischer Vierachser aus mehreren Gründen nicht immer. Ihm fehlen die Wendigkeit und die für einen Abroller mitunter nötige Tragfähigkeit sowie Standsicherheit. Uwe Müller fasst die Vorteile folgendermaßen zusammen: "Wir haben im FAQ die Vorteile vom 6x2-Dreiachser und vom klassischen Vierachser kombiniert."

Vierte Achse kostet Geld und Nutzlast

Ganz ohne Nachteile gibt es die Flexibilität des DAF FAQ  CF  85 allerdings nicht. Die vierte Achse, welche die Tragfähigkeit des Solo-Fahrzeugs auf 32 Tonnen erhöht, kostet empfindlich Geld und vor allem Gewicht. Um 1.800 Kilogramm reduziert sich die Nutzlast, wozu auch das Abrollgerät 30.67 TSK von Meiller seinen Teil beiträgt. Rund 3.600 Kilogramm wiegt das Abrollgerät beim Vierachser, 2.400 Kilogramm beim Dreiachser.

Trotzdem, der FAQ-Vierachser trägt als Solowagen fast 18 Tonnen, was fast immer reicht, um auch mit Metallspänen oder Papier beladene Behälter zu schultern. Dank der Bauweise mit Vorlaufachse verteilt sich das Landungsgewicht bei voller Ausladung so günstig auf die vier Achsen, dass vorne und hinten noch reichlich Reserven bleiben. Was natürlich auch daran liegt, dass die hinteren drei Achsen insgesamt 27 Tonnen tragen dürfen, weil die Vorlaufachse aufgrund des 1.410 Millimeter großen Abstands zur Antriebsachse als Einzelachse zählt. Mit etwas weniger Radstand würden die drei Achsen
als ­Tridem-Aggregat zusammengefasst. Dann wäre bei 24 Tonnen Schluss.

Schneller, wendiger Arbeiter

Viel Wert hat DAF bei der Spezifikation und Ausrüstung des FAQ darauf gelegt, dass er als Solofahrzeug nicht nur wendig ist, sondern auch schnell arbeiten kann. Die permanent per Riemen angetriebene Verstellpumpe zum Betrieb des Abrollgeräts (mit zuschaltbarem Arbeitskreis) macht es möglich, dass der Abroller auch während des Rangierens arbeiten kann und unhängig von der Motordrehzahl bleibt. Der Behälter wird hydraulisch verriegelt, ein Rückfenster in der Space-Cab-Kabine ermöglicht den Blick auf das Geschehen hinter dem Fahrerhaus, ein elektrohydraulisch verstellbarer Unterfahrschutz garantiert die nötige Sicherheit auch bei jenen Behältern, die über das Fahrzeugheck hinausragen. Und ausreichende Traktion ist für den 8x2 in aller Regel auch kein Problem, weil sich Vor- und Nachlaufachse liften lassen, die Antriebsachse mit einer Differenzialsperre ausgerüstet ist. Einen 8x4 ersetzt dies allerdings nicht.  

Beim Fahren gibt sich der Vierachser äußerst kommod. Auch bei Leerfahrt ist die Vorderachse mit neun Tonnen Tragfähigkeit so weit belastet (mit fast sechs Tonnen) , dass die Blattfedern sanfte Wirkung zeigen können, die übrigen Achsen sind luftgefedert und erweisen sich mit und ohne Belastung als komfortabel. Gleichfalls auf Luftfedern ruht das CF-Fahrerhaus, dessen Neigung sich auch in schnellen Kurven trotz hohem Schwerpunkt in engen Grenzen hält. Überhaupt glänzt dieser Lastzug mit einem stoischen Geradeauslauf und gutem Fahrverhalten.

Innenbreite um 150 Millimeter geringer

Der Arbeitsplatz im DAF CF stimmt weitgehend mit der Einrichtung des Fernverkehrsfahrzeugs der Baureihe XF 105 überein, die Innenbreite misst allerdings rund 150 Millimeter weniger. Dies führt bei CF-Kipperfahrzeugen beispielsweise dazu, dass das Kippventil zwischen Sitz und Türverkleidung "eingeklemmt" ist und sich die Sitzverstellung kaum erreichen lässt. Eine gerade angekündigte Modellpflege macht mit diesem Problem Schluss. Eine neue Türverkleidung lässt deutlich mehr Platz zum Fahrersitz. Zu dieser Modellpflege gehören auch neue Sitze mit größeren Verstellmöglichkeiten und Sicherheitsgurte mit höhenverstellbarem Schultergurt.

Über die Antriebstechnik des DAF CF  85 noch allzu viele Worte zu verlieren, ist so wenig nötig, wie Käse nach Holland zu rollen. Das Wichtigste hier noch einmal zusammengefasst: Der 12,9 Liter große MX Motor gilt als kräftiger, sparsamer und nicht immer ganz kultivierter Geselle. In der von lastauto omnibus gefahrenen 462-PS-Version (340 kW) liefert er 2.300 Nm Drehmoment von 1.000 bis 1.410/min, was für reichlich Leistung im unteren und mittleren Drehzahlbereich sorgt. Die Achsübersetzung von 2,93 zu 1 diktiert auf der Autobahn Drehzahlen von knapp 1.300/min, passt aber auch zum Rollen über Bundes- und Landstraßen mit Tempo 65 bis 70.

Vier Motorvarianten zur Wahl

Alle vier Motorvarianten des MX mit 360 bis 510 PS (265 bis 375 kW) stehen im CF-Vierachser zur Wahl. Grundsätzlich zu kombinieren sind alle Varianten mit manuell zu schaltenden Zwölfgang-Getrieben von ZF. Als Alternative stehen automatisierte AS-Getriebe von ZF mit gleichfalls zwölf Gängen zur Verfügung. In allen Fällen ist die Spreizung so bemessen, dass sich der Lastzug auch sanft anfahren und rangieren lässt. Mittlerweile überzeugt auch die Schaltstrategie der AS-Getriebe. Es hat einige Jahre gedauert, bis DAF den richtigen Mittelweg zwischen Fahrdynamik und Sparsamkeit gefunden hat. Von der etwas antiquierten Bedienung der Fahrprogramme abgesehen (Drehschalter im Armaturenbrett), macht die Automatik genau dasselbe wie ein guter Fahrer: niedrige Drehzahlen nutzen, zum richtigen Zeitpunkt schalten. Als Dauerbremse bietet DAF eine verstärkte Motorbremse mit bis zu 320 kW oder einen ZF-Hochtriebretarder mit 500 kW Bremsleistung.

Vierachser mit Vorlaufachse liefert DAF seit dem vergangenem Jahr in zwei Versionen. Einmal als FAQ oder als FAK. Der wesentliche Unterschied: Statt einer gelenkten und einzelbereiften Nachlaufachse rollt der FAK auf einer zwillingsbereiften, starren Nachlaufachse. Beide Versionen sind grundsätzlich als Lastzug einsetzbar, aber – und das ist ihre Stärke – auch als enorm tragfähige und flexible Solofahrzeuge, die immer dann ihre Vorteile ausspielen, wenn es um hohe Lasten im Heckbereich geht.

Download Technische Daten DAF FAQ CF 85.460 (PDF, 0,02 MByte) Kostenlos
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