Fahrerische Herausforderung Kieskutscher aus Leidenschaft

Truck Job Kiesfahrer Foto: Jacek Bilski 10 Bilder

Chris Hauser ist Kieskutscher aus Leidenschaft. Besonders fasziniert ihn an seinem Job die fahrerische Herausforderung.

"Wenn du nicht weißt, wie du mit dem hydrostatischen Vorderradantrieb HAD in der Kiesgrube umgehen musst, liegst du ruckzuck auf der Seite", erklärt Chris Hauser während der Fahrt durch das Asphaltwerk. Dabei achtet er genau auf die Bodenbeschaffenheit und das Wetter. "Es könnte heute noch Regen geben, dann wird es sehr rutschig auf dem staubigen Geläuf", erklärt er. Es ist genau diese fahrerische Herausforderung, die ihm Spaß bereitet.

Der gelernte Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik fährt seit fast zwei Jahren Baustellen-Lkw. Den Führerschein hat er bei der Feuerwehr gemacht und seitdem hat ihn der Truck-Virus nicht mehr losgelassen. Als ihn sein Schwieger­vater gebeten hat, im Familienbetrieb zu fahren, war für Chris die Entscheidung leicht: hoch auf den Bock und raus auf die Straße.

Das fahrerische Können hat Chris Hauser sich selbst beigebracht

Die Tour führt ihn heute auf eine Baustelle an der B 14 zwischen Waiblingen und Horb, wo er Fräsabbruch von der Bundesstraße ins nahegelegene Asphaltwerk transportieren soll. "Die Bauarbeiten gehen derart schnell voran, da muss ich immer auf der Hut sein, die richtige Einfahrt zu treffen", erklärt er. Prompt verpasst Chris die Baustelleneinfahrt. Nun ist schnelle Anpassungsfähigkeit gefragt. Mit viel Geschick und geübter Hand zirkelt er seinen Truck eine ordentliche Strecke rückwärts und ist froh, als er endlich in der Warteschlange steht. Noch ist er nicht an der Reihe. Die Zeit nutzt Chris zum kurzen Plausch mit seinem Kollegen und Schwager Andi, der direkt vor ihm ansteht.

Das fahrerische Können hat sich der gelernte Anlagenmechaniker selbst beigebracht. "In der Fahrschule lernst du geradeaus und rückwärts an die Rampe zu fahren. Damit hat es sich dann aber auch schon", erläutert er. Nun ist Chris an der Reihe. Millimetergenau rangiert er seinen Auflieger rückwärts an das Förderband der Fräse heran. Mit einem kurzen Hupen signalisiert der Maschinenführer, dass Chris langsam anrollen soll. Dabei müssen sich die zwei Baustellenprofis blind aufeinander verlassen können. Zwar ist auf dem Fahrerhaus eine Kamera für den Beladevorgang angebracht, jedoch ist das Ende des Aufliegers bei direkter Sonneneinstrahlung kaum erkennbar und aufgrund des Weitwinkels treten Verzerrungen auf. Deshalb verständigen sich die beiden über das punktgenaue Anhalten, Anfahren und den Beladezustand mittels unterschiedlich langen Hupsignalen. Durch einen doppelten Signalton weiß Chris, dass sein Auflieger voll ist, es geht zurück.

"Ich achte immer auf das Wetter und den Belag"

Kaum hat er die Baustelle verlassen, zuckelt er durch den stockenden Verkehr. "In solchen Situationen bin ich immer wieder froh, dass mein Arocs über ein automatisiertes Getriebe verfügt. Unsere MAN haben noch eine herkömmliche Handschaltung. Wenn du aber fast jeden Tag im Stau stehst, weißt du irgendwann den Automaten zu schätzen", scherzt er. Überhaupt ist er mit seinem Arbeitsgerät sehr zufrieden. Für ihn zahlen sich die Vorteile des HAD im Vergleich zum herkömmlichen Allradantrieb im täglichen Einsatz aus. Im Kieswerk, bei schwierigen Witterungsbedingungen und bei rutschigem Boden auf der Baustelle hat Chris zur Sicherheit den zuschaltbaren Vorderradantrieb in Reserve. Im Vergleich zum permanenten Allradantrieb reduziert sich das Fahrzeuggewicht durch HAD um etwa eine halbe Tonne. "Den Vorteil spüren wir jeden Abend im Geldbeutel. Schließlich werden wir pro transportierter Tonne bezahlt", erläutert er.

Wieder im Asphaltwerk angekommen, achtet Chris besonders auf die Bodenbeschaffenheit. Selbst wenn zwischen seinem letzten Besuch nur eine Stunde vergangen ist, kann sich die Haftung des Belages dramatisch verändert haben. Mit Erfahrung und geschultem Auge fällt Chris die Entscheidung, ob er den HAD braucht oder nicht. Noch ist der Boden fest genug und die Reifen bauen ausreichend Grip auf. Der Griff zum Schalter bleibt aus. "Ich achte immer auf das Wetter und den Belag, damit ich die richtige Entscheidung treffen kann", erklärt er. Jede Nachlässigkeit wird von losem Geläuf sofort bestraft. Chris schildert eine haarsträubende Geschichte, in der ein Mobilkran an einer Böschung wegen nicht korrekt ausgefahrener Stützen auf ein geparktes Auto kippte. "Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert, aber das Auto war ein Totalschaden", erläutert Chris.

Fahrschulen sollten besser auf Anforderungen eingehen

Die kurze Anekdote unterstreicht, wie wichtig Erfahrung, fahrerisches Können und Fahrzeugkenntnis in diesem Beruf sind. "Bei uns bewerben sich viele Fahrer, die frisch von der Fahrschule kommen. Denen müssen wir leider absagen. Es wäre wünschenswert, wenn die Fahrschulen mehr auf die späteren Anforderungen der Fahrschüler eingehen würden", erklärt Chris. "Du musst wissen, wann du die Liftachse einsetzen kannst oder wann der HAD einen Vorteil bringt, denn sonst wird es in schwierigem Terrain schnell lebensgefährlich", erläutert der Profi.

Nachdem Chris den Asphaltabbruch sicher abgeladen hat, geht es für ihn wieder zur Baustelle. Bevor er bei seiner Rückkehr ins Asphaltwerk einfährt, wird er Untergrund und Witterung erneut in Augenschein nehmen, um nicht auf dem glitschigen Geläuf wegzurutschen. Es ist genau diese tägliche Herausforderung, die für ihn den Reiz seines Berufes ausmacht – jeden Tag aufs Neue.

Job-Check

Arbeitgeber
Baumgärtner Transporte &
Dienstleistungen
Heubergring 66
71131 Jettingen

Einstiegsqualifikation

  • CE-Führerschein
  • Erfahrung auf der Baustelle
  • Fahrpraxis mit Allrad- und HAD-Antrieb

Fuhrpark

  • 2 MAN TGS Hydrodrive
  • 1 MB Arocs HAD 1848
  • ab Sommer 1 Mercedes Arocs HAD 1851 im Austausch gegen 1 MAN TG

Fahrzeug
Mercedes Arocs HAD 1848 mit Offroad-Automatik, zwei Kameras für den Beladevorgang und zum Rückwärtsfahren

Arbeitsbedingungen

  • Tagestouren im Pendelverkehr,
  • Großraum Stuttgart und Schwäbische Alb

Bezahlung
k. A.

Positiv

  • abwechslungsreich
  • fahrerische Herausforderung
  • abends zu Hause
  • Arbeit mit moderner Technik

 
Negativ

  • hoher Preiskampf auf der Baustelle
  • rauer Umgangston
Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FERNFAHRER Titel 5/2016
FERNFAHRER 05 / 2016
4. April 2016
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4. April 2016
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