Fahrbericht Renault Master Z.E. Diesen Transporter lassen Fahrverbote kalt

Renault Master Z.E. 2018 Foto: Renault 6 Bilder

Renault bringt eine batterie-elektrische Version des Master. Der 3,1 Tonner kann bis zu 13 Kubikmeter Fracht laden, ist aber nicht gerade ein Schnäppchen.

Deutschen Städten droht das Dieselfahrverbot, in Großbritannien geht die Angst vor Sperrungen in 45 Innenstädten um und Frankreich richtet großflächige Fahrverbotszonen ein. Ohne E-Antrieb wird wohl künftig auf der letzten Meile nichts mehr laufen. Das neueste Angebot passender Transporter stammt von Renault, eine Elektroversion des frontgetriebenen Master. Dass die Franzosen ihren Transporter gleich in drei Längen, zwei Höhen sowie als Plattform für individuelle Kofferaufbauten anbieten, ist konsequent. Bereits jetzt ist jedes vierte in Europa verkaufte Elektrofahrzeug ein Renault. Mit dem Master Z.E. und den Transporterablegern von Twizy, Zoe und Kangoo bieten die Franzosen europaweit nun vier elektrifizierte Nutzfahrzeugbaureihen an. Breiter ist kein Hersteller aufgestellt.

Renault Master Z.E. 2018 Foto: Renault
Der Master Z.E., das vierte elektrifizierte Nutzfahrzeug von Renault, sofern man die Transporterableger gvon Zoe und Twizy mitrechnet

Abstriche an Nutzlast oder Frachtvolumen müssen die Käufer des Master Z.E. nicht machen. Da die gesamte Elektroeinheit samt der 33-kWh-Batterie in der Kabine unterkommt, konnten die Ingenieure das Heck nahezu unverändert übernehmen. Je nach Ausführung ist der E-Transporter zwischen 5,05 und 6,20 Meter lang und packt 8 bis 13 Kubikmeter Ladegut, bei 975 bis 1.128 Kilo Nutzlast.

Angeblich haben die Ingenieure den Antrieb konsequent den Anforderungen der Flottenbetreiber angepasst, die ausschließlich in den Innenstädten unterwegs sind. 120 Kilometer Praxisreichweite, 100 km/h Höchstgeschwindigkeit und 75 PS Leistung - die technischen Eckdaten klingen tatsächlich nicht wirklich sexy. Doch Lieferdienste juckt das wenig. Ihnen bedeuten TCO alles und Fahrspaß gar nichts.

Eile mit Weile, unter der Haube werden nur 75 PS bemüht

Wie aber fühlen sich 75 PS in einem 3,1-Tonner an? Etwas behäbig beim Start. Doch einmal in Fahrt, schwimmt der Master Z.E. erstaunlich lässig im Stadtverkehr mit und klettert sogar munter steile Straßen hoch. Auch sonst fährt sich der Wagen völlig problemlos. Es gibt nicht viel zu verstehen: Zündung einschalten, Automatik auf vorwärts oder rückwärts, das war’s. Gut für Unternehmen mit wechselnden Fahrern, die man nicht lange einweisen muss. Gewöhnungsbedürftig ist höchstens der bis 30 km/h aktive Summton, mit dem der Transporter unaufmerksame Fußgänger warnt.

Renault Master Z.E. 2018 Foto: Renault
Der Auspuff fehlt, aber sonst ist der Master Z.E. kaum als E-Auto zu erkennen.

Auf unserer ersten Proberunde im langen Master mit mittlerem Dach und gut 450 Kilo Fracht im Laderaum zog der E-Motor 26 kWh/100 Kilometer aus der Lithium-Ionen-Batterie. Die 120 Kilometer Reichweite klingen also plausibel. Wer sich kasteit und den Eco-Schalter drückt, kann möglicherweise noch ein paar Kilometer mehr herauskitzeln. Denn im Stromsparmodus ist bei 80 km/h Schluss. Auf Wunsch bietet Renault Flottenbetreibern auch gleich ab Werk eine Version mit 90 km/h Höchstgeschwindigkeit an. In jedem Fall lässt sich der Wagen am Ende der Tour an der Wallbox in rund vier Stunden auf 80 Prozent und in sechs Stunden komplett nachladen.

Über 30.000 Euro Elektro-Zuschlag

Relativ happige 59.900 Euro verlangt Renault fürs Einstiegsmodell L1H1, abzüglich Umweltbonus. Der lange Transporter L3H2 kostet 65.150 Euro, das Fahrgestell ab 60.850 Euro. Damit ist der Stromer über 30.000 Euro teurer als ein vergleichbarer Diesel. Selbst wenn man die Batterie mit rund 10.000 Euro veranschlagt, kostet der Master Z.E. immer noch 20.000 Euro mehr. Die Franzosen begründen den Aufschlag mit der Tatsache, dass die komplette elektrische Antriebseinheit extern bei PVI (Power Vehicle Innovation) eingebaut wird, einem 2017 von Renault übernommenen Elektrospezialisten. Die Rohkarossen werden also vom Werk in Batilly in Lothringen 300 Kilometer bis fast nach Paris transportiert, wo jährlich bis zu 10.000 Master montiert werden können. Erstaunlicherweise zeigt sich Renault im Vertrieb weniger flexibel. Fahrzeugleasing oder eine Batteriemiete gibt es nicht, Kunden können den Elektro-Transporter nur komplett mit Batterie kaufen.

Renault Master Z.E. 2018 Foto: Renault
Schnell laden ist nicht, aber nach vier Stunden ist die Batterie des E-Transporters wieder auf 80 Prozent.

Dass der Master kein Schnäppchen ist, zeigt auch der Vergleich mit dem Streetscooter Work L Box. Der kostet nur 42.500 Euro und kann ebenfalls bis zu acht Kubikmeter Fracht (960 Kilo Zuladung) laden. Allerdings hinkt der Vergleich. Auf der einen Seite das komfortmäßig völlig abgespeckte Postauto, auf der anderen Seite ein Transporter mit vollwertiger Kabine, samt Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern, Radio, Dachgalerie und jeder Menge praktischer Fächer und Ablagen. Nur Fahrassistenten, die mittlerweile auch in Transportern Standard sind, sucht man vergebens. Außer einer Rückfahrkamera bietet Renault nichts an. 

Und wenn der Kunde das ab Mitte 2018 erhältlich Renault Easy Connect for Fleet ordert, dürften ihn Umweltzonen endgültig kalt lassen. Denn die soll das neue Telematiksystem bei der Tourenplanung gleich berücksichtigen.

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