Das gab es schon lange nicht mehr: Nach dem Europa Truck Trial Lauf in Limberg Maissau ist die Saison 2017 offener denn je. Selbst haushohe Favoriten müssen zittern.
Der fünfte Lauf im Europa Truck Trial hat den Teams alles abverlangt. Dabei übernahm nicht so sehr das Wetter den fordernden Part. Das Gelände im Steinbruch Hengl hat auch im fünften Jahr nichts von seinem Reiz verloren. Das haben gleich mehrere Teams zu spüren bekommen. Einer der Leidtragenden ist Team Vilimek. Probleme am Antriebstrang vereiteln schließlich die Weiterfahrt. Am Ende bleibt nur der letzte Platz bei den Protos. Und auch die Karosserie des museumsreifen Praga hat mehr Beulen als reguläres Blech.
Verzogenes Blech
Ähnlich gezeichnet wie der Praga ist auch der Prototyp von Jürgen Funke. Allerdings sind bei dessen Ural keine "lebensnotwendigen" Teile betroffen. Offenstehende Türen und eine verzogene Motorhaube sind zwar unschön, hindern aber wenig an der Fahrt durchs Gelände. Das sieht für Team Koren schon ganz anders aus. Eine kaputte Steckachse vorne verwandelt den 6x6 Steyr in einen 6x5. Den fehlenden Vortrieb versucht das Team zwar mit dem Gasfuß wettzumachen. muss sich aber dennoch auf dem letzten Dreiachser-Platz einreihen, knapp hinter Team Bodensee. Der Vorteil von Reiner Lotzmann im grünen Bodensee-Ural: Reiner kennt das Problem fehlenden Vortriebs an der Vorderachse nur zu gut. Sein Ural muss ohne Sperren auskommen. Die Differentiale an den Hinterachsen sind nachträglich permanent gesperrt, für die Vorderachse fehlt eine praktikable Lösung. Trotzdem halten sich Wahlschwabe Reiner und Beifahrerin Erika Oesterle (Original-Schwäbin) wacker.
Herzschlagfinale kündigt sich an
Fast schon von Favoritensterben muss man bei den Drei- und Vierachsern sprechen. Beide amtierenden Meister müssen sich hinten einreihen. Truck Sport Borzym verpasst mit Platz vier das Treppchen. Und auch Team Schoch muss sich mit dem dritten Platz zufrieden geben, wenn auch mit nur gut 200 Fehlerpunkten Rückstand auf Platz zwei. Bei Truck Sport Borzym fällt die Lücke zum Vordermann mit unter 100 Zählern noch enger aus. Aber im Zweifel entscheidet schon ein zusätzlicher Fahrtrichtungswechsel. Beiden steht das Wasser im Finale bis zum Hals, wenn die Titelverteidigung klappen soll. Jan und Nicola Borzym sind gleichauf mit Team Hamm. Bei den Vierachsern markiert der Lauf in Limberg gar einen historischen Moment. Zum ersten Mal seit vielen Jahren verlieren Marcel Schoch und Johnny Stummp während der Saison ihre Tabellenführung - aktuell an Team Reicher mit drei Punkten Rückstand.
Ähnlich historisch ist der fünfte Lauf in diesem Jahr für das Team Fans on the Road, wenn auch wesentlich erfreulicher: Norbert und Marie-Luise Stummerer holen sich ihren ersten Sieg. Damit halten sie sich fürs Finale in Strassberg alle Chancen offen. Meister, Vize, aber auch Platz drei sind drin. Denn mit nun 104 Punkten zu 90 (Manent-Cellier) und 89 (Fans on the Road), ist Karl Vavrik noch nicht komplett aus dem Schneider.
Ebenso spannend geht es bei den Zweiachsern zu. Racing Team Avia Future hat sich in Limberg die Führung in der Meisterschaft zurückgeholt. Doch das reicht noch lange nicht für den sicheren Titel. Gangs of Sud Est folgt mit 102 Zählern, Plein Gaz mit 99.
Einen so spannenden Ausblick aufs Finale gab es schon lange nicht mehr. Kein einziges Team darf sich frühzeitig krönen, oder wäre zumindest rechnerisch theoretisch sicher. Das letzte entscheidende Gefecht tragen die Truck Trialer 2017 am 9. und 10. September im schwäbischen Strassberg aus.
Die Sieger in Limberg Maissau 2017
Zweiachser:
- Racing Team Avia Future
- Gangs of Sud Est
- Team Plein Gaz
Dreiachser:
- Team Hamm
- BFS Trucksport Team
- Zebra-Zil-Offroad-Team
Vierachser:
- MSC TruckTrialTeam Cloppenburg
- Truck Trial Team Reicher
- HS-Schoch Hardox Truck Trial Team
Prototypen:
- Fans on the Road
- KVK-Racing
- Team les P'tits Suisses
Führende in der Europameisterschaft:
- 2: Racing Team Avia Future
- 3: Truck Sport Borzym/Team Hamm
- 4: Truck Trial Team Reicher
- Proto: KVK-Racing