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Adalbert Wandt im Porträt Ein Mann des Ausgleichs

Porträt, Adalbert Wandt Foto: Rathmann 4 Bilder

Er hat Tausende Kilometer im Auto und unzählige Termine absolviert. Das erste Jahr als BGL-Präsident war für Adalbert Wandt ein anspruchsvolles. Einen Namen hat er sich durch sein Engagement für die Ausbildung gemacht.

Ob er das wirklich gesagt habe? "Draufhauen, das ist doch sonst gar nicht mein Sprachgebrauch." Die versammelten Journalisten bestätigen das. Sie können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Adalbert Wandt muss ebenfalls lachen. Alle sind sich einig, dass dieses Vokabular aus seinem Mund sehr ungewöhnlich ist.

Ein Verbandspräsident muss auch manchmal Tacheles reden

Doch manchmal muss ein Verbandspräsident eben Tacheles reden – auch einer, der für Besonnenheit und Diplomatie bekannt ist wie der Niedersachse Wandt, der seit einem Jahr an der Spitze des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) steht und in wenigen Tagen in seiner Heimatstadt Braunschweig seinen 65. Geburtstag feiert.

Was hat es nun mit dem "Draufhauen" auf sich? Wandt wollte bei einem Pressegespräch mit der Gewerkschaft Verdi im Juli zum Ausdruck bringen, dass das Gewerbe seine Interessen sehr deutlich artikulieren müsse. Sonst werde es mit Blick auf eine drohende Freigabe der Kabotage übergangen.

Leichtfertige Marktliberalisierung führe zum Verlust von Arbeitsplätzen

Wenn nämlich die EU-Kommission leichtfertig den Markt weiter liberalisiere, drohe der Verlust von Tausenden deutschen Arbeitsplätzen, warnte der BGL-Präsident. Deshalb also die kernige Aussage. Sie ist die Ausnahme. Der geschäftsführende Gesellschafter der 1939 von seinem Vater gegründeten Spedition in Braunschweig wählt seine Worte mit Bedacht. Er will niemanden durch unreflektierte Äußerungen brüskieren.

Wandt ist ein Mann des Ausgleichs – einer, der den Disput hinter verschlossenen Türen austrägt. Er behandele seine Mitmenschen mit Respekt und Wertschätzung und fordere dies auch von seinen Gesprächspartnern für sein Umfeld und seine Mitarbeiter ein, sagt er. "Im harmonischen Miteinander lebt es sich leichter." Ruhe und Besonnenheit kommen nicht von ungefähr: Der Unternehmer, der seit fast 50 Jahren zu seinem Heimatverein Eintracht Braunschweig steht, wurde im Sternzeichen der Waage geboren.

Wandt engagiert sich in der IHK Braunschweig und im Vorstand der Kinder-Unfallhilfe

Die Ruhe und Ausgeglichenheit dürfte er auch brauchen. Denn die ehrenamtliche Tätigkeit an der BGL-Spitze fordert ihn stark – zumal sein Terminkalender schon durch eine Vielzahl anderer Ehrenämter prall gefüllt ist. Wandt engagiert sich unter anderem in der IHK Braunschweig und mit seinem Fuldaer Spediteurskollegen Claus-Oscar Herzig im Vorstand der Kinder-Unfallhilfe. Aufgrund seines Einsatzes für andere zeichnete Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann ihn im Sommer 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz aus.

Beim Gespräch mit trans
aktuell am Rande der Pkw-IAA in Frankfurt ist Wandt erneut auf den Sprung. Am nächsten Morgen steht beim Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) eine Besprechung an, dessen Präsident er seit 2001 ist. Anschließend geht es in sein Unternehmen, ehe am Wochenende die Straßenverkehrs-Genossenschaft (SVG) Niedersachsen ruft. "Ich war noch nie so viel unterwegs wie in diesem Jahr", bilanziert der Verbandsrepräsentant.

Wandt unterwegs - von Sylt nach Südafrika

Etwa 50.000 Kilometer zeigt der Tacho seines Audi seit 11. Oktober 2012 mehr an – dem Tag, an dem Wandt in Bremen zum Nachfolger von Hermann Grewer an die BGL-Spitze gewählt wurde. Die knapp 900 Kilometer von Braunschweig nach Sylt und retour dürften dabei kaum ins Gewicht fallen. Immerhin hat sich Wandt mit seiner Frau Marianne als Ausgleich zwei Wochen Urlaub auf der Nordseeinsel genehmigt. Er liebt die heimische Küste als Reiseziel genauso wie Abstecher nach Südafrika.

Wer die vielen Termine koordiniert? "Das mache ich selbst", sagt Wandt. Das liege weniger daran, dass er alles an sich reißen wolle. Vielmehr könne ein Dritter ihm die Organisation kaum abnehmen. "Bei einem 18-Uhr-Termin in Berlin weiß ich vorher nicht, ob ich dort übernachte oder abends noch nach Hause komme."

Maut ist ein wichtiges Thema

Als Einzelkämpfer sieht sich Wandt aber nicht. Ausdrücklich hebt er die Unterstützung durch die BGL-Geschäftsstelle in Frankfurt hervor. "Die Geschäftsführung und die Mitarbeiter dort sind große Klasse", schwärmt er – das gelte auch für seinen Amtsvorgänger. "Nach dieser Terminfülle wächst mein Respekt vor BGL-Ehrenpräsident Hermann Grewer täglich weiter."

Die Termine verlangen fundierte Vorbereitung. Also habe er in diesem Jahr viel Zeit beim Lesen wichtiger Informationen und Hintergründe verbracht, erzählt Wandt. Eine ganze Bandbreite an Themen hat ihn dabei beschäftigt. "Allen voran das Bemühen um eine richtige Maut", sagt er. Herausforderung zwei und drei lauteten in dieser Zeit "Entwicklung der Marktanteile deutscher Unternehmen und Vorbereitung der Unternehmen auf die Zukunft", wie es Wandt selbst formuliert.

Wichtigster Sparringspartner ist seine Frau Marianne

Sind es die Themen oder die Gesprächspartner, die ihn als Gewerbevertreter am meisten reizen? Wandt, der zum Gespräch mit trans aktuell ein weißes Hemd mit einer hellblauen Krawatte und grauem Nadelstreifenanzug kombiniert, stützt den Kopf auf seinen rechten Arm und denkt nach. "Eigentlich sind es die Ergebnisse, die Genugtuung liefern und weiter anspornen", sagt er. Das mache er nicht an dem einen Jahr als BGL-Präsident, sondern an den 19 Jahren Mitarbeit in dem Verband fest.

Seine Frau steht ihm zur Seite, wo immer es geht. "Sie ist mein wichtigster Sparringspartner, auf den ich nicht verzichten kann", sagt der Unternehmer. "Nach 40 Ehejahren und der Ausbildung im gleichen Unternehmen stehen wir uns sehr nahe." Zusammengebracht hat sie die Logistikbranche – oder besser gesagt Kühne + Nagel. Seine Frau absolvierte in der damaligen Reisebürosparte eine Ausbildung, Wandt in der Spedition. Damals hatten beide Sparten gemeinsam Unterricht.

Nachwuchsarbeit ist Herzensangelegenheit

Die Berufsschule ist also mit besonderen Erinnerungen verbunden. Das ist aber nicht der Grund dafür, dass gut gefüllte Berufsschulklassen Wandt so wichtig sind. Die Nachwuchsarbeit ist ihm eine Herzensangelegenheit. Wie kaum ein anderer Unternehmer im Bereich Güterkraftverkehr in Deutschland ist der Name Wandt mit dem Thema Ausbildung verbunden.

Ausbildung bedeutet für Wandt nicht zuletzt Qualitäts- und Zukunftssicherung. 125 junge Leute hat er schon zum Berufskraftfahrer ausgebildet. "Unser erster Azubi von 1979 ist noch immer in der Firma tätig", sagt Wandt stolz. Was Bernd Rodenstein heute in der Spedition Wandt macht? "Natürlich Lkw fahren." Ein angeblich mangelndes Interesse junger Leute an Logistikberufen sieht Wandt nicht: 2013 habe er rund 30 Bewerbungen erhalten, alle neun Lehrstellen seien besetzt – fünf zum Berufskraftfahrer, zwei zur Speditionskauffrau und zwei zur Fachkraft für Lagerwirtschaft.

"Unternehmer zu sein ist der schönste Beruf der Welt"

Doch so stolz Wandt auch auf seine Erfolge im Bereich der Nachwuchsarbeit ist, so selbstkritisch kann er auch über weniger erfolgreiche Unterfangen sprechen. Da wären Projekte in Magdeburg und Berlin, die er aufgeben musste. Auch den inzwischen zwölf Jahre alten Neubau hätte er planerisch anders anfassen müssen. Doch Fehler gehören dazu, Lehrgeld muss jeder bezahlen. Wandt fällt es nicht schwer, sich das einzugestehen. Solche Rückschläge mögen bitter sein, trüben aber niemals die Freude am Unternehmertum. "Unternehmer zu sein ist der schönste Beruf der Welt", betont Adalbert Wandt.

Er ist froh, dass seine Nichte Aline Marleen und sein Neffe Anthony Benedikt es genauso sehen. 2009 hatten Adalbert Wandt und sein Bruder Gerhard – die sich die Geschäftsführung der 140 Mitarbeiter starken Firma teilen – sie am Unternehmen beteiligt. Damals wuchs sich die Transportflaute gerade zur schlimmsten Krise aus. Wandt fragte sich, ob die Übereignung von Anteilen an die Nachwuchslogistiker womöglich eine Bürde darstellen könne. Heute sind die Zweifel beiseite gewischt. Der Firmenchef ist sicher, dass es der richtige Schritt war. Damit ist bei dem Mittelständler aus Braunschweig die dritte Generation am Ruder. Und Wandt muss um die Zukunft seines Unternehmens nicht bange sein.

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