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Dachser-Marketingchefin Birgit Kastner-Simon Dachser setzt auf Messethema Digitalisierung

Foto: Dachser

Für Dachser ist die Fachmesse Transport Logistic ein Pflichttermin. "Die Transport Logistic ist eine Leitmesse. Flagge zeigen, ist Pflicht", sagt Marketingchefin Birgit Kastner-Simon im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell. Kernthema des Dachser-Auftritts ist die Digitalisierung. Beispielsweise ermöglicht das Unternehmen es seinen Kunden, sich über eine 3D-Simulation virtuell ein Bild von einem Logistikzentrum zu machen.

trans aktuell: Frau Kastner-Simon, wo muss man von 9. bis 12. Mai zwingend hin?

Kastner-Simon: Als Logistikinteressierter muss man definitiv auf die Transport Logistic. Wir hoffen, dass es diesmal keine Streiks gibt, weder der Lokführer noch der Piloten. Trotz der Streiks beim letzten Mal war die Messe vor zwei Jahren mit 55.000 Fachbesuchern ein voller Erfolg, und wir rechnen mit ähnlich hohen Zahlen 2017.

Muss nicht eine Steigerung der Anspruch sein?

Nicht zwingend. Früher stand die Messe im Zeichen von Entertainment. Es waren zahlreiche Stationen aufgebaut – vom Kochen bis zum Zeichnen. Das hat der Transport Logistic unter anderem einen hohen Zulauf gebracht. Doch das hat sich komplett geändert, die Messe ist deutlich ernsthafter und fachorientierter geworden. So wählen sich auch die Besucher bewusster ihre Messetage aus und überlegen, welche Stände und Themen sie interessieren. Die Messe hat ja ein breites Spektrum – vom Zulieferer bis zum Carrier, vom Logistikanbieter bis zum IT-Dienstleister. Mit der Air Cargo Europe gibt es eine eigene Messe für die Luftfracht, auch das Konferenzprogramm kann sich sehen lassen. Aus diesen Gründen hat ein Besucher ein sehr straffes Programm.

Über welches Thema sollte man sich zwingend informieren?

Ganz klar über die Digitalisierung; das Thema steht im Vordergrund. Ich denke, dass es bei fast allen Ausstellern eine tragende Rolle spielen wird. Bei Dachser ist die Digitalisierung ebenfalls das Kernthema – wenn auch unter einem speziellen Blickwinkel, nämlich der Digitalisierung innerhalb unserer weltweiten Netzwerke.

Was genau stellen Sie Ihren Besuchern in dem Zusammenhang vor?

Die verladende Wirtschaft erfährt, wie sie sich mit uns noch effizienter verbinden kann, sei es über webbasierte Plattformen, Webservices oder EDI-Schnittstellen. Die Botschaft ist: Dachser ist mit seinem Transport-Management- und seinem Warehouse-Management-System schon gut aufgestellt und bietet den Kunden viele Ansätze, daran anzudocken. Der zweite Punkt ist die Planung einer Logistikimmobilie. Wir halten viele Tools digital bereit. Mit einer 3D-Simulation können sich Kunden bei uns im Vorfeld schon ein realistisches Bild davon machen, wie wir eine Halle für sie einrichten und wie sie sich selbst darin darstellen können.

Wie konkret ist das Ganze schon?

Wir zeigen Dinge, die wir schon haben oder in naher Zukunft realisieren können – nichts, was noch in weiter Ferne ist. Die 3D-Simulation bezieht sich auf unser neues Multi-User-Warehouse in Hörsching bei Linz. Das Gebäude ist fertig und wird Ende Mai eingeweiht.

Sie haben auf Ihrem Stand viele Themen, aber nicht mehr Standfläche. Woran liegt es?

Wir hätten gerne noch etwas mehr Fläche gebucht. Aber den Wunsch hatten die anderen Logistikdienstleister auch, sodass die Messegesellschaft uns diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. So bleibt es bei der Fläche von ca. 800 Quadratmetern, davon 100 für die Außenfläche, auf der zwei Lkw stehen. Wir können uns aber gut auf dieser Fläche präsentieren. Wir haben eine schöne Aufteilung gefunden, die kundengerecht ist. In der Mitte gibt es eine große Präsentationsfläche, ca. 400 Charts haben wir vorbereitet. Wir gehen dort neben bekannten Themen neu auf Digitalisierungsthemen, Warehouse-Konzepte, Omni-Channel-Lösungen und unsere Ansätze in der Citylogistik ein.

Apropos Citylogistik: Jede Stadt verhängt eigene Sanktionen im Kampf gegen die Luft- und Umweltschadstoffe. Inwiefern ist hier ein Konzept vorstellbar, das allen Kommunen gerecht wird?

Es ist ja bekannt, dass die Städte zum Schutz der Bevölkerung der Logistik harte Bandagen anlegen und es ein entsprechend politisches Interesse gibt. In Stuttgart, wo der Streit um die blaue Plakette entbrannt ist, haben wir ein Testfeld eingerichtet. Wir testen aktiv die Zustellung mit Lastenrädern, was gut anläuft. Wir werden auch unsere Aktivitäten in Paris vorstellen. Als nächstes betrachten wir London, Berlin und München. Wir suchen als Netzanbieter standardisierte Lösungen, die wir dann an die Gegebenheiten anpassen. Das kann nur im Sinne des Kunden sein. Er will keine Einzelfalllösung, bei der er Angst haben muss, dass etwas nicht funktioniert.

Welche Rückzugsmöglichkeit hat der Kunde bei Ihnen auf der Messe – um auch ungestört Gespräche zu führen?

Wir haben dafür neun Besprechungsräume, die bereits an allen vier Tagen ausgebucht sind. Kunden konnten im Vorfeld Gesprächstermine buchen, das wurde sehr stark angenommen. Wir nutzen die Messe als Instrument zur Kundenbindung, zur Ausweitung des Geschäfts und um neue Themen anzusprechen. Falls ein Besucher zufällig vorbei kommt, ist es eher ein Anbahnungsgespräch. Natürlich gibt es auch Vertragsabschlüsse, aber die werden ja von langer Hand vorbereitet und ergeben sich nicht spontan.

Macht es Ihnen zu schaffen, dass Schenker in derselben Halle ist?

Gar nicht. Das Ziel der Messe ist, dass Kunden sie nutzen, um sich einen Überblick über verschiedene Anbieter zu machen. Dessen müssen wir uns bewusst sein, das können und wollen wir gar nicht verhindern. Insofern trägt das eher zur Belebung der Halle bei, weil dadurch mehr Kunden angesprochen werden. Eine Messehalle ist ein wenig wie eine  Fußgängerzone.

Was kostet Sie die Präsenz auf der Messe?

Es ist für Dachser die größte Kommunikationsmaßnahme im Jahr. Es ist aufwendig und teuer, keine Frage. Doch einem Unternehmen muss es das wert sein. Die Transport Logistic ist eine Leitmesse. Flagge zeigen, ist Pflicht. Wären wir nicht präsent, würde man sich sofort fragen: Geht es Dachser schlecht? Es ist so, als würde sich ein Automobilhersteller entscheiden, nicht mehr auf die IAA zu gehen. Bei uns kommen mindestens 4.000 Besucher auf den Stand, das kriegen Sie so nirgendwo sonst in dieser Konzentration. Das macht die Messe so interessant.

Traditionell stemmen Sie die Messe aus eigener Kraft. Was heißt das mit Blick auf die Manpower und Vorbereitungszeit?

Vom Messebauer abgesehen, machen wir alles selbst – von der Einladungskarte über die Botschaften und Präsentationen. Dafür haben wir ein kleines Team von sechs Personen, die neun Monate vorher beginnen. Auf dem Stand sind 70 eigene Leute, das Team ist international und kommt aus unterschiedlichen Dachser-Landesgesellschaften. Auf den gesamten 800 Quadratmetern beschäftigen wir nur fünf externe Mitarbeiter – den Koch, den Oberkellner und drei Springer, die sich um verschiedene Aufgaben kümmern. Für die Mitarbeiter ist es ein Incentive, dass sie dabei sein dürfen. Das wird vorher ausgeschrieben.

Was ist Ihr Erfolgsrezept, um den Stress und Trubel zu überstehen?

Viel Sport im Vorfeld. Doch natürlich strengt einen das Ganze an. Auch das Team sagt, dass es hinterher erledigt ist. Aber während der Messe erlebt man das alles als so intensiv, dass man überrascht ist, wie viel Kraft ein Körper aufbringt und mit wie wenig Schlaf  man auskommt. Doch das geht jedes Jahr gut und man ist eher traurig, wieder abreisen zu müssen.

Zur Person

  • Birgit Kastner-Simon ist als Corporate Director für das weltweite Marketing des Unternehmens verantwortlich und berichtet direkt an den Vorstand
  • Sie war zunächst in einer Unternehmenberatung und anschließend im Verkauf bei Dachser in Köln tätig. 1994 wechselte sie in die Firmenzentrale nach Kempten
  • Kastner-Simon stammt aus einer Baden-Badener Unternehmerfamilie. Bei ihrem BWL-Studium in Nürnberg lernte sie ihren Mann kennen, Dachser-CEO Bernhard Simon

Zahlen und Fakten

  • Dachser-Auftritt: Halle B6, Stand 101/202. Motto: Digitally Connected – operationally excellent
  • Standfläche: 800 Quadratmeter, davon 100 im Außengelände
  • Catering: 4.000 Essenseinheiten hat Dachser 2015 ausgegeben. 150 Plätze umfasst der Catering-Bereich
  • Mitarbeiter: 70 eigene Leute sind im Einsatz, die Vorbereitung liegt in den Händen von sechs Mitarbeitern
  • Präsentation: 400 Folien wurden angefertigt
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