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Besuch bei Amazon Prime Now am Ku’damm Berlin Wieder Leben im Kaufhaus

Amazon Prime Now Foto: Ilona Jüngst

Der Traum des gestressten Konsumenten: Den Wocheneinkauf mit wenigen Klicks bestellen und die Ware wenig später an der Haustüre entgegennehmen. In München und Berlin ist das bereits für die Kunden von Amazon Prime Now Realität. trans aktuell hat hinter die Kulissen des Online-Lieferservices geschaut.

Ausgangspunkt ist in Berlin die bekannteste Shoppingmeile, der Kurfürstendamm. Der Gebäudekomplex Ku’damm Karree aus den frühen 1970er-Jahren hat allerdings schon bessere Zeiten gesehen. Nur Touristen, die zum Erlebnismuseum The Story of Berlin wollen, sorgen für ein bisschen Leben im Erdgeschoss. Der Großteil der Ladenfläche steht leer – die Gebäudearchitektur ist für heutige Vorstellungen von einem Einkaufserlebnis nicht mehr attraktiv. Genau hier hat sich Amazon Prime Now im Mai 2016 auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern mit seinem digitalen Einkaufskonzept angesiedelt, das sich anschickt, dem heutigen stationären Handel Marktanteile abzuknöpfen.
Für einen Mitgliedsbeitrag von 49 Euro jährlich (ab 2017: 69 Euro) werden aus Amazon-Kunden Prime-Mitglieder. Über die Amazon Prime Now-App können sie – vorerst nur in den Metropolregionen Berlin und München – ab einem Mindestbestellwert von 20 Euro Dinge des täglichen Bedarfs bestellen und sich kostenlos im Rahmen eines Zwei-Stunden-Fensters zustellen lassen.

Wer bereits eine Stunde nach Bestellung seine Waren möchte – und auch in einem dafür definierten Bereich seine Lieferadresse hat –, bezahlt dafür 6,99 Euro. Das Angebot lässt fast keine Wünsche offen: Getränke, Lebensmittel, auch frische und tiefgekühlte, verpacktes Obst und Gemüse, Drogerieartikel, Bücher, Babybedarf und Spielwaren, DVDs und andere Medien, Bekleidung, Elektronik.
"Wir sind datengetrieben", sagt Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher, der sich ansonsten bei Fragen nach Sendungszahlen und der mittelfristigen Strategie bedeckt hält. Anhand der Sucheingaben in der App sehen die Amazon-Leute, welche Produkte nachgefragt werden, und stocken dann das Sortiment entsprechend auf. Dabei wird auch auf regionale Unterschiede Rücksicht genommen – in München gibt es ein eigenes "Brezenteam" und auch das Getränkesortiment enthält regionale Spezialitäten. "Wir haben ein definiertes Bestandsminimum und planen dementsprechend unsere Beschaffung", sagt Eichenseher. Aus insgesamt 31 Amazon-Logistikzentren – von Brieselang über Koblenz bis nach Polen und Tschechien – kommen die Produkte an den Ku’damm.
Im Sinne einer chaotischen Lagerhaltung findet sich im oberen Stockwerk in den Regalreihen die Sonnenmilch neben der Heckenschere und neben der Rahmsoßen-Packung, die sich das Regalfach außerdem mit Spielfiguren für das Kinderzimmer und Nudeln italienischer Herkunft teilt. Der Vorteil: Weil nicht jedes Produkt ein einzelnes Regal belegt, wird Platz gespart, außerdem sparen sich die Mitarbeiter beim Kommissionieren Schritte.

Auffüllen am Morgen

Nur die wenigstens Kunden wünschen sich eine Zustellung am Morgen oder Vormittag, deshalb werden morgens meist die Regale aufgefüllt, nachmittags und abends die Bestellungen abgearbeitet. Diese werden auf die Handscanner der Mitarbeiter gespielt. Zu Kommissionierung scannt der Mitarbeiter den Lagerplatz und die Ware und untersucht sie auf Beschädigungen. Danach wird die Ware in Papiertüten gelegt, deren Aufkleber ebenfalls gescannt wird. Maximal vier Tüten passen auf einen Kommissionierwagen, den die Mitarbeiter durch die Reihen schieben.

Die Rolltreppe im Lager


Eine Rolltreppe erinnert daran, dass die jetzigen Amazon Prime Now-Flächen früher ein Kaufhaus waren. Die Kommissionierer nutzen aber aus Sicherheitsgründen einen Aufzug, um in die untere Ebene zu kommen. Dort lagern große Artikel, etwa LED-Fernseher, und dort ist auch die Getränkeabteilung untergebracht, ebenso wie der Kühlraum für gekühlte und tiefgekühlte Lebensmittel. Diese werden für die Auslieferung gesondert in Isoliertaschen aus Kunststoff gelegt, die vom Fahrer wieder mitgenommen werden.
An Rollwagen mit vorkommissionierten Sendungen vorbei geht es zum Warenausgang: Eine rote Linie markiert, wo die Übergabe der Sendungen an die beiden Dienstleister Go! und Interkep stattfindet.

Draußen im Hof werden die Fahrzeuge beladen: Liefervans, die vor allem die Berliner Außenbezirke beliefern, elektrisch angetriebene Lastenfahrräder und neuerdings auch Elektroroller für eine CO2-freie Zustellung. Das ist nicht das einzige Plus: Im dichten Berliner Verkehr dürfen die zweirädrigen Zustellfahrzeuge auch die Taxispur nutzen.

Die Kunden und die Bestellungen sind vielfältig: Zur Mittagszeit wird viel Kühlware versendet – typische Lebensmittel rund um ein Mittagessen, Sushi, aber auch mal Champagner. Die Bestellungen, die morgens eingehen, spiegeln zum Großteil einen gewöhnlichen Supermarkteinkauf wider, inklusive Wasserkasten und Toilettenpapier. Die Auslieferung findet zwischen 8 und 24 Uhr statt, Nachtschwärmer können bis 21.45 Uhr bestellen, um noch bis spätestens um Mitternacht beliefert zu werden. Die Tourenplanung spielt Amazon direkt auf die App der Fahrer. Über die App können Kunden zudem sehen, wo der Fahrer sich gerade mit der Sendung befindet, und sogar mit ihm kommunizieren. "Die Schnittstelle mit dem Kunden zu schaffen, das macht für uns die Lieferqualität aus", sagt Eichenseher, und ergänzt: "Je schneller eine Lieferung erfolgt, desto geringer ist der Anteil der Kunden die wir nicht antreffen."

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