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Bauarbeiten am Brenner Kombiverkehr fürchtet Engpass

Kombiverkehr, Schiene, Zug, Eisenbahn, Kombinierter Verkehr Foto: Kombiverkehr 6 Bilder

Die Bauarbeiten an der Brenner-Strecke im Sommer nächsten Jahres werden den Bahnverkehr stark beeinträchtigen. Der Operateur Kombiverkehr erwartet daher umfangreiche Korrekturen bei den Baustellenplänen.

Die geplante Sanierung der Bahnstrecke über den Brenner versetzt den deutschen Operateur Kombiverkehr in Alarmbereitschaft. Die ÖBB-Sparte Infrastruktur hat angekündigt, die Achse wegen Bauarbeiten im Sommer 2012 für mehrere Wochen komplett zu schließen. Davor und danach wird der Güterverkehrskorridor - einer der wichtigsten in Europa - nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Der Dienstleister Kombiverkehr und seine Kunden müssen sich daher auf ein reduziertes Leistungsangebot und längere Laufzeiten einstellen. "Die Maßnahmen sollten neu geplant und bewertet werden", forderte Kombiverkehr-Geschäftsführer Armin Riedl bei der Gesellschafterversammlung seines Unternehmens in Frankfurt. Sein Geschäftsführer-Kollege Robert Breuhahn und er befürchten gravierende Beeinträchtigungen, sollte die ÖBB Ernst machen und ihre Pläne umsetzen.

Die Kombiverkehr-Chefs behalten sich vor, gegen die Maßnahmen zu klagen beziehungsweise eine Kompensation zu fordern. An erster Stelle steht für sie aber die Erwartung, dass der österreichische Netzbetreiber Korrekturen an seinen Baustellenplänen vornimmt. Die sehen einmal eine fünfwöchige Totalsperre im Zeitraum von 6. August bis 10. September vor. Zuvor wird auf der Achse über acht Wochen hinweg nur ein eingleisiger Betrieb möglich sein, ebenso in einem dreiwöchigen Zeitraum danach.

Zusätzlich blühen den Bahnen in diesen beiden Phasen auch Sperrungen an einigen verlängerten Wochenenden. Auf der knapp 34 Kilometer langen Strecke von Innsbruck zum Brenner sind ein Austausch der Gleiskörper sowie umfangreiche Arbeiten an den Brücken und der Sicherheitstechnik geplant. Kombiverkehr hält die Baumaßnahmen für notwendig, plädiert aber für eine Variante, die sich weniger stark auf den Betrieb auswirkt. Zunächst sei zum Beispiel eine fünfjährige Bauphase mit eingleisigem Betrieb im Gespräch gewesen. Das Unternehmen kritisiert, dass die ÖBB diese Entscheidung im Alleingang getroffen habe und am Dialog mit den Betroffenen nicht interessiert sei.

Erst im Dezember habe man überhaupt von den Plänen erfahren, sagt Riedl. Er will nun abwarten, welche und - und vor allem wie viele - Ausweichtrassen sein Unternehmen während der Brenner-Sperre zugewiesen bekommt. Erst dann wollen Breuhahn und er über weitere Schritte entscheiden.  Als ausgemacht gilt, dass ein Großteil der Verkehre während der Bauphase auf die Tauern-Strecke umgeleitet wird.

Das Problem dabei: Die Kapazitäten reichen nicht. Dem unbegleiteten Kombinierten Verkehr und dem Wagenladungsverkehr stehen am Brenner täglich 78 Trassen zur Verfügung. Auf der Tauernstrecke seien es gerade mal 50, sagt Heiko Ifland, Prokurist der Kombiverkehr-Bahntochter Lokomotion, deren Spezialität Brenner-Verkehre sind. Allein auf Lokomotion entfallen am Brenner derzeit 28 bis 30 Trassen, also 14 bis 15 Zugpaare am Tag. Schon jetzt können sich Lokomotion und Kombiverkehr also ausmalen, dass sie diese Trassenzahl nicht aufrechterhalten können.

Auch einige wenige Trassen durch das Pustertal in Südtirol dürften keine große Entlastung bringen, sofern auch diese Alternative erwogen wird. Eine Fahrt durch die Schweiz scheint ebenfalls keine Option - für Auflieger mit vier Meter Höhe gibt es derzeit fast keine Schienenangebote. Kombiverkehr stellt sich darauf ein, dass pro Zug etwa 300 Umwegkilometer anfallen. Die Laufzeiten dürften sich um jeweils vier bis fünf Stunden erhöhen. Das hat Auswirkungen auf das gesamte System, so auch auf die An- und Abfahrtsfrequenzen in den Terminals.

Die Betreiber müssen sich auf Abfertigungen rund um die Uhr einstellen, und Kombiverkehr muss zusätzliches Equipment einsetzen, da die Wagen länger gebunden sind. Das bringt zusätzliche Kosten mit sich. Kombiverkehr rechnet während der Vollsperrung mit Mehrkosten von drei Millionen Euro. Spediteure müssen derzeit aber nicht befürchten, daran beteiligt zu werden. "Unsere Kunden werden durch die Baumaßnahmen schon genug belastet", betont Firmenchef Breuhahn. Er will früh das Gespräch mit ihnen suchen, damit sie sich auf die erwarteten Beeinträchtigungen einstellen können.

Sein Kollege Riedl und er pochen auch deswegen auf eine Korrektur der Baustellenpläne, weil sie befürchten, dass das Modell der Streckensperrungen sonst Schule macht. Sie halten dies nicht für vereinbar mit dem Grundsatz des freien Warenverkehrs. "Man stelle sich vor, die A 8 von München nach Salzburg oder der Frankfurter Flughafen würde kurzerhand gesperrt«, sagt Riedl. Sowohl mit Abgeordneten des EU-Parlaments als auch mit Vertretern der EU-Kommission habe man über das Problem gesprochen.

Die Brenner-Achse ist traditionell der Hauptkorridor für Kombiverkehr. 250.956 Sendungen wickelte der Dienstleister voriges Jahr auf dieser Relation ab. Das ist mehr als ein Drittel der internationalen Verkehre. Insgesamt beförderte Kombiverkehr 712.932 Sendungen auf dem internationalen Netzwerk.

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