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Alpentransit Das Chaos am Brenner bleibt aus

Alpentransit: Der Brenner ist gesperrt Foto: Reschinger

Stell' Dir vor, der Brenner ist gesperrt – und keiner merkt was. Ganz so ist es zwar nicht, doch die Zwischenbilanz der Sanierungsarbeiten an einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Europa ist bisher weitgehend positiv.

Angesagt war auch angesichts der Urlaubszeit ein Verkehrschaos, nachdem bekannt wurde, dass die Brenner-Bahnstrecke im September völlig ausfällt. Aber schon jetzt gehen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) davon aus, dass die Sperrung des Brenners planmäßig am 10. September aufgehoben werden kann. "Die Bauleistungen laufen perfekt, wir sind sehr gut im Zeitplan", sagte der Kärnten-Sprecher des Unternehmens, Christoph Posch gegenüber  trans aktuell. "Danach bleiben wir viele Jahre von solchen Arbeiten verschont."

55 Millionen Euro für 27 Kilometer Strecke

Insgesamt werden rund 55 Millionen Euro in die 27 Kilometer lange zweigleisige Strecke investiert. An mehr als 20 Kilometern zwischen Innsbruck und Brenner sollen Schienen und Schwellen ausgewechselt werden. Auch die Energieversorgung an der 1867 eröffneten Strecke ist ungenügend. Das Bauprojekt ist die größte Bahn-Sanierung in Österreich seit 30 Jahren.

Derzeit sei das Frachtaufkommen aufgrund der Ferien in Italien sehr gering, erzählt Posch. Ende August wird hier aber mit einem Anstieg gerechnet. Die wesentlich längeren Umleitungen etwa über die Tauernbahn (Villach-Tarvisio) sowie die fast 90 Kilometer lange Bahnstrecke Pontebbana (Udine–Tarvisio) seien kein Problem. Obwohl man mit 70 bis 100 Zügen über die Tauernroute gerechnet habe, seien es derzeit nur 15 bis 20 Einheiten. Berechnet würden die normalen Tarife der Brennerstrecke. Ein Drittel der Verkehre gehe über den Gotthard oder den Lötschberg in der Schweiz, sagte der Sprecher.
Bei den privaten Bahnunternehmen gebe es ob der Sperrung allerdings ein gewisses Zähneknirschen. "Freude hat keiner an den Arbeiten", erklärt Posch. "Auch wir selbst nicht mit unserer Güterverkehrstochter." Die Brennerstrecke hätte in ihrer jetzigen Form aber nur mit großen Einbußen bei der Geschwindigkeit weiter betrieben werden können. "Das wäre eine Katastrophe für die verladende Wirtschaft gewesen", sagt Posch.

1.300 Züge müssen ausweichen

Bei DB Schenker Rail sind bis zum 10. September wöchentlich rund 360 Güterzüge von den Umleitungen betroffen. Insgesamt gut 1.300 Züge der europäischen Güterbahn müssen wegen der Brennersperrung in diesem Zeitraum auf Ausweichrouten verkehren. Bislang verlaufen die Umleitungen nach Plan, größere Verwerfungen im Schienengüterverkehr über die Alpen sind ausgeblieben. "Wir haben mit allen Partnern bei der Vorbereitung eng zusammengewirkt und sorgen jetzt mit präziser gemeinsamer Arbeit dafür, dass die Abwicklung der Transporte funktioniert", sagt Axel Marschall, Vorstand Vertrieb bei DB Schenker Rail.

Auch die Frankfurter Kombiverkehr berichtet, dass die Zulaufstrecken weitestgehend reibungslos funktionieren. Schwierigkeiten habe  es zu Beginn der Brennervollsperrung noch am Grenzbahnhof Tarvis gegeben. "In enger Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern wurden Verbesserungen verabredet, durch die sich die Abläufe einspielen konnten", sagt Sprecherin Lena Heimerdinger auf Anfrage von trans aktuell. "Derzeit laufen nahezu alle Verkehre ohne Verspätungen."

Die Ankündigungen der ÖBB seien gut umgesetzt worden, meint Marek Dolinski von der Spedition Paneuropa Roesch in Vechta gegenüber trans aktuell: "Wir haben keine negativen Rückmeldungen, der Service auf der Strecke funktioniert den Umständen entsprechend gut bis sehr gut."

Rollende Landstraße zurück auf die Autobahn

Die Verkehre der Rollenden Landstraße zwischen Wörgl und Italien sind derzeit komplett auf die Autobahn verlagert. Mit dem Autobahnbetreiber Asfinag habe man eine Vereinbarung getroffen, dass dort keine zusätzlichen Baustellen eingerichtet würden, sagt Posch. Es sei realistisch, dass diese Verkehre für die Schiene zurückgewonnen werden könnten – eine der größten Sorgen der Kritiker der Sperrung. "Wir werden aber mit unserem Marketing viel Arbeit leisten müssen." Die Aufhebung des sektoralen Fahrverbots auf der Brennerautobahn habe der Rollenden Landstraße in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr einen Einbruch von 25 Prozent beschert.

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