Berufskraftfahrer Sven Acker auf Tour Von Trochtelfingen nach Norditalien

Sven Acker, Buck Transporte aus Trochtelfingen, Profi im Profil, FF 5/2018. Foto: Jan Bergrath 10 Bilder

Bei Buck Transporte aus Trochtelfingen hat Sven Acker bereits die dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer absolviert, und seit sieben Jahren fährt er regelmäßig Touren nach Norditalien.

Das Überholverbot auf der italienischen A 22 beginnt am Brennerpass und endet erst bei Modena. "Das sind genau 314 Kilometer", sagt Sven. "Früher konntest du wenigstens zwischen 22 und 6 Uhr noch überholen. Aber seit vergangenem Sommer gilt das Überholverbot nun für volle 24 Stunden. Und das ist ziemlich nervig."

Sven sitzt am Steuer seines zwei Jahre jungen MAN TGX, und er hat zu einer Gruppe mit fünf Lkw aufgeschlossen. Das Tempo gibt ein Sattelzug aus Litauen vor, der schwankt zwischen 75 und 85 Stundenkilometern. Sven nimmt es gelassen, er hat den Abstandsregeltempomaten auf etwas mehr als 50 Meter eingestellt. "Das muss ich jetzt bis zur Abfahrt Affi durchhalten. Denn wenn dich die Polizei beim Überholen erwischt, dann kostet es nicht nur ein hohes Bußgeld, sondern beim ersten Mal gibt es drei Monate Fahrverbot, beim zweiten Mal sogar sechs. Dieses Risiko will niemand eingehen."

Im nationalen Verkehr dominieren italienische Lkw

Zweimal die Woche fährt Sven die Tour nach Norditalien, wieder hat er Malz geladen und ein festes Zeitfenster bei einer Brauerei im Raum Bergamo. Sein Chef hatte gebeten, die Namen der Kunden nicht zu nennen. Nun nimmt Sven bei Affi die Abkürzung zur A 70 und später die A 4, er reiht sich schnell in den Verkehr ein. Mindestabstände scheint hier niemand zu kennen. Es dominieren italienische Lkw im nationalen Verkehr und unzählige Sattelzüge aus Osteuropa. Sie kennzeichnen in Norditalien ebenfalls den Wandel im internationalen Transport. "Deutsche Kollegen treffe ich kaum noch", beklagt Sven. "Das hat sich seit all den Jahren, in denen ich nun im Lkw nach Italien unterwegs bin, ziemlich verändert."

Im Grunde kam für Sven gar kein anderer Beruf infrage. Sein Großvater war Lkw-Fahrer bei der Spedition Barth in Burladingen und sein Vater hat 24 Jahre lang bei Buck Transporte gearbeitet. "Ich habe jede Chance genutzt, um mit meinem Vater in den Ferien vor allem nach Norditalien zu fahren, und mich dann im Jahr 2009 entschlossen, bei Buck meine dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu beginnen." Die Flotte von Buck besteht heute aus 45 Lkw, zwei Drittel davon MAN, ein Drittel Mercedes-Benz. Schwerpunkt sind Touren in Süddeutschland, nach Elsaß-Lothringen, nach Rhein-Ruhr und eben über die "Rennstrecke" nach Norditalien. Allein mehrere Ladungen mit Malz aus Süddeutschland gehen täglich über den Brenner oder den Gotthard. Der Schubbodenauflieger von Knapen, den Sven nach vielen Jahren auf einem Kipperzug nun fährt, erweist sich dabei als sehr variabel, um Schüttgüter und auch Palettenware mitzunehmen. "Beispielsweise hat mein Auflieger eine drei Meter breite Seitentür. Damit kann ich Schnittholz laden. Und im Sommer, wenn in Italien Werkferien sind, bin ich beim Ernteeinsatz in unserer Region direkt am Feld mit dabei."

Sven Acker, Buck Transporte aus Trochtelfingen, Profi im Profil, FF 5/2018. Foto: Jan Bergrath
Sven Acker hat den Fahrerberuf drei Jahre lang gelernt, seit sieben Jahren kennt er sich in Norditalien bestens aus. Aus dem Raum Bergamo bringt er oft Steine zurück zu Kunden nach Deutschland.

Sven hat das Handwerk von der Pike auf gelernt

Bei praktisch jeder seiner Handbewegungen spürt man, dass Sven das Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Überdies besitzt er die Fähigkeit, sich Orte, an denen er schon einmal war, zu merken. So ist er nicht auf Gedeih und Verderb auf das Navi angewiesen. Das scheint, so meine Beobachtung, bei vielen Fahrern inzwischen eine aussterbende Fähigkeit zu sein. Bei der Brauerei meldet er sich beim Pförtner an, er ist etwas früher als geplant, muss allerdings noch warten, bis ein Kollege von Buck und ein Franzose vor ihm entladen werden. "In der Regel klappt das hier mit den Zeitfenstern gut. Und wenn du am Montag schon vor der Welle der anderen Lkw hier bist, kannst du meist auch früher entladen."

Es gibt eine einzige Abladestelle in der Brauerei. Nachdem seine Nummer aufgerufen wurde, fährt Sven vom Parkplatz direkt dorthin und setzt den Zug rückwärts bis genau in die markierte Halteposition. Er schließt wie vorgeschrieben das Erdungskabel an, wartet, bis ein Mitarbeiter eine Probe genommen und die Entladung freigegeben hat, dann zieht er die Klappe des innenliegenden Auslauftrichters nach oben – und der erste Teil der Ladung rieselt über den Boden ins Vorratssilo. Etwa 40 Minuten braucht Sven für die Entladung, per Fernbedienung steuert er den Schubboden, der das Malz zum Heck schiebt und aus dem Auflieger drückt.

Leerkilometer fallen in Norditalien selten an

Auskehren, Papiere holen – das war’s bereits mit der Entladung. "Ich habe anfänglich etwas gebraucht, um mich vom Kipper auf die Mehrarbeit beim Schubbboden umzustellen, aber jetzt möchte ich ihn nicht mehr missen", sagt Sven. Reinigen muss er den Laderaum heute nicht, denn als Rückladung sind Steine vorgesehen, bei zwei Ladestellen eines Exporteurs ebenfalls im Raum Bergamo und im Auftrag eines süddeutschen Baumarkts. "Viele Leerkilometer fallen bei uns auf den Touren in Norditalien selten an."

Die erste Ladestelle liegt unmittelbar an der Autobahn. Kaum ist Sven angekommen, wird er bereits von einem Vorarbeiter in Empfang genommen, der ihm auf dem riesigen Gelände zwischen den meterhohen Stapeln an Paletten einen Platz zuweist und einen Gabelstaplerfahrer beauftragt, den Lkw mit einer Teilpartie zu beladen. Dazu öffnet Sven seinen Palettenkasten und holt sich gut zwei Dutzend schmaler Bretter in der Länge der Aufliegerbreite ans Heck. Der Staplerfahrer kennt den Vorgang. Jeweils zwei flache Paletten mit Ziersteinen setzt er auf die Bretter, wieder von Sven per Fernbedienung gesteuert zieht der Schubboden die Paletten im Doppelpack ins Innere des Aufliegers. Noch vor der Mittagspause ist er fertig.

"Ladungssicherung ist bei diesem Zug nicht schwer."

Tagsüber ist Sven voll konzentriert, gewissenhaft und im Rahmen seiner Lenk- und Arbeitszeiten arbeitet er seine Aufträge ab, um dann am Abend in Ruhe irgendwo essen zu gehen. "Von den Zeiten ist bei uns alles sauber und gut geplant", lobt er die Disposition, "aber als Fahrer muss ich unterwegs schon mitdenken, wie ich mir die Lenkzeiten über die gesamte Woche einteile." Eine knappe halbe Stunde ist es bis zur zweiten Ladestelle, dort gibt es zur Komplettierung kleine Ziersteine in Big-Bags. Sven steuert den Schubboden so, dass das Gewicht der Ladung am Ende ideal verteilt ist. Dann sichert er die Bags nach hinten mit zwei Stangen ab. "Ladungssicherung ist bei diesem Zug nicht schwer."

Bis zum Zollhof bei Como würde er mit seiner Lenkzeit gerade noch kommen, aber dort mag er nicht so gerne stehen, weil das Essen zu teuer ist, und so übernimmt der Reporter für ihn das Steuer. Ziel: Gotthard-Nord. Dort gibt es gutes Essen mit Fahrerrabatt. Zum ersten Mal kann Sven die Schönheit der Gotthard-Route vom Beifahrersitz aus genießen. Die Transitverzollung bei Chiasso am Montagabend geht relativ zügig, Sven kommt ins Erzählen. "Ich bin nicht nur mit meiner Stelle und den Touren zufrieden, ich verdiene bei Buck auch gutes Geld. Und ich bin jedes Wochenende wieder zu Hause." Dort verbringt er viel Zeit mit seinem liebsten Hobby – seinem Lkw.

Sven betreut die Facebookseite von Buck Transporte

Fast zehntausend Euro hat er mittlerweile in den MAN gesteckt, um daraus mit edlem Zubehör innen und außen einen hochattraktiven Lkw zu gestalten, drei Generationen von MAN hat Wolfgang Zeh auf die Seitenverkleidung lackiert. Mit dem Fahrzeug ist Sven in der "Szene" natürlich bekannt – und lässt sich dort auch sehr gerne blicken. "2017 war ich bei neun Truckfestivals, 2018 geht es in Geiselwind bereits wieder los." Nur dass er in diesem Jahr keinen Platz beim Truck-Grand-Prix am Nürburgring bekommen hat, findet er schade. Auch fotografisch betätigt sich Sven mit Freude. Und so fotografiert er nicht nur seinen Lkw etwa beim Laden einer Teilpartie Wein im spätsommerlichen Südtirol, sondern gerne auch die ganze Flotte für den Jahreskalender seines Arbeitgebers.

Er betreut zudem die Facebookseite von Buck Transporte – wo die Ankündigung, dass er als "Profi im Profil" in diesem Heft erscheinen wird, freudig aufgenommen wurde. Für seine Freunde und Kollegen hat Sven noch eine gute Nachricht: "Spätestens im Herbst wird mein Sattelzug als Modell im Maßstab 1 : 50 von WSI auf den Markt kommen."

Foto: Jan Bergrath
Sven Acker fährt einen MAN TGX XXL 18.440.

MAN TGX XXL 18.440

Zugmaschine: MAN TGX XXL 18.440 (Euro 6) mit 12-Gang-Automatikgetriebe von ZF, Retarder, EBA 2, Achslastwaage, Nebenabtrieb
Auflieger: dreiachsiger, luftgefederter Schubbodenauflieger von Knapen (NL) mit 88 m³ bei 3,95 m Innenhöhe, Auslauftrichter, Dachplane mit Schnellverschluss, Anti Ice Lift und 3 m breiter Schiebetür rechts
Leergewichte: Zugmaschine: 7.600 kg
Auflieger: 7.800 kg
Zulässiges Zuggesamtgewicht: 40 t
Gesamtlänge Zug: 16,5 m

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 05 2018 Titel
FERNFAHRER 05 / 2018
7. April 2018
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