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Zufall Logistics Start-up und etablierter Logistiker kooperieren

pamyra, zufall, kooperation Foto: Franziska Nieß

Das Start-up Pamyra aus Leipzig und die Zufall-Niederlassung im thüringischen Nohra arbeiten über eine digitale Plattform zusammen. Entstanden ist der Kontakt über das Logistiknetzwerk Thüringen.

Kennengelernt haben sie sich über das Logistiknetzwerk Thüringen: Felix Wiegand, Geschäfsführer und Co-Gründer des Start-ups Pamyra und Robert Münnich, stellvertretender Niederlassungsleiter der Spedition Axthelm + Zufall in der Gemeinde Nohra (Thüringen), einem Standort der Zufall-Gruppe. Münnich ist neben seinem Job bei Zufall auch im Vorstand des Logistik Netzwerks Thüringen und daher immer auf der Suche nach innovativen und unkonventionellen Geschäftsideen in der Region. Mit einer solchen Idee überraschte ihn vor zwei Jahren Wiegand. Zusammen mit seinem langjährigen Kumpel und Geschäftspartner Steven Qual gründete der 30-Jährige in Erfurt eine digitale Vermittlungsplattform für Verlader und Spediteure.

Das funktioniert so: Suchen private Versender oder gewerbliche Verlader nach dem passenden Transporteur für die nächste Lieferung, geben sie die Anfrage auf der Website des Start-ups ein. Pamyra liefert ihnen den passenden Spediteur. Umgekehrt klappt das Prinzip auch, Speditionen registrieren sich dazu einmalig online. Man kommt nicht umhin, das Prinzip für eine Art Partnerbörse zu halten – nur eben für die Logistik. "Wir haben bereits einige Kunden durch Pamyra hinzugewonnen", erklärt Münnich. Die Niederlassung in Nohra ist vor allem im klassischen Stückgutgeschäft tätig.

Zusätzlicher Vertriebskanal für Zufall

Aufgrund der Zusammenarbeit entstehe ein weiterer Vertriebskanal, der dem Unternehmen Zugang zu bestimmten Märkten und Verladern verschaffe, die sich von Nohra aus nicht akquirieren ließen. "Zudem liefern uns die Gespräche mit Herrn Wiegand andere Sichtweisen auf unser Geschäft, da er nicht aus der Logistik, sondern aus der IT kommt", erklärt Münnich. Im Gegenzug profitiert Pamyra von der Expertise und den Kontakten des Logistik Netzwerks Thüringen. Denn Wiegand und Qual sind keine Logistiker, sondern Informatiker, die schon allerhand Software-Lösungen programmiert haben und in der Logistik nach eigenen Angaben jede Menge Möglichkeiten sehen.

Die Idee zu Pamyra stammt von Wiegands Schwiegervater, der Niederlassungsleiter einer Spedition war, und vor allem das Problem der Leerfahrten kannte. "Passender ist im Falle von Pamyra aber der Begriff Leermeter", ergänzt Münnich. Oft biete Zufall den über Pamyra gebuchten Verladern Platz für Stückgut, der sonst ungenutzt bleibe. "Die Zusammenarbeit bietet einen klaren ökologischen Mehrwert", sagt der stellvertretende Niederlassungsleiter. Er hoffe, damit ein Argument für die anderen Niederlassungen der Zufall-Gruppe in der Hinterhand zu haben.

Momentan kooperiert nur die Zweigstelle in Nohra mit Pamyra. Die gesamte Gruppe mit knapp 2.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Sendungsvolumen von etwa 4,6 Millionen wäre ein lukrativer Partner für das Start-up. Sicherheitsbedenken hat Münnich keine: "Auf Frachtenbörsen wie Timocom übertragen die Spediteure ja auch ihre Daten." Wiegand bestätigt die Sicherheit seiner Online-Plattform.

Auch der Wirtschaftsstandort Thüringen zählt

In seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Logistiknetzwerks hat Münnich auch den Wirtschaftsstandort Thüringen im Blick. In Zeiten der Globalisierung seien Kooperationen unverzichtbar. Gerne würde er daher mit weiteren Start-ups zusammenarbeiten, interessant findet er dabei vor allem den Bereich E-Mobilität.  Diese Offenheit teilen auch andere Logistiker. "Wir bemerken eine veränderte Haltung in der Branche: Sie wird Start-ups gegenüber offener", sagt Wiegand.

Er ist sich dem Risiko Start-up durchaus bewusst: "Klar, kann es schief gehen, aber wir sind von unserer Idee überzeugt." Seit Januar ist Pamyra online, die Pilotphase für Speditionen endete vor kurzem, die für Verlader läuft gerade. "Die Testphasen nutzen wir vor allem für Feedback", sagt Wiegand. Momentan arbeiten Wiegand und Qual als feste Mitarbeiter bei Pamyra, hinzu kommen drei freie Mitarbeiter und Mentoren aus der Logistikbranche. Bis Ende des Jahres will Wiegand sechs Mitarbeiter einstellen.

Auf Investoren angewiesen

Das Geld dafür liefert das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT). "Wir sind auf Investoren angewiesen", sagt Wiegand. Einnahmen haben sie nur von Seiten der Spediteure, für Verlader ist und bleibt Pamyra kostenlos. Wiegand hat große Ziele, will auch den europäischen Markt erobern. "Das wäre für uns interessant, da wir eine Unpaarigkeit in den eurpäischen Verkehrsströmen haben und dadurch auf eine bessere Auslastung hoffen", sagt Münnich.

Doch Wiegand macht lieber einen Schritt nach dem anderen, erst ist der deutsche Markt an der Reihe. Daher tritt er zur Zeit auf vielen Start-up-Veranstaltungen auf, telefoniert mit Spediteuren oder besucht sie – Akquise eben. Immer mehr Anfragen trudeln laut Wiegand allerdings ein, auch von großen Speditionen und Netzwerken. Wenn die Akquise weiterhin erfolgreich läuft, gilt vielleicht irgendwann der Slogan der bekannten deutschen Online-Dating-Plattform: Alle elf Minuten findet ein Verlader einen Spediteur auf Pamyra.

Pamyra:

  • Geschäftsführer und Gründer: Felix Wiegand, Mitbegründer: Steven Qual
  • Online-Plattform für die Vermittlung von Versendern und Speditionen
  • Standort: Leipzig (davor Erfurt)
  • Online seit Januar 2017

Zufall-Niederlassung in Nohra:

  • Niederlassungsleitung: Michael Staude, Robert Münnich (stellv.)
  • 98 Mitarbeiter, davon zehn Auszubildende
  • 20.000 Quadratmeter Logistikfläche, 5.400 Quadratmeter Lagerfläche Spedition
  • Produkte: Landverkehre Deutschland und Europa, auch Zustellung über Nacht, See- und Luftfracht, Zoll-Service, Kontrakt- und Mehrwertlogistik
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