Zielkonflikte beim Verbrauch Konfliktfall

Zielkonflikte beim Verbrauch Foto: Jacek Bilski

Das vorrangigste Interesse von Fahrzeugherstellern und Kunden gilt dem Verbrauch. Doch es treten Zielkonflikte zwischen niedrigem CO2-Ausstoß sowie Abgas- und Geräuschnormen auf.

Eine engere Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen innerhalb der Europäischen Union, die Emissionsvorgaben für Nutzfahrzeuge verhandeln, gehört zu den zentralen Forderungen der Automobilvertreter an den europäischen Gesetzgeber. Sonst stünden am Ende des Arbeitsprozesses neue Gesetze zur Verabschiedung an, 
deren Vorgaben miteinander konkurrieren, statt sich zu ergänzen.

CO2-Gesetzgebung kommt in einigen Jahren

Derzeit arbeiten die Europäer an einer Regulierung des CO2-Ausstoßes und damit des Verbrauchs von Nutzfahrzeugen einschließlich schwerer Transporter, Lkw, Busse und Sonderfahrzeuge. Ob und in welcher Höhe Verbrauchsgrenzwerte am Ende im Gesetz stehen, ist ungewiss. Fest steht: Die CO2-Gesetzgebung wird wohl zwischen 2018 und 2020 auf die Branche zukommen.

Das Verbrauchsmessverfahren durch das Simulationswerkzeug Vecto ist ebenfalls schon auf den Weg gebracht. Im Grunde ein vorteilhaftes Ansinnen, das sowohl das Klima als auch den Geldbeutel der Flottenbetreiber schont. Denn sie wollen für Kraftstoff nicht tiefer in die Tasche greifen als nötig.

Doch zeitgleich laufen innerhalb der EU-Kommission Vorbereitungen, um die Geräuschemissionen von schweren Nutzfahrzeugen neu zu reglementieren. Diese Regelung könnte etwa zeitgleich greifen. Beide Gesetzgebungsverfahren haben nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun.

Nutzfahrzeuge stärker kapseln

Eine Verschärfung der Geräuschgrenzwerte würde bedeuten, dass Nutzfahrzeuge stärker gekapselt werden müssen. Das erzeugt zunächst einmal Kosten für Dämmmaterialien und schallbrechende Bauteile, was wohl aber nicht so teuer kommt.

Schwerer wiegt, dass die Fahrzeughersteller sich Gedanken machen müssen, wie die Wärme abzuführen ist, die rund um den Antrieb anfällt. Denn wo Wärme abgegeben wird, dringen auch Geräusche von Motor und Antriebsstrang nach außen.

Eine Möglichkeit wäre, die Lüfterleistung zu erhöhen. Die kann laut Einschätzungen von Experten bei den Fahrzeugherstellern um die 30 kW zusätzlich benötigen. Auch das würde sich nachteilig auf den Verbrauch auswirken. Bei Daimler hat man einen Mehrverbrauch zwischen fünf und acht Prozent durch das Technikgesamtpaket errechnet.

Weniger Einspritzdruck gleich weniger Lärm

Eine andere Möglichkeit wäre, Geräuschquellen zu eliminieren – etwa den Einspritzdruck zu reduzieren. Überall, wo Druck aufgebaut oder entlassen wird, entstehen Geräusche. Doch damit würde wiederum der Verbrauch steigen.

Gerade erst haben die Fahrzeughersteller den Einspritzdruck erhöht, um die Vorgaben der Euro-6-Abgasnorm zu erfüllen und gleichzeitig den Verbrauch dabei mindestens so günstig wie zuvor zu halten. Sie erhoffen sich von weiteren Zugaben beim Einspritzdruck einen noch besseren Verbrennungsprozess, was in Zukunft zusätzliche Vorteile beim Verbrauch erzeugen könnte.

Denn die Anforderungen an die Abgasnachbehandlung sinken durch diese Maßnahme, am Motorauslass fallen so bereits weniger Emissionen an, die auf die eine oder andere Art und Weise zu bekämpfen sind. Die Raten der Abgasrückführung und der katalytischen Abgasnachbehandlung im SCR-Kat könnten zurückgefahren werden.

Hohe AGR-Rate ist Verbrauchstreiber

Ersteres senkt den Diesel-, das Zweite den Adblue-Verbrauch. Zudem ist eine hohe AGR-Rate wegen der schlechteren Verbrennung ein Verbrauchstreiber. Wobei derzeit ein Liter Adblue rund ein Drittel der gleichen Menge Diesel kostet. Daher ist die SCR-only-Technologie von Iveco wirtschaftlich durchaus sinnvoll.

Wenn schon die einzelnen Vorgaben zueinander in Konflikt stehen, zeichnet sich wenigstens bei der Änderung der Geräuschemissions-Richtlinie im EU-Parlament ein Kompromiss ab. Vorerst soll nur das Messverfahren derart angepasst werden, dass es deutlich realitätsnaher als bisher ausfällt.

Das hat allerdings schon eine moderate Verschärfung der Grenzwerte um drei dB(A) zufolge, was einer Halbierung der Geräuschemissionen entspricht. Bei gleichzeitig weiter verschärften Grenzwerten kämen aber auch der Verbrauch und die Beschaffungskosten einmal mehr unter Druck. Noch laufen die Verhandlungen im sogenannten Trilog zwischen der Kommission, dem Parlament und den Mitgliedsstaaten.

Insofern wäre es gerade jetzt sinnvoll, Abgas-, Verbrauchs- und Geräuschemissionsnormen in vernetzten Arbeitsgruppen zu diskutieren oder die drei einzelnen Gruppen eng miteinander zu vernetzen, um ein sinnvolles Gesamtpaket zu schnüren.

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