ZF gibt Ausblick auf 2020 Corona erschwert die Bedingungen massiv

Foto: Felix Kaestle, ZF

Der Technologiekonzern ZF lässt die ersten Monate des Jahres Revue passieren. Die Werke verzeichnen enorme Rückgänge. Doch nicht nur Corona sorgt für Herausforderungen.

Schon das Jahr 2019 brachte viele Herausforderungen mit sich – Brexit, schrumpfende Absatzmärkte, eine fortschreitende Transformation in der Antriebstechnik, so fasste Wolf-Henning Scheider, CEO von ZF bereits Ende März das vergangene Jahr zusammen. Darum sei eine verlässliche und stabile Rahmengesetzgebung zu CO2 nötig. „Alles andere würde unsere Industrie überfordern.“ Dazu kommt die gesamte Weltwirtschaft, die sich tendenziell am Ende einer jahrelangen Wachstumsphase befindet. Dieser Effekt wird durch Corona aber nur verstärkt, nicht allein hervorgerufen.

Massive Produktionsrückgänge

Nun zieht das Unternehmen erneut Bilanz. Andreas Moser, Leiter der ZF-Division Nutzfahrzeugtechnik, berichtet für den April allein im Werk Friedrichshafen von Rückgängen um 80 Prozent. Für den Mai prophezeit er lediglich 60 Prozent des eigentlich nötigen Monatsvolumens. Doch immerhin laufen die Produktionen der Lkw-Hersteller mittlerweile wieder an. Teile werden wieder benötigt und entsprechend können auch die Zulieferer ihre Werke wieder hochfahren. Man müsse aber dennoch auch das Werk Friedrichshafen für die Zukunft neu ausrichten. Dabei ist auch ein Personalabbau nicht auszuschließen.

Grundlegende Transformation

Neben so kurzfristigen Einschnitten wie durch die Corona-Krise befindet sich die Zahnradfabrik Friedrichshafen nämlich auch generell in einer Zeit des Umbruchs. So habe man insgesamt damit zu kämpfen, dass Hersteller Komponenten in Eigenregie fertigen, anstatt sie zuzukaufen. Der jüngste Fall ist MAN. Mit dieser Umstellung falle 30 Prozent des Produktionsvolumens der Getriebebaureihe Traxon weg. Gleichzeitig steckt die Nutzfahrzeuge in der Transformation vom Verbrenner zu elektrischen Antriebssystemen. Ein Stromer benötigt kein heutiges kompliziertes Getriebe mit zahlreichen Gangstufen mehr.

Neue E-Achse kommt

ZF hat darauf reagiert und fertigt bereits zentrale Elektroantriebe und auch E-Achsen. Eine neue E-Achse werde später im Jahr vorgestellt. Allerdings nimmt die Wertschöpfungstiefe in der Produktion der Elektrokomponenten im Vergleich zum klassischen Getriebe signifikant ab. Das liegt schon an der wesentlich geringeren Zahl an Einzelteilen. Auch die nötige Produktionsdauer pro Komponente fällt wesentlich kürzer aus. Im Zuge der Transformation in der Antriebstechnik kommt es zudem auch zu einer höheren Konkurrenzdichte. Neben den klassischen Wettbewerbern konkurrieren Zulieferer mit Herstellern aber auch mit ganz neuen Marktteilnehmern – Start-ups und Co.

Stadtbusse entspannt, Reisebusse dramatisch

Die Lage im Segment der Stadtbusse ist zumindest im Jahr 2020 noch recht entspannt für ZF. Hier sei man im Moment gut aufgestellt. Denn schließlich wurden die Budgets für das laufende Jahr bereits 2019 freigegeben. Fraglich ist aber, was hier die Zukunft bringt. ZF erwartet in diesem Segment einen verzögerten Rückgang.

Ganz anders sieht es bei den Reisebussen aus. Hier spricht Moser von einer dramatischen Situation. Busreisen sind gestoppt und die Prognose ist düster. Es sei sogar generell von einem Wandel in diesem Bereich auszugehen. Schließlich ist das Thema Social Distancing nicht leicht umsetzbar auf stundenlangen Bustouren. Dazu komme die Hauptzielgruppe der Busreisen. Speziell Senioren stellen eine der Risikogruppen für das Corona-Virus.

Elektrifizierung und Brennstoffzelle

Für die Zukunft sieht Moser neben den genannten Herausforderungen aber auch einige Chancen. Gerade im Bereich der Stadtbusse lasse sich die Elektrifizierung schnell umsetzen. Dazu kommt ein starker Druck seitens der öffentlichen Hand. Als Beispiel führt Moser die Niederlande an, die bereits ab 2030 Stadtbusse nur noch mit emissionsarmen Antrieben erlauben. Dies gelte also nicht nur für Neuanschaffungen, sondern für die gesamte eingesetzte Flotte. Im Nutzfahrzeug galt noch bis vor wenigen Jahren die Langstrecke als feste Bastion des Diesels. Doch dank der fortschreitenden Brennstoffzellentechnik ist auch hier die Elektrifizierung greifbar. Aber auch bei der Brennstoffzelle konkurrieren die Hersteller extrem mit den Zulieferern. Daimler und Volvo wollen eine Entwicklungspartnerschaft eingehen. Iveco hat sich das Start-up Nicola ins Haus geholt.

Automatisierung: Know-How von Wabco

ZF sieht aber auch, dass gerade das Nutzfahrzeug ein Vorreiter im Gebiet der Automatisierung sein wird. Allein schon sogenannte Restricted Areas, also Containerterminals an Häfen oder Betriebshöfe bieten sich schon jetzt für die Technik an. Und wie schon angeführt wird sich zwangsläufig die Wertschöpfung für Technologiekonzerne verändern. Um neue Geschäftsfelder abzudecken und als Lieferant für Gesamtsysteme im Lkw auftreten zu können, will ZF daher Wabco übernehmen. Dieser Vorgang soll nach langem Vorlauf bald zum Abschluss kommen und nachhaltig in die Konzernstrategie Next Generation Mobility einzahlen.

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