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Wolfgang Stromps im Porträt Crashkurs für den Minister

Wolfgang Stromps, Geschäftsführer Spedition, Vorsitzender VSL NRW Foto: Stromps

Wolfgang Stromps ist der Prototyp des politischen Spediteurs und ein Urgestein der Logistikbranche in Nordrhein-Westfalen. Der 70-Jährige denkt noch nicht ans Aufhören.

Wolfgang Stromps legt also noch einmal drei Jahre als Vorsitzender des Verbandes Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen (VSL NRW) drauf. Allerdings erklärte der Geschäftsführer der Krefelder Spedition Stromps + Co. seinen Wählern in der Mitgliederversammlung des VSL NRW in Krefeld, dass die Zugabe seine letzte für den Verband sein würde, der rund 500 Spediteure in Nordrhein-Westfalen betreut.

"Es ist Zeit, dass wir den Generationswechsel einleiten. Jetzt müssen Jüngere ran", sagt der 70-Jährige im Gespräch mit trans aktuell. Wie ein solcher Wechsel funktionieren könne, habe der Rücktritt von Phillip Lahm aus der deutschen Fußballnationalmannschaft gezeigt. Für Stromps geht diese Entscheidung des Kapitäns völlig in Ordnung, schließlich habe der in seinem Sport alles erreicht.

Verdienstkreuz 1. Klasse für das Engagement in der Speditions- und Logistikbranche

Das Gleiche gilt mit Blick auf die Logistik auch für Wolfgang Stromps. NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger (SPD) hat dem Mann aus der Seidenstadt jedenfalls vor drei Jahren das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für sein Engagement für die Speditions- und Logistikbranche in NRW an die Brust geheftet. Auch als Handelsrichter und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein genießt Stromps seit vielen Jahren einen ausgezeichneten Ruf.

Spediteur mit Leib und Seele

Bei allen Ehrenämtern und Funktionen ist Stromps aber eines immer geblieben: Spediteur mit Leib und Seele. Sein Handwerk lernt der junge Stromps bei einer Hamburger Seehafenspedition. Anfang 1962 schickt ihn der Vater in die Hansestadt, damit der Junior dort das Know-how erwirbt, das dem eigenen Unternehmen noch fehlt. Kaum in Hamburg angekommen, erlebt Stromps die große Sturmflut aus nächster Nähe. "Ich habe damals gelernt, dass Not die Menschen auch zusammenschweißt", erinnert sich der Spediteur. Bereits 1969 engagiert er sich bei der Industrie- und Handelskammer in Krefeld, wo er erst zum Juniorsprecher, später zum Landessprecher avanciert.

Die 70er-Jahre bringen in NRW einen massiven Strukturwandel für die Stahlbranche. Bei der Spedition Stromps steht damit auch die Frage der Eigenständigkeit auf dem Prüfstand. Die Stromps entscheiden sich fürs Weitermachen – als kleines Unternehmen, das sich in der Folge als Spezialist für Transporte zwischen Nordrhein-Westfalen, England und Irland etabliert.

Niederlassungen in London, Birmingham, Hull und Newcastle

Heute hat Stromps Niederlassungen in London, Birmingham, Hull und Newcastle. Über den Kanal bringt Stromps vor allem Güter für Messen, Chemie, Industrie und die Lebensmittelbranche. Zurück gehen Stahl, Maschinenbauteile und Altpapier. »Wir singen hier alle das Lied der Königin«, erzählt Stromps mit einem Augenzwinkern. Das Unternehmen disponiert im Tagegeschäft rund 300 eigene Auflieger sowie die gleiche Anzahl von Fahrzeugen von Subunternehmen quer durch Europa.

"Wir wollen in der Nische der Beste sein"

Sein Credo als Spediteur? "Wir wollen in der Nische der Beste sein", sagt Stromps, der sich neben dem legendären Krupp-Manager Berthold Beitz auch den Reichsgründer Bismarck zu seinen persönlichen Vorbildern erkoren hat. Seine eigenen politischen Kontakte rangieren im Vergleich dazu eine Nummer kleiner. Ein guter Draht zum NRW-Verkehrsminister gehört in seinem Job als Vertreter seines Verbands einfach dazu. Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat für Wolfgang Stromps stets ein offenes Ohr.

Andererseits ist Stromps zunehmend genervt von den beschränkten Handlungsspielräumen der Politiker seines Landes. Für ihn liegt auf der Hand, dass Nordrhein-Westfalen offensichtlich in der Infrastrukturpolitik des Bundes benachteiligt wird. "Am besten gehen wir alle zusammen nach Berlin und stimmen dort das Klagelied an", schlägt der Unternehmer vor.

Mit Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) würde er dann gerne über den Mindestlohn für Fahrer sprechen. "Wie lässt sich in der Praxis prüfen, ob ein Unternehmen einem Fahrer tatsächlich den Mindestlohn bezahlt? Wie steht es in dieser Hinsicht mit der Haftung der Verlader?", bringt Stromps zentrale Fragen auf den Punkt.

Gespräch über Maut-System

Mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wiederum wäre ihm ein Gespräch über dessen Mautsystem ein besonderes Anliegen. Nichts Gutes erwartet er von der geplanten Einbindung der 3,5-Tonner. "Wir haben die Auswirkungen auf die Wirtschaft und Verbraucher überhaupt nicht auf dem Schirm. Hier wird es zu schwerwiegenden Umwälzungen in der Branche kommen. Die Rechnung zahlt am Ende der kleine Mann."

"Hier muss jede Strategie sitzen"

Am liebsten würde er dem Minister einen Crash-Kurs bei sich im Unternehmen verordnen. Was der dort lernen könnte? "Wie Logistik von Grund auf funktioniert. Dazu gehören umsichtiges Handeln und das Vermeiden von Fehlern. Hier muss jede Strategie sitzen", lautet die Antwort. Ob Stromps davon ausgeht, dass die Einnahmen aus der Lkw-Maut in Zukunft tatsächlich in die Infrastruktur gehen? "Wenn das so wäre, würden wir auf goldenen Straßen fahren", glaubt Stromps. Die Erhöhung des Verkehrs­etats im Bundeshaushalt um fünf Milliarden Euro, die den Substanzverlust der Verkehrsinfrastruktur stoppen soll? "Ein Tropfen auf dem heißen Stein."

Mitarbeiter des Unternehmens treu durchs Leben führen

Wolfgang Stromps wird den anstehenden politischen Schlagabtausch wieder einmal annehmen. Er weiß jedoch, dass auch sein Nachfolger im VSL NRW sich in drei Jahren mit genau den gleichen Problemen wird herumschlagen müssen. Die eigene Nachfolge in seinem Unternehmen hingegen hat Stromps zu seiner Zufriedenheit längst geregelt. Die nächste Generation bei Stromps kommt zwar nicht aus dem eigenen Haus – der Sohn ist plastischer Chirurg in Aachen, die Tochter Rechtsanwältin in einem großen IT-Konzern in München. Mit dem Diplom-Verkehrsbetriebswirt Christoph Rochow hat er jedoch seit zehn Jahren einen Geschäftsführer an Bord, der die Tradition des Familienunternehmens fortsetzen wird. Dessen künftige Aufgaben? "Die Mitarbeiter des Unternehmens treu durchs Leben führen und die Auslandshäuser in England und Irland aufrechterhalten", beschreibt Stromps sein Anliegen an den Nachfolger.

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