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Wirtschaft erwartet Produktionsausfälle Lokführerstreiks schädigen Schiene und Klima

Foto: Ilona Jüngst, Montage Götz Mannchen

Empfindliche Produktionsausfälle im Zusammenhang mit den Lokführerstreiks erwartet der BDI. Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik befürchtet, dass die positiven Entwicklungen im Güterverkehr auf der Schiene zunichte gemacht werden. „Eine Unterbrechung der Lieferketten durch längere Streiks im Güterverkehr setzt die wirtschaftliche Erholung nach Corona aufs Spiel“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm.

Auch zum zweiten Streik hatte die Lokführergewerkschaft GDL aufgerufen. Sie fordert ein „konkretes Angebot“ des Arbeitgebers, was der DB-Konzern aber bislang nicht vorgelegt habe, kritisierte GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky. „Die GDL ist verhandlungsbereit, aber nur auf der Grundlage eines Angebots, das diesen Namen auch verdient.“ DB-Personalchef Martin Seiler hat die Gewerkschaft aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur hier seien Lösungen möglich.

Aus Klimaschutzgründen sollten mehr Güter auf die Schiene

Es sei unverantwortlich, das Streikrecht auf dem Rücken der Allgemeinheit auszuüben, kritisierte BDI-Chef Russwurm. „Besonders hart trifft der Streik die Branchen, die ihre Transporte nicht ohne Weiteres auf andere Verkehrsträger verlagern können.“ Dazu gehörten beispielsweise neben Gefahrguttransporten der Chemie auch die Rohstoffanlieferung in der Stahlindustrie oder die Transporte der Autobauer in die Exporthäfen. Die GDL erweise dem System Schiene insgesamt sowie dem Ziel, auch aus Klimaschutzgründen künftig mehr Güter auf die Schiene zu bringen, einen Bärendienst, sagte er. Bei nicht wenigen Transportketten, die jetzt streikbedingt auf die Straße umgestellt würden, werde es die Schiene schwer haben, sie für sich zurückzugewinnen.

Chemie: Ausstand ist eine logistische Herausforderung

Rund 20 Prozent der Chemieunternehmen mussten ihre Produktion bereits wegen Engpässen bei Vorprodukten drosseln, berichtet der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Zudem verzögere der Streik die Auslieferung an Kunden der chemisch-pharmazeutischen Industrie. „Für Deutschlands drittgrößte Branche bedeutet der Ausstand eine logistische Herausforderung“, sagte ein Sprecherin. Erneut müssten die Unternehmen mit ihren Kunden und Logistikdienstleistern kurzfristig flexible Lösungen entwickeln, was einen immensen Personalaufwand und erhebliche zusätzliche Kosten nach sich ziehe. Pläne, Transporte verstärkt auf die Bahn zu verlagern, bekämen eine empfindlichen Dämpfer verpasst.

VDA: Streik schadet dem Standort Deutschland

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) appellierte an alle Beteiligten, rasch zu einer Lösung zu kommen und die Logistik nicht weiter auszubremsen. Der zweite Lokführerstreik in kürzester Zeit führe zu neuer Unsicherheit in den Prozessen und zu wirtschaftlichen Schäden. „Das schadet dem Standort Deutschland“, sagte sie.

Kosten steigen - Nachhaltigkeitsziele bedroht

Die Lieferketten seien bereits äußerst angespannt und die Laderaumkapazitäten knapp, betonte DSLV-Präsident Axel Plaß. Trotz aller Anstrengungen der Speditionen würden massive Verzögerungen in der Supply Chain, die weit über das System Schiene hinausgingen, viele Logistikkunden treffen. Gleichzeitig treibe der organisatorische Zusatzaufwand die Kosten deutlich in die Höhe. Mit wiederkehrenden Arbeitsniederlegungen würden aber auch Nachhaltigkeitssziele bedroht, denn die Bahn sei eine wesentliche Säule der Verkehrswende, sagte Plaß. Jetzt bestehe die Gefahr, dass das zwischen Speditionen, Industrieverladern und Eisenbahnverkehrsunternehmen über einen langen Zeitraum aufgebaute Vertrauen in Qualität und Zuverlässigkeit der Schiene zerstört werde.

DB Cargo fährt Systemrelevantes

DB Cargo berichtete am Montag, dass ein Rückstau an Güterzügen die Rangieranlagen erreicht habe. Es sei aber gelungen, der anlaufenden Industrieproduktion zum Wochenstart gerecht zu werden. „Der Rückstau ist am Montagmorgen nicht weiter angewachsen“, sagte ein Sprecher. Systemrelevante Züge würden zu den Kunden geschickt. Die intensive Abstimmung im Netzwerk der DB Cargo, mit den Kunden sowie auch die Hilfe von Partnerbahnen bewähre sich.

Binnenschiffer wollen Trimodalität

Unterdessen zeigen sich die Binnenschiffer bereit, mehr Güter zu übernehmen. Es gehe nicht darum, der Güterbahn in dieser Situation Kunden abzuwerben, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), Martin Staats. Vielmehr sollte der aktuelle Anlass genutzt werden, über verbesserte Logistikkonzepte unter Einbeziehung aller Verkehrsträger nachzudenken. „Die Trimodalität im Transportsektor garantiert, dass jeder einzelne Verkehrsträger seine individuellen Stärken und Vorteile bei der Abfertigung des stetig ansteigenden Güteraufkommens einbringen kann“, sagte er. Dieses System könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten, beispielsweise bei Infrastrukturschäden oder auch Streiks, die Lieferketten bestmöglich aufrechtzuerhalten.

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