Die Nacht war frostig, auf dem Dach des Aufliegers ist der Regen vom Vorabend in den Senken der Plane zu Eis gefroren. Im ersten Kreisverkehr löst sich eine große Eisplatte vom Dach und kracht auf ein Auto – der Schaden beträgt viele Tausend Euro. Und der Fahrer haftet persönlich, denn die Sachlage ist klar: Er muss sich vor Fahrtantritt vom ordnungsgemäßen Zustand des Lkw überzeugen – dazu gehört auch, Dachlasten wie Schnee und Eis zu entfernen. Versäumt er das, handelt er fahrlässig. Dieses Unfall-Szenario passiert jeden Winter viele Male und war für Johannes Köhler, Ingenieur beim Zulieferer K & M bereits vor zehn Jahren Anlass, den Roof Safety Air Bag, kurz RSAB, zu entwickeln. Neu ist das Produkt also nicht, mehr als 10.000 RSAB sind mittlerweile in Deutschland unterwegs und sparen den Fahrern viel Zeit und Nerven.
Das System wirkt vorbeugend und ist so einfach wie genial: Zwischen Plane und Spriegel wird ein Schlauch aus mit PVC beschichtetem Spezialgewebe eingezogen, der sich per Knopfdruck innerhalb von rund vier Minuten aufbläst und dadurch die Plane in der Mitte um rund 17 Zentimeter anhebt. Durch die so entstandene Dachform kann sich Wasser gar nicht erst ansammeln, sondern läuft sofort ab. Fahrer sollten den Schlauch bereits am Vorabend aufblasen, auch bei längeren Standzeiten auf dem Betriebshof kann der RSAB über mehrere Tage befüllt bleiben.
Das RSAB-System kann man selbst montieren
Damit die zulässige Gesamthöhe des Lkw während der Fahrt nicht überschritten wird, entlüftet das System den Schlauch automatisch, sobald der Fahrer auf die Bremse tritt. Man kann also nicht versehentlich mit dem aufgeblasenen Schlauch unterwegs sein. Recht einfach gestaltet sich der Einbau, auch weniger geübte Mitarbeiter können dank der umfangreichen Einbau- und Betriebsanleitung das RSAB-System selbst montieren. Mit zwei Personen dauert die Montage rund drei Stunden, Spezialwerkzeug ist nicht notwendig. Lediglich einen 22-Millimeter-Lochkreisbohrer und einen Schlauchschneider sollte man zusätzlich zum normalen Werkzeug parat haben. Die Steuereinheit wird an der Stirnwand des Aufliegers befestigt und mit drei Kabeln an die Trailer-Elektrik angeschlossen. Eine Druckluftleitung wird vom Nebenverbraucherkessel zur Steuereinheit verlegt, von dort versorgt eine weitere Leitung den RSAB mit Luft.
Dank ECE-Typengenehmigung und Gutachten einer Prüforganisation muss das System nicht in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Rund 1.350 Euro netto kostet der RSAB, er lässt sich leicht wieder ausbauen und in einem neuen Trailer verwenden, wenn der alte verkauft werden soll. Der Chef möchte für das System kein Geld ausgeben? Der Hersteller weist darauf hin, dass die Anschaffung durch das De-minimis-Programm gefördert werden kann. Seit einigen Wochen führt unter anderem Winkler Fahrzeugteile den RSAB im Sortiment.