Nach einem Whitepaper der Kölner Agentur Get the Point ist die Angst vor Veränderungen bei vielen Logistikdienstleistern das größte Hindernis bei der Umsetzung digitaler Prozesse und Geschäftsmodelle.
Die Agentur für Positionierung und Markenbildung hat demnach in dem Whitepaper beleuchtet, warum sich die deutschen Logistikunternehmen mit der Digitalisierung so schwer tun. Die Agentur veröffentlicht nach eigenen Angaben jährlich einen Zustandsbericht zur Markenarbeit der Logistiker.
Demnach tue sich die Branche schwer damit, Kontrolle und Macht zu teilen und sich in einer neuen Werteökonomie zurechtzufinden, die das Teilen von Daten und Informationen zur Grundlage erfolgreichen Wirtschaftens mache. „Die Zeiten des Abgrenzungsmisstrauens, das den Konkurrenten als Fressfeind betrachtet und zu einem ängstlichen Hüten von Informationen führt, sind endgültig vorbei“, sagt Clemens Meiß, geschäftsführender Gesellschafter der Agentur. Dennoch sei die Logistik weit davon entfernt, den Schritt zu mehr Transparenz in ihrem Geschäft zu machen.
German Angst bremst Digitalisierungstempo
Die Agentur verweist in ihrem Papier auch auf eine Studie der Bundesvereinigung Logistik (BVL) von 2017, bei der knapp 50 Prozent der befragten Logistikdienstleister an, dass eine Digitalisierung nicht geplant sei. "Mehr als die Hälfte der Unternehmen gibt an abzuwarten, bis erprobte Lösungen für den Einsatz in der Praxis‚ vorliegen", schreiben die Markenexperten. Angst und Mut würden darüber entscheiden, ob die digitale Transformation in Logistikunternehmen gelinge oder nicht. „Es ist die German Angst, die das Digitalisierungstempo in der Branche bremst“, sagt Meiß.
Herausforderungen für das klassische Spediteursgeschäft sind laut Meiß etwa die Entwicklung der Plattformökologie, weil "die Entwicklung dieser Plattformen und eine Menge neuer Marktteilnehmer mit neuen Geschäftsmodellen" für die Unternehmen zu einem neuen Rollenverständnis führe. Wohin der Weg gehe, darüber seien sich weder Spediteure noch Marktexperten momentan wirklich einig. Sicher sei aber, dass klassische, speditionelle langfristige Verträge eher seltener werden. Das gelte auch für die mit „Value added services“ angereicherte Dienstleistungen in der Kontraktlogistik. Erfolgsentscheidend werde daher die Anpassungsgeschwindigkeit an immer neue Kunden, Produkte, Dienstleistungen und Projekte mit vielfältigen Kooperationspartnern in der Wertschöpfungskette und ein hoher Grad an Integration. Und dies funktioniere nur, "wenn die Technologie dahinter, die Erhebung, der Austausch und die Interpretation von Daten, die Steuerung der Prozesse und die Reaktionsschnelligkeit gewährleistet" werde.