Wasserstoff-Busse im Test Hessen als Vorreiter

Foto: HA Hessen Agentur GmbH / Hosan

Der hessische Omnibusbetrieb Winzenhöler hat vier weitere Brennstoffzellenbusse erworben. Die Fahrzeuge, die aus einem Pilotprojekt der Hamburger Hochbahn AG stammen, werden auf dem Gelände des Industrieparks Höchst im regulären Werksverkehr eingesetzt.

Die zusätzlich zu den aktuell vier im Betrieb von Winzenhöler befindlichen Wasserstoffbusse hat das Busunternehmen im Rahmen einer Ausschreibung von der Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH, die den Fuhrpark der Hochbahn betreut, erworben. Bei der planmäßigen Einstellung des Hamburger Projektes kam es zu einiger medialer Verwirrung und folgenden deutlichen Bekenntnissen von Hochbahn und Mercedes zu der Technologie.

Bei den zwölf Meter langen Fahrzeugen handelt es sich um vier Mercedes-Benz Citaro BZH mit Brennstoffzellen-Hybridantrieb, der ebenso über eine Lithium-Ionen-Pufferbatterie verfügt, um zurückgewonnene Bremsenergie zu speichern. Vier weitere, baugleiche Busse werden bereits im Unternehmen eingesetzt. Letztere stammen aus Schweizer Mobilitätsprojekten und wurden ebenfalls gebraucht erworben. Die ersten beiden dieser Busse haben bereits im Oktober 2017 den Fahrgastbetrieb auf dem Betriebsgelände des Industrieparks Höchst aufgenommen, auf dem regelmäßig große Mengen an Abfallwasserstoff anfallen. Dieser muss für die Verwendung in der Brennstoffzelle lediglich gereinigt werden.

Praxistauglichkeit nachgewiesen

Zu seinen bisherigen Erfahrungen befragt, sagt Geschäftsführer Christian Winzenhöler: "Alleine die Tatsache, dass unser Unternehmen die vier Busse der Hochbahn ohne Fördermittel erworben hat, spricht für sich. Ich bin von der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie voll und ganz überzeugt und kann aus meiner Praxiserfahrung sagen, dass sie im Fahrgastbetrieb stabil und zuverlässig läuft. So lag im zweiten Halbjahr 2018 die Verfügbarkeit unserer Brennstoffzellenbusse auf einem vergleichbaren Niveau wie die unserer Dieselbusse."

Zwei der insgesamt acht Brennstoffzellenbusse des Unternehmens fungieren als Ersatzteilträger, auf die im Rahmen von Wartungs- und Reparaturarbeiten bei Bedarf zurückgegriffen wird. Denn Ersatzteile vom Hersteller sind derzeit nur als relativ kostspielige Einzelanfertigungen mit längerer Lieferzeit erhältlich, da die Busse aus einer Kleinstserie beziehungsweise der Prototypenfertigung zu Forschungszwecken stammen und es entgegen der Ankündigungen des Konzerns nie in die Serie geschafft haben. Da Daimler für 2022 nur noch eine kleine Brennstoffzelle als Range Extender für den eCitaro angekündigt hat, darf man derzeit davon ausgehen, dass dieser Technologiepfad einer großen Busbrennstoffzelle vorerst in Deutschland nicht weitergeführt wird. Daimler dreht das Prinzip quasi um und wird kleine, kostengünstigere Brennstoffzellen im Pkw-Format verwenden.

Höhere Reichweiten bei vergleichbaren Gesamtkosten

Busse mit rein batterieelektrischem Antrieb und Reichweiten von 130 bis 200 Kilometer sind für Winzenhöler keine Alternative zu Wasserstoffbussen. Denn die Busse des Unternehmens haben Tagesumläufe von bis zu 450 Kilometern. Diese Streckenlängen sind daher emissionsfrei nur mit Brennstoffzellenbussen zu bewältigen. "In Bezug auf die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership) liegen beide Technologien nahezu gleichauf. Zwar sind batterieelektrische Busse etwas günstiger in der Anschaffung. Dieser Vorteil relativiert sich jedoch, wenn man die Kosten für den Aufbau der Ladeinfrastruktur und des Netzanschlusses sowie die organisatorischen Herausforderungen beim Betriebshofmanagement mit einbezieht", so eine Mitteilung der Hessischen LandesEnergieAgentur (LEA), die das Projekt unterstützt. Ein Vorzug des Standorts in Frankfurt-Höchst ist, dass dort bereits seit rund 12 Jahren eine 350-bar-Wasserstofftankstelle zur Verfügung steht, an der die Busse innerhalb kurzer Zeit – ähnlich schnell wie bei einem Dieselbus – betankt werden.

Deutsche und europäische Hersteller sind gefordert

Winzenhöler gibt als Unternehmensziel an, die gesamte Busflotte – diese umfasst derzeit 45 Fahrzeuge – emissionsfrei zu betreiben. Einen Zeitrahmen dafür kann er jedoch noch nicht nennen, denn dieser hängt auch von den Serienfertigungsplänen der Hersteller ab. "Hier wünsche ich mir ein stärkeres Engagement der renommierten deutschen und europäischen Hersteller", so der Unternehmer. Bisher bietet mit Van Hool nur ein großer europäischer Bushersteller Brennstoffzellenbusse aus einer seriennahen Fertigung an, dies allerdings mit sehr langen Lieferzeiten laut Winzenhöler. Zumindest zeigen inzwischen eine größere Anzahl europäischer und internationaler Hersteller weitere Modelle als Prototypen und planen die Serienfertigung. Eine höhere Dynamik ist bereits in Asien zu finden, wo Toyota und Hyundai das Thema massiv vorantreiben derzeit.

ÖPNV in Hessen fährt weiter mit Wasserstoff

Dr. Heinrich Lienkamp, Vorsitzender der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative Hessen e.V., begrüßt ausdrücklich die Aktivitäten des Mitgliedsunternehmens Winzenhöler. "Das Busunternehmen Winzenhöler hat echte Pionierarbeit im Bereich der Wasserstoffmobilität in Hessen geleistet. Und wir sind stolz darauf, dass in Kürze weitere Wasserstoffprojekte im ÖPNV an den Start gehen. So werden noch im Jahr 2019 elf Wasserstoffbusse verteilt auf Wiesbaden, Frankfurt am Main und Mainz den Fahrgastbetrieb aufnehmen." Hessen wird also die bisherigen Vorreiter Hamburg und Stuttgart mittelfristig ablösen.

"Darüber hinaus wurde inzwischen von weiteren Busbetreibern in Hessen Interesse am Einsatz dieser Technologie bekundet", sagt Markus Lämmer, Projektmanager Wasserstoff und Brennstoffzellen der Hessischen LandesEnergieAgentur (LEA), die die Geschäftsstelle der H2BZ-Initiative Hessen bei der HA Hessen Agentur GmbH betreibt und auch andere interessierte Unternehmen zum Thema berät.

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