VW-Chef Müller spricht sich für die Abschaffung von Subventionen für Diesel und das Einführen einer blauen Plakette aus. Bundesregierung lehnt den Vorschlag jedoch postwendend ab.
"Wenn der Umstieg auf umweltschonende E-Autos gelingen soll, kann der Verbrennungsmotor Diesel nicht auf alle Zeiten weiter wie bisher subventioniert werden", sagte Müller in einem Interview mit dem Handelsblatt. Die Umschichtung der Subventionen solle schrittweise erfolgen, "das Geld könnte sinnvoller in die Förderung umweltschonender Antriebstechniken investiert werden", schlug er vor.
Sowohl private als auch gewerbliche Kunden hätten sich an die Steuererleichterungen gewöhnt, führte der Konzernchef aus. "Mittlerweile bin ich aber davon überzeugt, dass wir Sinn und Zweck der Dieselsubventionen hinterfragen sollten." Abstriche hier und Anreize für Elektroautos wären das richtige Signal, betonte Müller. Die Autoindustrie sollte diese Diskussion proaktiv mit der Politik führen, genauso wie gemeinsam alles unternommen werden müsse, um großflächige Fahrverbote in Städten zu verhindern. Die Absage aus Berlin folgte jedoch postwendend: "Die Bundesregierung hat gegenwärtig keine Pläne, an der Diesel-Besteuerung etwas zu ändern", sagte Regierungssprecher Steffen Seiber.
"Ich plädiere deshalb für die Einführung einer blauen Umwelt-Plakette", sagte der Manager. Sie sollte aber nicht nach Euro-Normen vergeben sondern an einen bestimmten Stickoxid-Wert gebunden werden. "Nur wer darunter liegt, dürfte dann auch künftig in Städte fahren." Eine City-Maut könnte möglicherweise in einer Metropole wie Berlin funktionieren, sagte er.
Beschränkungen bei der individuellen Mobilität
Müller sprach sich zudem für intermodale Verkehrssysteme aus, denn die Herausforderungen beim Klimaschutz würden zu Beschränkungen bei der individuellen Mobilität führen - "entweder durch gesetzgeberische Maßnahmen oder durch eigenes Verhalten". Auf etlichen Strecken sei das Auto nicht das beste Verkehrsmittel, sagte der VW-Chef. Die Chancen des Industriestandorts Deutschland bestünden darin, "beim nachhaltigen Wirtschaften Vorreiter zu sein". Autokonzerne verdienten ihr Geld künftig nicht mehr nur mit dem Verkauf von möglichst vielen Fahrzeugen, sondern auch mit Dienstleistungen rund um Mobilität.