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VTL, ILN und Star schließen sich zusammen Gemeinsame Gesellschaft ab Januar 2019

Foto: VTL, ILN, Star, Montage: Mannchen

Um auch in der Zukunft auf dem deutschen Stückgutmarkt eine wichtige Rolle zu spielen, haben die drei Stückgutnetzwerke VTL, ILN und Star den nächsten Schritt für einen gemeinsamen operativen Betrieb gemacht: Zum 1. Januar 2019 soll eine eigene Gesellschaft an den Start gehen.

Zu einer gemeinsamen Allianz hatten sich die drei Stückgutnetzwerke bereits 2015 entschieden. Aber erst das Frühjahr 2017 hat laut Andreas Jäschke, Geschäftsführer von VTL mit Sitz in Fulda, klar gezeigt, dass es ein "Weiter so" nicht geben kann. Jäschke berichtet von einem "totalen Umbruch im Stückgutmarkt" – viel zu viele Mengen, keine Nahverkehrskapazitäten mehr. Zugesagte Laufzeiten klappten nicht mehr, die Abholungen verzögerten sich. "Der Leidensdruck war groß", sagt Jäschke. Die Erkenntnis: "Wir werden es nicht aus eigener Kraft schaffen, jeder für sich das eigene Netzwerk dauerhaft für die Zukunft fit zu machen."

Allianz richtig umsetzen

Daher setzten sich die Geschäftsführer der drei Netzwerke Andreas Jäschke (VTL, Fulda), Hubert Staroske und Alexander Bauz (ILN, Sinzig) und Jens Bottenhorn (Star, Homberg/Effze) mit den Aufsichtsgremien zusammen und beschlossen, die Allianz endlich richtig umzusetzen. Drei Parameter waren seit der ersten Entscheidung schon aufgestellt – die Schnittstellen zur Software waren da und die Prozesse und Handbücher auf ein identisches Level gebracht. Allein der Wille fehlte, die Vereinbarungen auch über die Arbeitskreise hinaus mit Leben zu füllen. In einem Jahr soll die Gesellschaft – Arbeitstitel: Netzwerk AG (NAG) – an den Start gehen, die "im Rahmen bestehender Ressourcen die Stückgutproduktion für alle drei Netze übernehmen wird", sagt Jäschke gegenüber trans aktuell. Über die Rechtsform der Gesellschaft ist noch nicht entschieden, aber klar ist, dass sie allen drei Kooperationen zu gleichen Anteilen gehören soll, unabhängig vom Sendungs- oder Umsatzanteil. Zunächst wird sich für die 300 Systempartner der Kooperationen nichts ändern, die Netze werden als Dienstleister für die NAG agieren.

"Als nächsten Meilenstein wollen wir ab Mitte 2019 aus drei Netzwerken eines machen", sagt Jäschke. Die Systempartner erhalten dazu einen neuen Kooperationsvertrag für die Gesellschaft. "Die NAG muss dann für alle Partner ein Deutschlandnetz erarbeiten und betreiben." Dazu will das "Steering Committee", wie Jäschke den Kreis mit seinen Kollegen nennt, einen entsprechenden Projektplan in Teilprojekte aufgliedern, einen Zeitrahmen erstellen und den neuen Fahrplan bald schon den Aufsichtsgremien vorlegen. Derzeit werde zudem ein externer Projektmanager gesucht, der die Geschäftsführer bei der Umsetzung der Maßnahmen unterstützt und dafür sorgen soll, dass alles in Spur und Zeitplan bleibt.

Auch werde an einer Mengen- und Standortanalyse gearbeitet, berichtet Jäschke weiter, um das idealtypische Netzwerk aufzustellen. Dabei soll an der Struktur zunächst weiter festgehalten werden: Star und VTL betreiben Zentralhubs in Homberg/Effze beziehungsweise Fulda, ILN verteilt seine Sendungen über seine sogenannten Transshipment-Points (TSP). Zusammengenommen haben die drei Netze 2017 rund 3,5 Millionen Sendungen mit 1,3 Millionen Tonnen befördert.
Welche Sendungen künftig über die Hubs oder die TSP verteilt werden, das entscheidet dann die NAG. "Inwieweit man in der Zukunft auch die Regionalhubs weiterbetreibt oder welche Standorte eventuell zusammengelegt werden, wird man noch sehen", sagt Jäschke. Unter Umständen werden auch mehr Direktverkehre in entsprechende Postleitzahlen-Bereiche geführt, oder bei ausreichenden Mengen ein zusätzliches TSP in einem bestehenden Bereich aufgebaut. Wichtig sei jedoch, dass die NAG in bestehende Verpflichtungen gegenüber Partnern und Lieferanten eintrete und etwa die Mietvereinbarung für die VTL-Zentrale und –Hub in Fulda fortsetze.

Immer mehr Lücken

Ob alle Partner mitziehen? Das müsse jeder für sich entscheiden. "Wenn wir allerdings als Kooperationen so weitermachen wie bisher, würde das einen schleichenden Tod bedeuten", warnt Jäschke. Immer mehr müssen die Netzwerke Lücken auffüllen, wodurch sich der Produktionsprozess weiter verteuere. Denn Spediteure, die dazu noch in der Lage seien, rufen bei Wegfall eines Systempartners laut Jäschke derzeit eine Mehr-Vergütung in einer Größenordnung von 20 bis 30 Prozent auf.

Zu lange war die Vergütung für die Leistung der Stückgutproduktion nicht ausreichend, zu viele Unternehmen sind in den vergangenen Jahren wegen der geringen Rendite abgesprungen. Dazu komme das Problem fehlender Nahverkehr-Kapazitäten. 2018, so prognostiziert Jäschke, werden die Produktionskosten der Stückgutnetzwerke weiter ansteigen, um "den berechtigen Forderungen der Transportdienstleistern und auch der eigenen Mitarbeiter Rechnung zu tragen." Zumindest hätten die Verlader in der vergangenen Preisrunde erkannt, dass sie mehr zahlen müssen, um die Ware ausgeliefert zu bekommen. Die Preise drehen sich demnach in Richtung auskömmlich, sind aber laut Jäschke noch nicht ordentlich – vor allem im Hinblick darauf, dass das derzeitige Konjunkturhoch sich auch wieder absenken könne.
Dennoch ist seine Prognose positiv: "Bei aller Digitalisierung – die letzte Meile wird auch in der Zukunft immer noch analog produziert werden müssen. Dazu braucht es die Struktur und die Fahrzeuge und uns als Netzwerke. Und wir wollen auch weiter eine wichtige Rolle dabei spielen."

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