Volvo FH – Kabine Traumhaus

 Der neue FH tritt ein schweres Erbe an. Doch es gelingt ihm, Tradition und Moderne
überzeugend zu verbinden – zum Wohle des Fahrers.

Bewährtes verbessern, zugleich aber manch alten Zopf abschneiden und radikal erneuern – das dürfte das Motto gewesen sein, unter dem sich Volvo an die Neukonzeption der FH-Kabine gemacht hat. Manchmal verbinden die Schweden aber auch beides ganz geschickt. Beispiel Innenarchitektur: Da bleibt es oben unter der Stirn bei der praktischen Aussparung mittig in der Front, die für viel Ellenbogen- respektive Schulterfreiheit beim Umkleiden steht. Einst aus der Not der deftig schräg gestellten Frontscheibe geboren, verleiht dieses Merkmal jetzt dem Inneren der FH-Kabine ein besonders luftiges Wesen.

Oberlicht fungiert als Notausstieg

Damit nicht genug: Just obendrüber setzt eine überdimensionale Dachluke an, die den Raum mit Licht flutet. Und auch bei diesem Detail verknüpfen die Schweden gleich noch einmal das Angenehme mit dem Nützlichen. Im Falle eines Falles fungiert dieses Oberlicht obendrein als Notausstieg.

Den hält Volvo im neuen FH für nötig, weil die Frontscheibe nun geklebt ist und somit nicht mehr herausgetreten werden kann. Auch ihr Layout steht ganz im Zeichen von mehr Licht und besseren Sichtverhältnissen. Zusammen mit den viel schlankeren A-Säulen und den stark nach unten gezogenen Seitenscheiben bringt diese Architektur deutlich mehr Panoramaqualitäten als der bisherige FH.

Dritte im Bunde der das Fahrerhaus erhellenden Maßnahmen sind schließlich die nahezu gehäuselosen und entsprechend schlank ausgeführten Spiegel. Das klobige Ohrgehänge des FH von heute ist beim FH von morgen endgültig kein Thema mehr.

Ganz neue Saiten zieht Volvo auch bei der Armaturentafel auf. Vorbei sind mit dem neuen FH zum Beispiel die Zeiten des dicken Knubbels, der knorrig aus der Mitte der Armaturentafel hervorwuchs. Ihn hat eine sanftere Innenarchitektur abgelöst, die ganz im Zeichen fließender Formen und nobel mattierter Flächen steht.

Schick geschwungene Ablagen

Und statt des kleinen Fuchsbaus unten mittig im Parterre bietet sich zentral an der Front nun ein Kommödchen zum Verstauen von Krimskrams an. Einen Stock drüber rundet eine schick geschwungene offene Ablage das Hochplateau der Armaturenträger-Oberseite ab, die sich in elegantem Schwung zur beifahrerseitigen A-Säule hin stark verjüngt. Wem diese Hochebene zu kahl ist, der kann sie mit einer "Vogelbad" genannten Ablageschale schmücken, die von deutlich größerem Kaliber als das kuchentellergroße Pendant im FH von heute ist.

Großzügige Raffinesse und ruhige Rationalität gehen im Detail eine ganz eigenartige Verbindung ein. Sofort fällt zum Beispiel schon bei der ersten Musterung der Armaturen auf: Da ist ja gar kein klassischer Handbremshebel mehr vorhanden. Ihn ersetzt jetzt ein Schalterchen, das – wie im feinsten Pkw – für die neue elektronische Betätigung der Feststellbremse steht. Automatisch nagelt sie die Fuhre fest, sobald der Zündschlüssel aus seinem Schloss herausfährt. Und automatisch löst sie wieder, sobald das Gaspedal "Anfahren" signalisiert.

Die Instrumententafel schließlich: Sie macht jetzt Schluss mit der Zweiteilung in Tachometer sowie Drehzahlmesser. Für beides gibt es jetzt nur noch ein Rundinstrument, das im äußerem Kranz die Geschwindigkeit aufführt und unten im Stil der aufgehenden Sonne über die aktuelle Drehzahl informiert. Zur Linken der Uhr scheinen die Pegel- und Kilometerstände auf. Zur Rechten siedelt ein zeitgemäßes Vierzoll-Display, das bei Bedarf über alles Weitere informiert. Generell ist das Display so weit dimmbar, dass während der Fahrt nur noch die gesetzlich unbedingt vorgeschriebenen Anzeigen durchscheinen. Bei stehendem Fahrzeug kann der Vorhang dann sogar ganz fallen.

Lenkrad bietet direkten Draht zur Instrumententafel

Für die Schalter stehen in Summe mehr Plätze als bisher zur Verfügung. Und davon sind viele frei positionierbar und programmierbar. Eine ganz zentrale Rolle bei der Ergonomie nimmt jetzt ohnehin das neue Lenkrad ein. Von dort aus gibt es einen direkten Draht zur Instrumententafel sowie zum zweiten Display, das in der Diagonalen sieben Zoll misst und im rechten Ausleger des Cockpits positioniert ist. Beim Navigieren durch die Menüs oder beim Bedienen bestimmter Instrumente hilft zudem ein bequemes Handrad, das in der Lenkradspeiche positioniert ist.

Besonders stolz ist man bei Volvo aber auch auf die Wendigkeit, mit der das neue Lenkrad glänzt. Wieder einmal heißt das Vorbild Pkw. Das Volant lässt sich nicht mehr nur anheben oder absenken. Stattdessen kann es auch gekippt werden. Das ergibt einen Verstellwinkel von 40  Grad von Anschlag zu Anschlag. Möglich macht es eine verstellbare Lenksäule.

Mehr Platz für Großgewachsene

Was vor allem Großgewachsene schätzen werden: Vier Zentimeter mehr als bisher lässt sich zudem der Fahrersitz nach hinten schieben. Mit einem Verstellbereich von zehn Zentimetern in der Vertikalen behält Volvo den gewohnt guten Stand des Sitzes in dieser Hinsicht bei, hat dem Gestühl aber eine neue Fasson verpasst. Die soll mit einem besserem Seitenhalt sowie einer längerer Beinauflage aufwarten können.

An Format gewonnen hat nicht zuletzt der Stauraum im FH. Dank größer ausgelegten Kabinengehäuses konnten auch sie wachsen. Und es gesellen sich dazu noch Steckfächer über den Seitenscheiben, die es beim FH bisher nicht gab.

300 Liter mehr Stauraum

Auf 300 Liter mehr Stauraum insgesamt beziffert Volvo den Gewinn, den der neue FH beim Gesamtstauraum erzielen soll. Mit von der Partie sind da jeweils zwei Außenstaufächer – das obere von innen wie von außen zugänglich – pro Flanke statt bislang nur jeweils einem Bunker. Für die unteren Außenfächer bietet Volvo als Novum einen passgenauen Sieben-Liter-Wassertank mit Zapfhahn an.

Ferner gibt es mittig unterm Bett zwei ausziehbare Schubladen à la DAF oder neuer 
Actros, von denen eine als Kühlschrank mit 33 Liter Fassungsvermögen (vorher 22 Liter) agieren kann – Gefrierfach inklusive. Und die optionale Schrankwand im Heck – statt des zweiten Betts – wird auch beim neuen FH weiterhin zu haben sein.

Eine Federkernmatratze im neuen Volvo

Bei der Liege selbst aber bleiben die Schweden insofern Spartaner, als dass die Matratze nach wie vor blank auf dem Unterbau aufliegt und mit Finessen wie einem Lattenrost à la MAN nicht dienen kann. Aber immerhin ist die Federkernmatratze des neuen Volvo in drei verschiedenen Härten lieferbar und merklich breiter als bisher. Bis auf 815 Millimeter Breite kragt sie in der Mitte aus, hinter den Sitzen ist sie auf solides Normalmaß eingezogen (fahrerseitig stärker als beifahrerseitig). Optional gibt es die aufstellbare Kopfstütze mit elektrischer Heb- und Senkfunktion.

Nach wie vor befindet sich das aufstellbare Teil auf der Beifahrerseite. Mit ihm korrespondiert die fahrerseitig angebrachte TV-Vorbereitung über der Seitenscheibe, die statt wie gehabt 17- nun 19-zölligen Flimmerscheiben ein Zuhause gibt. Auch fürs Raumklima insgesamt hat Volvo einiges getan. Da gibt es als Neuheit nicht nur einen elektrischen Trockenschrank, der den Handtüchern nach dem Duschen die Feuchtigkeit austreibt und sich nach getaner Arbeit zusammenfalten und somit leicht wegstecken lässt. Da gibt es nun auch im Volvo endlich (nach Mercedes und MAN) eine Standklimaanlage, die aber ganz anders funktioniert als die eisblockbasierten Anlagen der deutschen Wettbewerber. I-Park-Cool, wie Volvo die integrierte und besonders leichte Anlage nennt, arbeitet batteriegespeist auf Kompressorbasis.

Einen Kubikmeter mehr an Raum

Zu kühlen hat sie ungefähr einen Kubikmeter mehr an Raum als beim alten FH. Auf genau diesen Wert beziffert Volvo den Raumgewinn mit der neuen Kabine. Da die Kabine nicht nur an Volumen gewonnen hat, sondern auch höher montiert ist, profitiert die Stehhöhe überproportional. Nur noch 9 statt vordem 17 Zentimeter ragt der Motortunnel in die gute Stube. Die Stehhöhe obendrüber klettert damit gleich einmal von 193 auf 211 Zentimeter bei Globetrotter XL. Bei der Globetrotter-Kabine sind es dann 196 Zentimeter statt vorher 176 Zentimeter.

Den Motortunnel außer Acht gelassen und die Innenhöhe ab Boden als Maß genommen, fällt der Zuwachs nicht ganz so stattlich, aber immer noch beachtlich aus. Mit 203 Zentimetern über Grund gibt es im Globetrotter-Fahrerhaus zehn Zentimeter mehr an Luft nach oben als zuvor. Bei Globetrotter XL beläuft sich der Gewinn gar auf zwölf Zentimeter: 222 statt 210 Zentimeter sind da nun als maximale Innenhöhe geboten.

Natürlich geht das teilweise zu Lasten des Einstiegs. Exakt 104 Millimeter mehr gilt es zu klettern, bis die gute Stube geentert ist. In der Praxis bedeutet das: Die drei Stufen des Einstiegs sind nun im Schnitt gut 380 statt vorher 350 Millimeter weit voneinander entfernt. Das fällt kaum auf und ist sicherlich kein hoher Preis für all den klug konzipierten Komfort, der den Fahrer im neuen FH erwartet.

Robuste Natur

Gewonnen hat das neue Volvo-Gehäuse insgesamt nicht nur an Volumen, Kontur sowie Komfort, sondern noch einmal an Stabilität. Nach mehr als 1.000 Computersimulationen und 20 realen Crashtests steht für die Volvo-Ingenieure fest: "Der Crashtest-Dummy überlebt einen Aufprall mit 50 km/h auf ein stehendes Hindernis in Lkw-Form." Umgemünzt auf die Praxis bedeutet das Volvo zufolge: "In der Realität ist dieser Test mit einem Aufprall bei 80 km/h auf einen stehenden Lkw vergleichbar." Und angeschnallten Fahrer vorausgesetzt: "Man kann auch hier davon ausgehen, dass der Fahrer den Crash überlebt."

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