Volvo Busse Deutschland Solide Basis

Foto: Volvo Buses

Gerd Schneider, Geschäftsführer Volvo Busse Deutschland & Schweiz, gibt einen Einblick in seine ersten 100 Tage im Amt – und die weiteren Aussichten auch in Bezug auf die Clean Vehicles Directive.

Herr Schneider, wie stellt sich derzeit das Geschäft bei Ihnen dar? Immerhin sind Sie jetzt schon mehr als 100 Tage im Amt.

Schneider: Unsere Bus-Geschäfte in Deutschland, in der Schweiz sowie in der gesamten Volvo-Gruppe stehen auf einer sehr soliden Basis. Wir haben 2020 trotz Corona erfolgreich abgeschlossen und sind auch 2021 gut unterwegs, auch wenn wir unsere Ziele anpassen und mit entsprechenden Maßnahmen die Einnahmeverluste abfedern mussten. Ich denke, wie bei allen anderen Busherstellern liegt der Markt für Reisebusse weitgehend am Boden. 2021 wird mindestens genauso schwierig wie 2020. Im Stadtbusbereich gibt es aber gerade jetzt sehr viele E-Bus-Ausschreibungen, was uns sehr zupass kommt, da wir hier mit unserem 7900 E Solobus und 7900 EA Gelenkbus sehr gute und ausgereifte Produkte haben. Der Vollhybrid-Bus ist nach wie vor in der Schweiz sehr populär und eine sehr gute Lösung, um schnell und ohne große Zusatz-Investitionen in die Infrastruktur in hohem Maße CO2-Emissionen und Kraftstoff einzusparen. Es ist die ideale Technologie, um sich schrittweise und pragmatisch der E-Mobilität zu nähern.

Welchen Einfluss hat die Clean Vehicles Directive (CVD) im Stadtbusbereich?

Schneider: Der Stadtbusbereich ist weiter konstant, aber es könnte aus meiner Sicht schon passieren, dass den öffentlichen Kassen in zwei oder drei Jahren etwas die Puste ausgeht bei der Förderung des ÖPNV. Bisher stellt sich das aber noch nicht in Zahlen dar. Was man auf jeden Fall sagen kann ist, dass 2020 ein Rekordjahr bei den Stadtbuszulassungen war, weil sich noch viele Unternehmen mit Euro-6-Dieselbussen eingedeckt haben. Ab 2022 geht man dann vorsichtig und planbar ohne große Risiken in die Elektromobilität. Das Thema ist ja durchaus komplexer als "Busse kaufen und los geht's"! Gerade die kleinen Betriebe werden es schwer haben die CVD-Quote zu erfüllen, wenn es eine für alle gültige Beschaffungs-Quote geben sollte.

Welche Angebote haben Sie denn konkret für den Überlandverkehr dieser Unternehmen?

Schneider: Auch wenn die CVD ja bisher nur für Klasse-1-Fahrzeuge angewendet werden soll, so haben wir auch hier durchaus gute Angebote. Alle unsere Diesel-Busse – auch der 8900 Low Entry – können mit Biodiesel, HVO oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, was einen großen Beitrag zum Klimaschutz ausmacht. Selbstverständlich denken wir auch über neue Konzepte nach, wie einen Elektro-LE-Bus. Genau in diesem Bereich sehen wir unseren neuen 7900 S-Charge-Hybridbus als ideal an, der bis zu 50 Prozent der Fahrzeit und bis 50 km/h elektrisch fahren kann. Über Geofencing kann man dabei bestimmte Zonen definieren, in denen sich der S-Charge wie ein vollelektrischer Bus verhält.

Aber es werden doch viele Anschaffungen öffentlich gefördert ...

Schneider: Natürlich, aber auch diese müssen aufwendig beantragt werden, dass kann nicht jedes Unternehmen stemmen. Ich sage schon lange, dass die bisherige Art und Weise der strikten Förderung von Anschaffungen nicht mehr zeitgemäß ist. Es gibt andere Modelle, die Innovation beschleunigen wie beispielsweise einen Batterievertrag, der sicherstellt, dass der Betreiber mit kalkulierbaren Kosten neue Technologien einführt. Diesen Ansatz zu fördern wäre viel zeitgemäßer und würde Innovationen beschleunigen. In diesem Bereich wird sich noch einiges tun, da bin ich sicher.

Sind Sie unglücklich darüber, dass sie im Stadtbusbereich schon seit Jahren keinen reinen Diesel mehr verkaufen können?

Schneider: Nein da bin ich überhaupt nicht unglücklich. Es war 2010 sehr mutig von Volvo, diese Entscheidung zu treffen und es passte auch zum Image der Marke, einfach anders zu sein und kompromisslos nachhaltige Mobilitätslösungen zu forcieren. Es ist nicht unser Anspruch, in Deutschland eine große Anzahl von Stadtbussen zu verkaufen. Wir wollen langsam, gesund und partnerschaftlich mit den Betreibern wachsen – mit den Produkten, die zu uns passen. Dabei schlagen wir uns dann auch nicht um jede Ausschreibung.

Wie gehen Sie den anspruchsvollen deutschen Reisebusmarkt an?

Schneider: Ich denke, unser größter Vorteil ist unsere individuelle Herangehensweise an den Kunden. Da wir ein wenig als die Underdogs gelten, haben wir doch sehr viele persönliche und fast schon familiäre Kundenbeziehungen. Ein einziger verkaufter Bus bedeutet für uns schon sehr viel. Dann ist da natürlich das außergewöhnliche Design, das mir persönlich sehr gut gefällt und gerade mit dem 9900er einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Unsere Produkte sind auf anerkannt hohem technischen Stand und passen sehr gut ins Premiumsegment in Deutschland und der Schweiz.

Wie haben die Kunden auf den örtlichen Wechsel nach Heilbronn reagiert?

Schneider: Ich kann es zwar nur aus Erzählungen wiedergeben, aber soweit ich es sehen kann, wurde der Standort sehr gut angenommen. Es ist ein richtiges Erlebnis, hier Fahrzeuge auszuliefern. Wir wollen hierauf aufbauen und dieses Erlebnis noch weiter verbessern. Wir haben ein tolles räumliches Ambiente und viele ausgewiesene Fachleute vor Ort mit echtem Bus-Fokus. Da ist auch die Firma Rücker sehr lobend zu erwähnen.

Was sind Ihre konkreten Ziele mit Volvo Busse Deutschland für die Zukunft?

Schneider: Im Reisebus-Segment ist mein Ziel, langfristig einen Marktanteil in einem Bereich über zehn Prozent zu etablieren. Das wäre dann eine solide Basis, um uns auch im Stadtbusbereich noch breiter aufstellen zu können. In der Schweiz möchten wir hier unseren bereits beachtlichen zweistelligen Marktanteil weiter ausbauen. In Deutschland werden wir – wie bereits erwähnt – langsam, partnerschaftlich mit den Betreibern gesund wachsen mit den Produkten, die zu uns passen. Die ersten Erfolge mit unseren vollelektrischen Produkten haben wir bereits verbucht. Wir wollen einfach langfristig für alle Kunden einen Top-Service liefern, und da ist es mir wichtig, dass wir nicht zu schnell wachsen. Im Überlandbereich möchten wir vor allem unsere bisherigen treuen Kunden weiter bedienen, das ist vor allem in Deutschland ein sehr umkämpftes Marktsegment.

Wie haben die Kunden auf die Vorstellung des 9700 DD reagiert?

Schneider: Unser neuer Doppeldecker hat sehr viel positive Resonanz erzeugt mit ganz konkreten Anfragen und wir freuen uns gemeinsam mit unseren Kunden auf die Zeit, wenn wir wieder konkret ans Reisen denken können!

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