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Verschärfte Kontrollen Flüchtlingsproblematik belastet Lieferketten

Foto: Johannes Roller

Schließen die Staaten ihre Grenzen nach Süd- und Osteuropa, wirkt sich das erheblich auf den deutschen Güterverkehr aus. 

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zieht dazu Zahlen der aktuellen Mautstatistik zu Rate. Demnach passieren pro Jahr mehr als 40 Millionen Transportfahrzeuge die Grenzen nach Deutschland. Würde das Schengener Abkommen gekündigt, würden die Transportkosten in die Höhe schnellen, Just-in-Time-Lieferungen würden laut BME massiv erschwert. Darum habe man verschiedene Szenarien durchgespielt.

Aktuell kommt es demnach zu sporadischen Kontrollen, die nur relativ geringe Wartezeiten nach sich zögen. Besonders kleinere Lieferfahrzeuge, potenzielle Schleuservehikel, seien betroffen. "Bislang aber haben Spediteure und Verlader die Auswirkungen im Griff. Die von uns geführten Gespräche zeigen: Kurze Verzögerungen verteuern zwar bereits den Transport, sind aber für die Supply Chains gut zu beherrschen", sagt Gunnar Gburek, Leiter der BME-Sektion Logistik. Ohnehin seien gewisse Puffer eingeplant. Mit der Dauer der Verzögerung steigen die Folgekosten aber exponentiell an. "Aus wenigen Stunden wird schnell ein halber Tag und mehr. So kann es vorkommen, dass Anschlussverkehre verpasst werden." Außerdem müsse ein Lkw-Fahrer seine regelmäßigen Ruhezeiten einhalten, was weitere Zeit koste. 

Lieferkette gerät aus dem Takt

Gerade im Kombinierten Verkehr oder auf längeren Routen seien die Transporte streng durchgetaktet. Verpasste Anschlüsse ziehen sprunghaft steigende Kosten nach sich. Diese müsse der Transporteur auf Verlader und Endkunden umwälzen. Insgesamt sei das wahre Ausmaß der logistischen Beeinträchtigungen heute noch nicht absehbar. "Unsicher ist beispielsweise, ob die Kontrollen in beide Richtungen erfolgen, aber auch, in welcher Art und Weise die grüne Grenze mit einbezogen wird", führt Gburek weiter aus. Auf Nebenstrecken gebe es an sich keine Grenzanlagen und auch auf Autobahnen reiche die vorhandene Infrastruktur nicht aus. "Schauen Sie sich doch die Situation an den Mautstationen in Frankreich an: Obwohl es dort unzählige Spuren gibt und die eigentliche Abwicklung recht schnell vorüber ist, kommt es dort immer wieder zu langen Staus", sagt Gburek. Auch müsse ganz klar zwischen Waren- und Personenkontrollen getrennt werden. Im Regelfall, so der Verband, müsse für Kontrolleure der Zutritt zum Laderaum tabu sein. Nur bei einem konkreten Verdacht dürfe es zu einer genaueren Untersuchung kommen.

Wurde die Ladung überdies von einem zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten (AEO) verladen und zuverlässig vor Zugriffen geschützt und verplombt, sollte, so der BME, "ein schneller Blick in die Kabine und die Papiere des Fahrers ausreichen". Müsse die vom AEO angebrachte Plombe gelöst werden, bestehe nicht nur ein zusätzliches Sicherheitsproblem. Auch die Kosten nehmen zu. "Im Durchgangsverkehr müsste das Siegel unter Umständen sogar mehrfach geöffnet werden", so Gburek weiter. "Fraglich ist, wie die Versicherungen damit umgehen." 

Kosten werden steigen

Grundsätzlich geht der BME davon aus, dass sich Transportverzögerungen wegen stärkerer Kontrollen nicht vermeiden lassen. Diese seien überdies nach heutigem Stand nicht kalkulierbar. "Wenn es zu einschneidenden Maßnahmen durch die Sicherheitsbehörden kommt, werden die Lieferketten ordentlich durchgeschüttelt", sagt Gburek. Langfristig werde sich jedoch alles einpendeln – bei deutlich steigenden Kosten. "Standortfragen spielen dann eine größere Rolle, Business-Modelle wie Just-in-Time werde hinterfragt und Lieferketten hinsichtlich der Transportwege komplett neu aufgestellt." 

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