Verantwortung übernehmen Spediteur Dischinger will Impfpflicht

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Er will sich nicht mehr von Einzelnen terrorisieren lassen. Darum dringt Logistikunternehmer Karlhubert Dischinger auf eine allgemeine Impfpflicht.

Der Kreis der Unternehmer, die für eine allgemeine Impfpflicht werben, wächst. Darunter ist Karlhubert Dischinger, Aufsichtsrat und Gesellschafter des Logistikdienstleisters karldischinger aus Ehrenkirchen, zugleich Präsident des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL). Der 71-Jährige macht sich gemeinsam mit mehr als 60 weiteren Unternehmern und Verbänden aus Baden-Württemberg in einer Zeitungsanzeige für eine verpflichtende Corona-Impfung stark. Koordinator der Aktion ist der Verein Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). Gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell erläutert Dischinger seine Motivation.

Dischinger ist überzeugter Demokrat. Deshalb ist er auch kein Freund von Zwängen. „Jeder soll nach seiner eigenen Fasson selig werden“, sagt er. Doch nun stellt er fest: „Wir sind keine Demokratie mehr, sondern eine Diktatur von Einzelinteressen.“ Diese Stimmen werden nach seiner Wahrnehmung radikaler. „Wir erleben Auswüchse bis hin zur Gewalt“, sagt er.

Dafür habe er kein Verständnis. Demokratie habe auch eine Verantwortung, daher sei es höchste Zeit, im Sinne der klaren Mehrheit zu handeln und eine Impfpflicht vorzugeben. „Ich will mich nicht mehr von Einzelnen terrorisieren lassen“, erklärt er. Die Proteste gingen inzwischen so weit, dass Impfgegner vor den Schulen seiner Enkel demonstriert und den Grundschülern Flugblätter in die Schulranzen gesteckt hätten. Die Krankenhäuser seien schon jetzt an der Belastungsgrenze. „Ich lebe noch gerne und bin weitgehend gesund.“ Daher wolle er nicht einer Triage zum Opfer fallen, wenn ihm im Fall der Fälle ein ungeimpfter 35-Jähriger den Platz wegnehme. „Das gilt für meine Frau und Familie genauso.“

Am 18. Dezember Impftag bei karldischinger

Der Unternehmer sieht die mögliche Folge, dass Fahrer aus Osteuropa bei einer Impfpflicht ihre Jobs an den Nagel hängen und ins Ausland zurückkehren. Bei ihnen ist die Impfquote eher niedrig. Andererseits ist Dischinger überzeugt, dass man bei entsprechender Vorlaufzeit und einer vernünftigen Ansprache viele durchaus für die Impfung erwärmen kann. „Wir hatten vor einem halben Jahr den Betriebsarzt für einen Impftermin in der Firma, das Interesse war aber eher gering.“ Am 18. Dezember finde der nächste Impftag bei karldischinger statt – „und wir haben schon jetzt eine erfreulich steigende Zahl an Anmeldungen.“ Das zeigt für Dischinger, dass es innerhalb der Belegschaft einen Bewusstseinswandel gegeben hat.

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Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) hat sich als erster Branchenverband ebenfalls für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. „Nur bei einer flächendeckenden Impfung können wir der Pandemie Herr werden“, erklärt BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt ebenfalls gegenüber trans aktuell. Mit Blick auf die Logistik heiße das, dass alle – vom Unternehmer, über den Disponenten bis zum Fahrer – ihren Beitrag leisten müssten. „Wir können nicht tatenlos zuschauen, wie die Todeszahlen weiter in die Höhe schnellen“, betont er.

DSLV appelliert an Speditionen, Mitarbeiter zu motivieren

Der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) mahnt höhere Anstrengungen an – und sieht zugleich die Branche selbst gefordert. „Wir rufen unsere Mitgliedsunternehmen auf, ihre Belegschaften im Vorgriff auf eine mögliche gesetzliche Impfpflicht zu unterstützen und zu motivieren“, teilt er mit. Für eine verpflichtende Impfung spricht er sich nicht aus. Inzwischen hat der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigt, noch in diesem Monat ein Gesetzgebungsverfahren für eine allgemeine Impfpflicht auf den Weg zu bringen.

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