VDL Citea 2021 Neuer Stadtbus ohne Diesel

Foto: VDL Bus & Coach

Der holländische Elektropionier VDL Bus & Coach hat seine neue Citea-Generation für 2021 angekündigt. Erstmals entwickelt das Unternehmen damit einen Elektrobus auf vollständig neuer Leichtbau-Plattform - ohne auf Dieselbaumuster zurückzugreifen. Die Reichweite soll dabei beachtlich sein.

Damit ist VDL der erste große Bushersteller, der auf Dieselmotoren in seinem modernsten Stadtbus verzichtet. Auf Nachfrage von eurotransport.de bestätigte man: "Wenn eine ausreichende Nachfrage auf dem Markt besteht, wird VDL Bus & Coach weiterhin Hybrid-Citeas produzieren und verkaufen, aber dies ist in der ÖPNV-Plattform beziehungsweise der neuen Citea-Generation nicht vorgesehen."

Zuletzt äußerte auch MAN-Bus-Sprecher Rudi Kuchta in einem Round Table-Gespräch zur Corona-Pandemie Zweifel, ob die Entwicklung von Euro 7-Motoren für den Stadtbus überhaupt noch sinnvoll sei (siehe lastauto omnibus 11/2020 und eurotransport.de).

Erster Auftritt auf der Busworld 2021

Tiefere Details zum neuen Citea wird VDL Bus & Coach in den nächsten Monaten in einer speziellen Online-Kampagne bekannt geben. Auf der Busworld in Brüssel im Oktober nächsten Jahres werden die Busse dann erstmals live zu sehen sein.

"Ausgehend von der innovativen Vision, für die VDL bekannt ist, wurde ein Gesamtkonzept entwickelt", so Henk Coppens, seit nunmehr rund drei Jahren CEO von VDL Bus & Coach. "Hinter den Kulissen haben wir in den letzten Jahren hart an einer Plattform für den öffentlichen Personenverkehr gearbeitet, die für die Zukunft gerüstet ist und in der die neuesten Technologien integriert sind. Die Modularität ermöglicht es unseren Kunden, sich optimal den Herausforderungen des ÖPNV und der neuen Art von Mobilitätssystemen zu stellen." Nach eigenen Angaben rechnet VDL schon 2025 damit, dass drei Viertel aller Stadtbusse nur noch emissionsfrei geordert werden.

Solo- und Gelenkbusse wahrscheinlich

Alex de Jong, Business Manager Öffentlicher Personenverkehr von VDL Bus & Coach, ergänzt: "Der Name Citea bleibt gleich, doch das Fahrzeugkonzept ist völlig neu und basiert ganz auf einem elektrischen Antriebsstrang." Das neue Citea-Portfolio, die aus vier Längenvarianten bestehen soll, erfülle dabei jede denkbare Nachfrage aus dem Markt: "Jedes Modell bietet eine Lösung ohne Kompromisse in Bezug auf Nachhaltigkeit, Technologie, Reichweite, Fahrgastkomfort- und -kapazität, Ergonomie, Flexibilität, Sicherheit und Total Costs of Ownership."

Der Zwölf-Meter-Solobus wird den neuesten Angaben zufolge als Niederflur- und Low Entry-Variante kommen (LF-122 und LE-122) der Gelenkbus LF-181 wir aber nur als Stadtversion mit von der Partie sein. Eine zusätzliche, 13,5 Meter lange Solo-Variante LE-135 soll beinahe die gleiche Kapazität wie der 15 Meter langer Dreiachser LE-149 bieten, der vor allem für Skandinavien interessant sein dürfte. Spannend wird zudem sein, ob VDL weiterhin separate Designausprägungen für BHNS-Bedürfnisse anbietet oder hier eine gestalterische Vereinheitlichung anstrebt.

Batterien im Unterboden

Ein paar Details verraten die Niederländer doch schon vorab: VDL Bus & Coach führt unter anderem eine innovative Seitenwandkonstruktion aus Verbundwerkstoffen ein, die 15 Prozent leichter sein soll als eine herkömmliche Seitenwand – bisher wurde vor allem das Dach aus einer Leichtbau-Sandwich-Konstruktion gefertigt. Seit Jahren ist Leichtbau dieser Art das Markenzeichen von VDL, unter anderem wird ein komplettes Leichtbau-Modell LLE als Diesel- und Elektroversion angeboten, welches sicher vorerst auch im Programm bleiben dürfte.

Das Batteriepaket sei nunmehr serienmäßig im Boden untergebracht, was diese Seitenwandkonstruktion erst möglich macht, da das Dach nicht mehr gewichtstechnisch hochbelastet ist. Daraus ergeben sich insgesamt eine bessere Gewichtsverteilung des Busses, mehr Fahrstabilität und ganz nebenbei auch eine Erhöhung der Fahrgastkapazität, seit jeher eines der Mankos von Elektrobussen. Ein ähnliches Konzept verfolgen bereits US-Busbauer Proterra (siehe lastauto omnibus 4/2020 und eurotransport.de) und der Ebusco 3.0. Durch die Wahl effizienter Komponenten, einer Leichtbaukonstruktion, einer guten Isolierung, einem aerodynamischen Design und eines optimalen Energiemanagements soll der Energieverbrauch des neuen VDL-Stadtbusses um mindestens 30 Prozent gesenkt werden. Diese Bemühungen sollen laut Hersteller für eine maximale Reichweite im reinen Depotlader-Betrieb von bis zu 600 Kilometern sorgen, unter schlechten Witterungsbedingungen mit bis zu minus 15 Grad Celsius sollen es immerhin noch mindestens 250 sein. Diese beachtlichen Werte wären bisher unerreicht.

Ergebnis dieser Gewichtseinsparungen sei zudem eine sehr hohe Passagierzahl von bis zu 110 Passagieren im 12,2 Meter langen Solowagen. Dies mag sicher mit der gesetzlichen Formel von acht Personen auf den Quadratmeter gerechnet sein, die in der Branche jedoch als weitgehend unrealistisch gilt – zumal in Corona-Distanzzeiten. Mercedes gibt für den eCitaro zumeist rund 70 Passagiere für den Solowagen an, für den Leichtbau-Pionier Ebusco ist die Zahl 90 das Maß der Dinge. Ebenso erstaunlich ist die Sitzplatzzahl von 45, die VDL für den Solowagen angibt, und die meistens so nur von sitzplatzoptimerten Low-Entry-Überlandbussen erreicht wird. Ein eCitaro hat in der Serie nur 26 oder 29 Sitze, erst der Elektro-Gelenkwagen bietet 45 Sitze wie der VDL. Der MAN Lion's City E ohne Motorturm im Heck kommt auf maximal 41 Sitze. Auf ersten Innenraum-Bildern des VDL sind denn auch hohe Sitzpodeste über den Radkästen zu erkennen, ebenso wie ein breiter Ringspant hinter der Tür 2, der wahrscheinlich die Karosserie versteifen soll. Dieser ist wohl auch deshalb nötig, weil die Seitenwände in einem Stück aus leichtem Sandwichmaterial (minus 15 Prozent Masse) gefertigt werden, wie bisher nur die Dächer. Man darf auf weitere technische Details und die Servicefreundlichkeit dieser Leichtbau-Lösung gespannt sein.

Weiterhin "Made in the Netherlands"

Auch die neue Citea-Generation soll in den Niederlanden und Belgien gebaut werden. Coppens: "Auch hier gehen wir keine Kompromisse ein. Das Streben nach nachhaltigen Mobilitätslösungen ist eine wichtige Grundlage der Klimastrategie in vielen europäischen Ländern. Ausgehend von unserem gesellschaftlichen Engagement halten wir an unserer Strategie fest, die hochwertige Fertigungsindustrie in puncto Know-how, Innovation und Produktion in Westeuropa zu halten und zu stärken. Ganz im Sinne der Vision von VDL Groep sind wir der Meinung: Die Fertigungsindustrie in Europa hat Zukunft und Europa hat Zukunft durch die Fertigungsindustrie."

Eine vollständig umgestaltete, energieneutrale Fabrik in Roeselare (Belgien) soll Ende 2021 mit dem Produktionsstart der neuen Stadtbusse in Betrieb gehen, wenn es zu keinen weiteren, Corona-bedingten Verzögerungen kommt. Aber auch die anderen Werke seien nutzbar.

Innovative Social-Media Launch-Kampagne

In der Zeit von Dezember 2020 bis April 2021 wird VDL Bus & Coach über seine Social-Media-Kanäle und auf der Website www.vdlbuscoach.com weitere Informationen über die neue Citea Generation bekannt geben. Die wichtigsten Innovationen, Interessantes, Wissenswertes und andere Besonderheiten sollen dabei zur Sprache kommen.

Der Leser erhält Informationen zu Themen wie Reichweite, Kapazität, Ergonomie, Design, Klimasysteme und Energie. Selbstverständlich werden wir diese und mehr Infos auch an dieser Stelle aktuell zusammenfassen und hier und da auch hinter die Kulissen schauen.

100 Millionen elektrische Kilometer als "Frontrunner"

VDL ist bereits seit über 25 Jahren auf dem Gebiet von elektrischen Transportmitteln tätig. Seit der Einführung des ersten Citea SLF-120 Electric in Genf auf der Fachmesse UITP Mobility & City Transport 2013 hat sich VDL Bus & Coach stark auf die Elektromobilität fokussiert. Mit 770 Bussen in 10 Ländern und täglich mehr als 150.000 zurückgelegten Kilometern rückt die Grenze von 100 Millionen gefahrenen elektrischen Kilometern in Sichtweite. Derzeit kann sich VDL – je nach Einbeziehung von Oberleitungsbussen – als langjähriger Elektrobusmarktführer für den Zeitraum 2012 bis September 2020 bezeichnen, auch wenn der polnische Hersteller Solaris für 2020 mit 242 Neuzulassungen gegenüber 106 bei VDL stark aufholen konnte (Quelle: CME Marketing Solutions). Daher bezeichnen sich die Niederländer lieber als "Frontrunner" denn als Marktführer.

VDL Bus & Coach hat sich auf dem Gebiet der Elektromobilität zu einem der wichtigsten Akteure in Europa entwickelt, mit einem besonderen Fokus auf dem Projektgeschäft in Zusammenarbeit mit dem Schwesterunternehmen VDL ETS (Enabling Transport Solutions). Nach der Einführung des ersten Citea im Jahr 2013 wurde im April 2015 der erste Vertrag über die Lieferung von vier Citea SLF-120 Electric mit der Stadt Münster unterzeichnet. Kurz darauf im Oktober 2015 lieferte VDL Bus & Coach die ersten 8 Citea SLFA Electric für Deutschland an die Kölner Verkehrsbetriebe KVB, weitere 53 Busse folgen derzeit für dieses Vorzeigeprojekt.

In den Niederlanden ist VDL Bus & Coach Spitzenreiter in Sachen Elektrifizierung des öffentlichen Personenverkehrs wie zum Beispiel in den Konzessionsgebieten Südost-Brabant (Eindhoven), Südost-Friesland und Limburg, wo der kommerzielle Betrieb 2016 aufgenommen wurde. Von diesen Konzessionsgebieten war Südost-Brabant mit 43 SLFA Electric eines der fortschrittlichsten in Europa: Am 18. April 2017 nach nur vier Monaten hatten diese Busse bereits 1.000.000 Kilometer zurückgelegt.

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