VDA/Heinrich-Böll-Stiftung Dialog über die Zukunft des Autos

Wissmann, Kongress, VDA, Heinrich-Böll-Stiftung, 2013 Foto: Heinrich-Böll-Stiftung

Auf dem ersten gemeinsamen Kongress des Verbands der Automobilindustrie (VDA) und der grünen Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin haben Wissenschaftler, Umwelt- und Auto-Experten, Politiker und Bürger zwei Tage lang über das "Auto 3.0 – Die Zukunft der Automobilindustrie" diskutiert.

Zum Auftakt erklärten VDA-Präsident Matthias Wissmann und Ralf Fücks, Vorstand der Böll-Stiftung, wohin für Sie die Reise gehen müsste. "Wie können wir industriell stark bleiben und trotzdem nachhaltig werden?", fragte Wissmann vor voll besetztem Saal. "Wir müssen die Brücke zwischen ambitionierten umweltpolitischen Zielen und Sicherheit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie schlagen", betonten beide Referenten. Denn es gelte, Wertschöpfung und Arbeitsplätze auch künftig in der Bundesrepublik zu halten. Jeder 20. deutsche Arbeitnehmer ist im automobilen Sektor beschäftigt. Doch beim Weg dorthin, das wurde schnell klar, lauern einige Fallstricke.

Während Wissmann die Bedeutung des hochpreisigen Qualitätsautos für die inländische Wirtschaft betonte – "über 80 Prozent des Premium-Segments ist in der Hand deutscher Konzernmarken" – , forderte Fücks Daimler, Porsche, BMW und Co. zum Umdenken auf: "Öko ist Premium". Nur wer ökologische Spitzentechnologie anbiete, werde künftig auf dem Weltmarkt erfolgreich sein, betonte Fücks. Wissmann stellte die Kundenwünsche in den Mittelpunkt: "Wir müssen diese aber so befriedigen, dass es ökologisch verantwortbar ist."

Autobauer wollen Potenzial des Dieselmotors ausschöpfen

Bei der Diskussion um neue Antriebstechniken und erdölfreie Treibstoffe sagte Wissmann im Namen der Hersteller: "Wir haben uns noch nicht entschieden, welche Technik künftig auf dem Weltmarkt dominieren wird." Das Potential des Verbrennungsmotors sei noch nicht ausgeschöpft, denn die Hybridisierung spare weitere 25 Prozent am Verbrauch. Wissmann sagte: "Wir müssen für alle möglichen Optionen offen sein und keine Entwicklung verschlafen." Auch ein hochmoderner Dieselmotor biete weitere Einsparmöglichkeiten.

Die Zukunft liege vor allem in intermodalen Verkehren, sowohl im Individual- als auch im Güterverkehr, betonte Wissmann. "Wir werden weiterhin hocheffiziente Lkw neben der Bahn brauchen." Dabei warb Wissmann auch für den Lang-Lkw bei gleichbleibendem Gewicht. Das Ziel müsse mehr Effizienz bei knapper Infrastruktur sein. Enttäuscht äußerte sich Wissmann, dass die Einnahmen aus der Maut, die zu seiner Zeit als Bundesverkehrsminister gestartet wurde, nach wie vor komplett vom Bundeshaushalt verschluckt würden. "Die Mittel sind im verkehrspolitischen Haushalt um dieselbe Summe geschrumpft, statt in die Infrastruktur zu fließen."

Gemeinsamer Kongress setzt Zeichen

Trotz vieler Differenzen ist der gemeinsame Kongress ein wichtiges Signal. "Wir wollen voneinander lernen und haben die Ohren ganz offen", sagte Wissmann. Die Grünen seien dabei ein wichtiger Partner im Lernprozess. Uneins waren die beiden Diskutanten, ob das Ziel der CO2-Reduzierung erreicht werden könne und ausreiche. Die Grünen fordern beim Pkw eine Reduzierung auf etwa 80 Gramm CO2 pro Neuwagen, während der VDA 95 Prozent nur mit einem „Slope“ (einer Kurve) für bestimmte Segmente mitträgt.

Während Industrie und Energieproduzenten bereits Fortschritte vorweisen könnten, sei der Verkehrssektor das Schlusslicht, beklagte Fücks. Angesichts der prognostizierten Verdoppelung des Transportvolumens beim Güterverkehr müsste sich die Energieeffizienz von Lkw um den Faktor 4 verbessern, um die Klimaziele zu erreichen. "Eine wirkliche Revolution ist gefordert", sagte Fücks. Wissmann will den bisher beschrittenen Weg weitergehen. "Wir sind in Europa nicht am Ziel – aber effizienter als andere", sagte er. Dieser bringe auch Marktanteile mit sich. Die Entwicklung der Nutzfahrzeuge zeige auch wichtige Erfolge. Dramatisch reduziert wurde etwa der Stickoxid-Schadstoffausstoß bei normalen Lkw, sagte Wissmann. Wenn er die Wahl hätte, sei ihm eine weitere CO2-Reduzierung wichtiger als die letzten 5 Prozent Stickoxid.

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