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US-Post mit großen Problemen US Postal Service verliert Kerngeschäft

Foto: US-Post

Der größten Post der Welt, dem US Postal Service (USPS), bricht das Kerngeschäft weg und politische Schützenhilfe wird es nicht geben.

Megan Jane Brennan ist außerhalb der USA weithin unbekannt. Dabei transportiert ihr Unternehmen 506 Millionen Briefe, setzt 235 Millionen US-Dollar (202 Mio. Euro) um und zahlt seinen Beschäftigten 160 Millionen Dollar (138 Mio. Euro). Täglich. Im vergangenen Jahr summierte sich das auf 154 Milliarden Briefe, 71,4 Milliarden Dollar (61,4 Mrd. Euro) Umsatz sowie 49,4 Milliarden Dollar (42,4 Mrd. Euro) für Lohn und Gehalt. Und einen Verlust von 5,6 Milliarden Dollar (4,8 Mrd. Euro).

Post hat große Probleme

Brennan ist seit Februar 2015 die Chefin der größten Postgesellschaft der Welt, des US Postal Service (USPS). Sie ist die erste Frau, die als Postmaster General arbeitet, und ist nicht nur für gigantische Zahlen verantwortlich. Sie kämpft auch mit großen Problemen. Und das an zwei Fronten. In der Wirtschaft verändert sich die Kommunikation von Firmen und Privatleuten. E-Mails ersetzen Briefe, Whatsapp-Nachrichten die Urlaubsgrüße per Postkarte. Noch erhalten viele US-Beschäftigte am Monatsende einen Gehaltsscheck per Post. Aber wie lange noch? Innerhalb von zehn Jahren sank die jährliche Briefmenge in den USA um 59 Milliarden Sendungen. Damit ging mehr als ein Viertel des gesamten Volumens verloren.

Der boomende E-Commerce mit seiner Paketflut kann den Rückgang nicht ausgleichen. Zwar transportiert die US-Post vermehrt Pakete, vermeldet dabei sogar zweistellige Wachstumsraten. Brennans Boten stellen inzwischen jährlich gut fünf Milliarden Pakete zu. Doch die Hauptumsätze stammen weiter aus dem Briefgeschäft. Und weil das stetig abnimmt, schrumpft der Umsatz. Mit 61,4 Milliarden Euro lag er 2016 niedriger als zehn Jahre zuvor.

Briefmonopol nützt nichts mehr

USPS hat nach wie vor ein sehr ausgeprägtes Briefmonopol. Aber das nutzt ihr immer weniger. Im Gegenteil. Die bisherigen Konzepte, mit denen das Unternehmen eine der effizientesten Postgesellschaft der Welt geworden ist, greifen nicht mehr. Jahrzehntelang hat USPS erfolgreich auf Automatisierung gesetzt, um die Kosten pro Brief zu senken. Herausgekommen sind riesige Brieffabriken mit den größten und schnellsten Sortiermaschinen der Welt.

Jetzt lastet der schrumpfende Markt die Maschinen nicht mehr aus. Und beim größten Kostenblock auf der letzten Meile steigen die Kosten. Weil Energie- und Lohnkosten steigen. Weil immer weniger Briefe an immer mehr Adressen zu verteilen sind. Seit 2007 ist die Zahl der Adressen, an die USPS liefert, um acht Millionen auf 156 Millionen gestiegen.  Damit sinkt der Dropfaktor und die Stoppkosten schnellen in die Höhe.
Der Paketboom wird diese Effekte auch deshalb nicht ausgleichen können, weil USPS im Paketmarkt nur ein Anbieter unter vielen ist. Und sie wird in die Zange genommen.

Brennan hat es hier einerseits mit Konkurrenten zu tun, die sich auf einzelne Bundesstaaten oder Regionen spezialisiert haben und dort sehr nahe am Kunden sind. Andererseits punkten die großen US-weiten Paketnetze Fedex und UPS mit ihrer auch international bekannten Marke. Bei ihnen kommt erschwerend hinzu: Fedex und UPS gehören zu den größten Dienstleistern der US-Post.

Fedex auf Platz 1

Mit rund 120 Millionen Euro Post-Umsatz liegt UPS laut einer Studie der US-Anwälte Husch Blackwell über die 150 wichtigsten Dienstleister der Post auf Platz elf. Fedex steht auf dieser Liste sogar auf Platz eins. Die Post zahlt dem Expressdienst rund 1,1 Milliarden Euro jährlich, hauptsächlich für die Beförderung von Post per Luftfracht. Wenn Brennan, wie der aktuelle Fünf-Jahres-Plan der Post es vorsieht, neue Umsatzpotenziale im E-Commerce erschließen will, wird sie sich fragen müssen, wie stark sie ihren größten Dienstleistern Konkurrenz machen kann.

Noch frustrierender und aussichtsloser scheint der Kampf Brennans an ihrer zweiten Front zu sein: der Politik. Die US-Post ist nach wie vor eine staatliche Behörde, die politischen Zwängen und gesellschaftlichen Pflichten unterliegt. Ihr ist es verboten, zusätzliche Umsatzquellen im Ausland zu erschließen. Andererseits kann sie ihre Kosten nicht so senken, wie es wirtschaftlich notwendig scheint. So will Brennan die Briefmaschine nur noch fünf Tage pro Woche laufen lassen. Aber die Politik besteht auf der bisherigen Zustellung an sechs Tagen. Ebenso legte die Politik ihr Veto ein, als die Post weitere Filialen schließen wollte. Stattdessen wurden nur die Öffnungszeiten eingeschränkt.

Arbeitsplätze abgebaut

Schließlich könnte die Politik das jährliche Milliardendefizit der Post senken, wenn USPS geringere Beiträge für Fonds leisten müsste, aus denen der Staat Zuschüsse für die Gesundheitskosten ehemaliger Postler bezahlt. Brennan zählt diesen Posten, der 1,7 bis 2,6 Milliarden Euro jährlich ausmacht, zu den nicht vom Unternehmen kontrollierbaren Kosten. Ohne diese würde die Post ihre operativen Kosten decken. Schließlich wurden allein in den vergangenen zehn Jahren 175.000 Arbeitsplätze abgebaut.

Doch der Kampf um die Pensionslasten dauert schon fast so lange, wie Brennan für die US-Post arbeitet. Und das sind mehr als 30 Jahre. In ihrem Heimatstaat Pennsylvania hat sie 1986 als Briefträgerin angefangen. Die 56-Jährige stieg auf der Karriereleiter kontinuierlich nach oben und ihr Jahresgehalt auf rund eine Million Dollar (860.000 Euro), was deutlich weniger ist, als die Chefs von UPS, Fedex oder auch DHL verdienen. Sie ist Mitglied der Demokraten, was ihr bei der Ernennung zur Postchefin unter Präsident Obama möglicherweise hilfreich war. Unter Donald Trump dürfte es ihr politisches Gewicht eher schwächen.

Brennan und die von ihr geführte Postgesellschaft scheinen politisch wie wirtschaftlich in einer Sackgasse zu stecken. Als US-Behörde wird die Post trotzdem nicht so schnell untergehen. Aber das Risiko steigt. Denn je länger die Milliardendefizite andauern, desto wahrscheinlicher wird ein radikaler Schnitt notwendig. Ob oder wie die US-Post den überlebt, bleibt abzuwarten.

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