Wegen der Asylkrise wird an einigen Grenzen wieder kontrolliert – Logistikverbände befürchten Verluste in Millionenhöhe. Doch wo bleibt der Aufschrei angesichts des Zeitverlusts an Ladestellen, Staus und Baustellen?
Im Zuge der Asylkrise haben mehrere EU-Staaten an besonders frequentierten innereuropäischen Grenzen wieder Personenkontrollen eingeführt. Dieses mehr an Sicherheit führt zwangsläufig zu mehr Wartezeit. An verkehrsreichen Übergängen stehen Lkw-Fahrer und Reisende jetzt wieder im Grenzstau. Auch wenn sich die Polizisten beeilen, die Leute zügig durchzuwinken, ist das in Zeiten von Just-in-time-Produktion und angesichts der Abhängigkeit vom reibungslosen Export in unsere Nachbarländer ein Ärgernis für die Wirtschaft.
Entsprechend laut fiel die Kritik von Industrie- und Logistikverbänden aus, zumal der EU-Ministerrat in Brüssel kürzlich der Forderung von Deutschland und weiteren EU-Ländern zugestimmt hat, die bestehenden Grenzkontrollen zu verlängern. Österreich kontrolliert also, Stand Mai, weitere sechs Monate an der österreichisch-ungarischen und österreichisch-slowenischen Grenze, Deutschland an der Grenze zu Österreich, Dänemark in Häfen mit Fährverbindungen nach Deutschland und an der dänisch-deutschen Grenze sowie Schweden in den Häfen der Polizeiregion Süd und West sowie an der Öresund-Brücke. Norwegen, das zum Schengen-Raum gehört, ohne EU-Mitglied zu sein, kontrolliert ebenfalls in Häfen mit Fährverbindungen nach Dänemark, Deutschland und Schweden.
Lkw-Fahrer sind das Warten gewohnt
Das war es dann aber auch. Von flächendeckenden Grenzkontrollen in beiden Richtungen (Süd-Nord und Nord-Süd) oder gar von einem Scheitern des Schengen-Raums kann keine Rede sein. Angesichts der lauten Kritik am Kostenfaktor Grenzkontrollen stellt sich zudem die Frage: Wo bleibt der Aufschrei wegen des alltäglichen Zeitverlusts im Inland? Wer beklagt medienwirksam, dass die Lkw-Fahrer Tag für Tag an Ladestellen, in Staus vor Dauerbaustellen, Unfällen und maroden Brücken Zeit und damit Geld verlieren? Daher unsere Frage an die Kollegen: Wo überall verliert ihr jeden Tag wertvolle Zeit?
Die Antworten zeigen einmal mehr, dass es Lkw-Fahrer gewohnt sind, zu warten.
Unterschiedlich sind die Ursachen. Hier kommt es stark darauf an, ob man im Nah- oder Fernverkehr eingesetzt ist. Die meisten Befragten können die Sorgen der Wirtschaftsverbände nicht nachvollziehen. Sie klagen weder über größere Staus an den deutschen noch an anderen kontrollierten Schengen-Grenzen.