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Ukraine-Krieg: Dramatische Auswirkungen Autobauer stoppen Produktion

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Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zwingt die deutsche Automobilindustrie zu weiteren Produktionsstopps. Lieferketten nach China geraten ins Wanken und der Mangel an Rohstoffen bedroht auch den Ausbau der Elektromobilität.

Die kriegsbedingten Lieferengpässe führen zum Produktionsstopp in vielen Werken der deutschen Hersteller, berichtet der Verband der Automobilindustrie (VDA). "Es wird zu weiteren Beeinträchtigungen bei der Produktion von Fahrzeugen in Deutschland kommen", heißt es weiter. Deren Umfang könne noch nicht beziffert werden. Zusätzlich gerieten die Lieferketten beispielsweise nach und aus China unter Druck, weil auch die Landwege durch die Krisenregion einen Transport zunehmend ausschlössen. "Langfristig wird die Automobilindustrie mit Knappheit und Preisanstieg bei Rohmaterialien konfrontiert sein", prognostiziert der VDA.

Lagerbestände erschöpft

"Die Kriegshandlungen Russlands führen zur Unterbrechung von Lieferketten. Der Transport ist eingeschränkt, die Produktion in Zulieferbetrieben fällt aus", fasst der Verband zusammen. Bei den Vorprodukten seien die Lagerbestände in einigen Bereichen aufgrund der Pandemie bereits vor Kriegsausbruch weitgehend erschöpft gewesen, wird erläutert. Die durch den Krieg hinzukommenden Unterbrechungen bei Zug- und Schiffsverbindungen sowie Einschränkungen im Luftverkehr führten zu einer Verschärfung der Teileversorgung, zumal neue Sanktionen oder Verschärfungen absehbar seien.

Autobauer unterstützen Sanktionen

"Wir unterstützen ausdrücklich die Sanktionen der EU", betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine." Das brutale Vorgehen des russischen Staates gegen die Zivilbevölkerung müsse sofort gestoppt werden, wirtschaftliche Fragen stünden dahinter zurück. Der VDA sei im engen Gespräch mit der Bundesregierung.

Keine Kabelbäume

Die Branche hat insbesondere Probleme bei der Versorgung mit Kabelbäumen, die für jedes Fahrzeugmodell individuell angefertigt werden. "Hier gibt es kaum Lagerbestände", schreibt der VDA. Neben Tunesien versorge vor allem die Ukraine europäische Hersteller mit dem Bauteil. Aufgrund seiner Komplexität könne die Produktion nicht kurzfristig umdisponiert oder anderweitig ersetzt werden.

Fehlende Rohstoffe - fehlende Chips

Aus Russland und der Ukraine stammen wichtige Rohstoffe, und die Autobauer erwarten Auswirkungen auf die europäische Halbleiterproduktion, wenn sie nicht mehr geliefert werden. So sind Chips bereits jetzt Mangelware. Bei ihrer Produktion kommen Hochleistungs-Laser zum Einsatz, die unter anderem Neongas benötigen. Einer der wichtigsten Neon-Lieferanten ist die Ukraine. Ein Fünftel des nach Deutschland importieren Palladiums, das für Katalysatoren gebraucht wird, kommt aus Russland. Von hier wird auch viel Nickelerz bezogen, das zur Produktion von Lithium-Ionen-Batterien und damit für die Elektromobilität unersetzbar ist. "Bei weiteren Rohstoffstoffen und Zulieferungen sind die genauen Auswirkungen derzeit noch nicht quantifizierbar, werden aber von uns geprüft", so der VDA.

Marktanteil in Russland knapp 20 Prozent

Die deutschen Hersteller haben im vergangenen Jahr etwas mehr als 40.000 Fahrzeuge nach Russland und in die Ukraine exportiert. Das entspricht 1,7 Prozent aller aus Deutschland exportierten Pkw. Russland steht bei den Auto-Exporten aus Deutschland auf Platz 18. In Russland selbst produzierten die deutschen Hersteller 170.000 Pkw in 2021. Der Marktanteil deutscher Hersteller in Russland liegt bei knapp 20 Prozent. Deutsche Automobilhersteller und Zulieferer haben etwa 43 Fertigungsstandorte in Russland und sechs in der Ukraine. Zudem gibt es weitere internationale Werke die Komponenten zuliefern.

Düsterer Ausblick für deutsche Unternehnmen

Die Auswirkungen der Finanzsanktionen betreffen auch die Automobilindustrie, erläuterte der VDA. "Die handelspolitischen Auswirkungen für die Automobilindustrie sind noch nicht genau abzusehen", heißt es weiter. Die Unternehmen prüften fortlaufend ihre Produkte und Lieferketten, um alle aktuellen Sanktionsvorgaben umzusetzen. Ebenfalls arbeiteten Hersteller und Zulieferer mit Hochdruck daran, die Ausfälle und Behinderungen in den Lieferketten zu kompensieren und Alternativen hochzufahren.

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