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Übersicht Express- und Paketdienste Taggleiche Lieferung gewünscht?

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Taggleiche Lieferungen gelten als wichtigster Trend im E-Commerce. Der Standardpaketversand ist aktuell die mit Abstand am häufigsten angebotene
Versandoption. Trotzdem sind Online-Händler daran interessiert, ihren Kunden Same Day Delivery anzubieten.

Kunden sind zufrieden mit dem Online-Einkaufserlebnis, wenn Versand und Lieferungen klappen. Doch für Online-Händler ist diese letzte Meile häufig mit hohen Investitionen verbunden. Es überrascht daher nicht, dass mehr als 90 Prozent der Online-Händler aktuell vor allem auf den Standardpaketversand mit einer Lieferzeit von zwei bis drei Tagen setzen. Ein Viertel der Anbieter hat außerdem die Express-Lieferung am nächsten Tag im Angebot.

Obwohl erst wenige Unternehmen die Lieferung am Tag der Bestellung anbieten (2,8 Prozent), plant mehr als ein Drittel der Befragten, diese Option zukünftig aufzunehmen oder ist demgegenüber aufgeschlossen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage von ECC Köln und Time:matters unter rund 280 Online-Händlern. Vor allem Händler aus den Branchen Lebensmittel und Getränke sowie Consumer Electronics und Elektro wollen demnach verstärkt auf die taggleiche Lieferung setzen.

Zusatzumsätze durch Same Day Delivery-Option

Mit dem Angebot von Same Day Delivery hoffen die befragten Online-Händler vor allem auf Zusatzumsätze durch Bestellungen bei kurzfristigem Bedarf (73,7 Prozent) oder höhere Warenkörbe (17,5 Prozent). Rund 68 Prozent der Befragten würden diese Lieferoption vor allem nutzen, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Außerdem gehört aus Händlersicht auch eine erhöhte Kundenbindung zu den positiven Effekten von Same Day Delivery.  Berufstätige und Kurzentschlossene sind damit die wichtigsten Zielgruppen.

Same Day Delivery ist für Branchen wie Lebensmittel oder Arzneimittel schon jetzt von hoher Relevanz. "Das Potenzial für Zusatzumsätze besteht jedoch mittelfristig branchenübergreifend", sagt Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln. Bei Consumer Electronics etwa könne der Ersatzteilbedarf so dringend sein, dass ein Lieferangebot am selben Tag eine attraktive Alternative zur Fahrt zum Fachhandel darstellen könne.

"Die Studie zeigt, dass Local Same Day Delivery das Shoppingverhalten in den nächsten drei bis vier Jahren nachhaltig verändern wird", fügt Franz-Joseph Miller, Time:matters-Chef hinzu. Ein gutes Beispiel dafür sei der Bereich Lebensmittel, der im deutschen Online-Handel aktuell mit den geringsten Marktanteil hat.

Wachstum durch lokale taggleiche Lieferung

In anderen Ländern wie Amerika könne man schon jetzt beobachten, dass durch lokale taggleiche Lieferungen ein starkes Wachstum für diese Branche möglich sei. »Für den Kunden hat der Service einen klaren Vorteil, er bekommt seine Bestellungen wann und wo er will«, sagt der Experte.

In Deutschland steckt der Lebensmittel-Onlinehandel allerdings noch in den Kinderschuhen. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) zufolge steht ihm jedoch eine Revolution bevor. "Für die nächsten Jahre rechnen wir mit einer regelrechten Explosion der digital beeinflussten Lebensmittelkäufe", sagt Thomas Harms von EY. Der Untersuchung zufolge wird der Marktanteil für Cross Channel, also einer Kombination aus stationären und Online-Einkäufen, bis 2020 auf 20 Prozent ansteigen. Die Umsätze des reinen Onlinegeschäfts werden demnach bis zum Jahr 2020 zehn Prozent erreicht haben.

Für 77 Prozent der Verbraucher sprechen laut der EY-Umfrage bislang die Lieferkosten gegen eine Bestellung über den digitalen Kanal, für 73 Prozent ist das Zeitfenster der Lieferung ein Hinderungsgrund. Schnelle, zuverlässige und kostengünstige Lieferservices müssen also her. Einige KEP-Dienste versuchen sich bereits in diesem Segment. So setzt der Delikatessen-Händler Seifarth auf GO Express & Logistics Hamburg, der seit Herbst 2013 den gekühlten Versand innerhalb von 24 Stunden verantwortet. Bei einer Bestellung bis 19 Uhr stellt GO im Großraum Hamburg am Folgetag bis 10, im Umland bis 12 Uhr zu. Der Lebensmittel-Versandhändler Allyouneed.com ist eine Partnerschaft mit der Deutschen Post DHL eingegangen, die die frische Ware bis an die Haustüre liefert – allerdings noch nicht am selben Tag.

Time:matters deckt 25 Städte mit Same Day Delivery ab

Time:matters bietet seit Dezember 2013 Local Same Day Delivery an und deckt damit mittlerweile mehr als 25 deutsche Städte ab. "In unseren Augen ist der taggleiche Zustellservice richtungsweisend für die Zukunft des Handels online, als auch stationär", betont Miller.

Dass taggleiche Lieferungen für Onlinehändler ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal sein kann, hält auch DPD-Chef Boris Winkelmann für möglich. "Mit dem eigenen Same-Day-Produkt peilt DPD in fünf Jahren einen zweistelligen Millionenumsatz an", sagt er. Ralph Roters von ICS Courier aus Fürth ist überzeugt, dass sich hierbei die Spreu vom Weizen trennen wird. "Für umsonst gibt es diesen Service nicht", sagt er. Und er werde auch nicht zu Preisen wie beim Paketdienst zu realisieren sein. Roters: "Mit dem Taxi fahren kostet schließlich auch mehr als mit dem Bus."

Fester Bestandteil im E-Commerce

Same Day Delivery wird perspektivisch ein fester Bestandteil im E-Commerce sein, daran besteht unter den Experten kein Zweifel. Er werde für verschiedene Märkte zunehmend wichtig, um sich weitere Vorteile im Vergleich zum stationären Handel zu sichern. Im ersten Schritt wird die Lieferoption vermutlich verstärkt von technik-affinen und innovationsfreudigen Kunden sowie bei ausgewählten Warengruppen in Anspruch genommen, ist man bei DHL der Meinung. Aber auch beim Online-Handel mit Lebensmitteln oder anderen verderblichen Gütern, könne dieser Service eine relevante Rolle für Verkäufer und Käufer spielen. So ist man auch bei GO! Deutschland überzeugt, dass mit strukturellen Änderungen die Nachfrage im Handel steigen wird.

GLS hält signifikante Zunahme von taggleicher Lieferung für unwahrscheinlich

Anders schätzt man bei GLS die Situation ein. "Dass die taggleiche Lieferung im Standard-Paketversand für den E-Commerce in den kommenden Jahren signifikant zunehmen wird, halten wir nicht für wahrscheinlich", sagt Rico Back, CEO der GLS Gruppe. Online-Shopper legten nach deren Erfahrungen vor allem Wert auf Zuverlässigkeit und Flexibilität bei der Zustellung. Back: "Eine taggleiche Belieferung bedeutet definitiv höhere Lieferkosten und die Bereitschaft der Käufer, diese Kosten zu tragen, ist gering."
Hinzu komme, dass der Unterschied zu den üblichen Lieferzeiten nicht groß sei. GLS liefert wie die meisten Wettbewerber Pakete innerhalb Deutschlands in einer Regellaufzeit von unter 24 Stunden. Die Herausforderung einer bedarfsgerechten Privatkunden-Belieferung sei es nicht, am gleichen Tag zuzustellen, »sondern mit den Empfängern zu kommunizieren und die Lieferung an ihre die Wünsche anzupassen«, sagt er.  GLS erreiche das mit dem sogenannten Flex-Delivery-Service.

UPS ist noch skeptisch

Auch bei dem Paketdienstleister UPS ist man noch skeptisch und beobachtet die Entwicklungen auf dem Paketmarkt  genau. "Über das britische Unternehmen Shuttle, an dem UPS bis vor kurzem eine Beteiligung hatte, konnte UPS auch Erfahrungen im Bereich der taggleichen Lieferung sammeln", erläutert UPS-Deutschland-Sprecher Thomas Schlichting. Ob, wann, wo und zu welchen Konditionen ein taggleicher Zustellservice für das Produktportfolio von UPS sinnvoll sei, unterliege einer kontinuierlichen Bewertung des Marktes. Im Bereich der Ersatzteillogistik bietet der Dienstleister seinen Kunden bereits taggleiche Lieferungen an.

Neben Same Day Delivery werden Abendzustellung und ein zweistündiges Lieferfenster als wichtigste Zustellvarianten erachtet. Das ist ein weiteres Ergebnis der aktuellen Umfrage von ECC Köln und Time:matters. Dabei gaben 38,6 Prozent der Befragten an, dass eine Abendzustellung von 19 bis 22 Uhr den Bedürfnissen der Kunden entsprechen. 28,1 Prozent der Teilnehmer glauben, dass diese ein frei wählbares, zweistündiges Zustellfenster nützlich fänden. Die Händler (64 Prozent) rechnen damit, dass sie durch derlei Angebote die Kundenbindung steigern können.

Retourenqoute liegt oft bei mehr als zehn Prozent

Ein gezieltes Retourenmanagement kann ebenso einen wesentlichen Erfolgsfaktor für Onlinehändler bilden. Rücksendungen gehören zum Internet-Vertrieb dazu, stellen aber für viele Unternehmen eine Herausforderung dar. Mehr als 40 Prozent der Onlinehändler haben eine Retourenquote von über zehn Prozent. Das hat eine empirische Erhebung der Ibi Research an der Universität Regensburg ergeben. Vor allem die Bekleidungsbranche kämpft mit hohen Rücksendequoten, da vier von zehn Kunden bereits beim Kauf die Rücksendung der Ware bewusst einkalkulieren. Bei fast der Hälfte der Unternehmen ist die Retourenquote in den vergangenen Jahren angestiegen, heißt es in der Analyse. Die befragten Händler erwarten einen weiteren Anstieg. Mehr als ein Drittel von ihnen kann die durch Rücksendungen verursachten Kosten nicht einschätzen und ihre Kunden erwarten einen kostenlosen Rückversand.

Einfacher Rückversand mit Retourenlabel

Die Express- und Paketdienste helfen Onlinehändlern ihre Retouren möglichst unkompliziert abzuwickeln. So stellen sie beispielsweise Retourenlabel bereit, die jeder Sendung beigelegt werden können. Wer umweltbewusst handeln will, lässt Kunden das Label selbst über das Internet ausdrucken. Das heißt, es wird nur dann ausgedruckt, wenn die Sendung tatsächlich zurück geschickt wird. Praktisch für Kunden, sie können das Paket einfach in einem der Shops abgeben oder dem Zusteller nach Voranmeldung wieder mitgeben.   

KEP-Dienste befürworten Mindestlohn

Der Mindestlohn im Briefmarkt hat vor einigen Jahren die Branche schwer getroffen. Viele Unternehmen sahen sich nicht in der Lage, die gefordert Höhe von damals 9,80 Euro im  Westen und neun Euro im Osten zu bezahlen und schlitterten in die Insolvenz. Jetzt gibt es einen Kabinettsentwurf der Bundesregierung zu einem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, der 2015 in Deutschland eingeführt werden soll. Er soll zunächst 8,50 Euro betragen und nach Angaben der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) Beschäftigte vor Lohndumping schützen. "Das macht Schluss mit Hungerlöhnen und erkennt an, dass die Würde der arbeitenden Menschen ihren Wert und Arbeit ihren Preis hat", sagt der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske. Es sei weiterhin gut, dass die Regierung für den flächendeckenden Mindestlohn keine regionalen oder Branchenausnahmen vorsehe. Der Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP) fordert die Politik dagegen auf, für strukturschwache Gebiete oder Länder Übergangsfristen zu schaffen. Die Paket- und Expressdienste bewerten es als positiv, dass der Gesetzgeber nun eine branchenweit verbindliche Lohnuntergrenze einführen will. "Dumpinglöhne verzerren das Marktumfeld", sagt Ralph Roters von ICS Courier. Der gleichen Meinung ist GO-Geschäftsführer Ulrich Nolte: "Der Mindestlohn ist eine politisch gewollte und gesetzte Rahmenbedingung, die für alle Marktteilnehmer gleichermaßen gilt." Und Alexander Ferrier, Director Operations & Engineering TNT Express, ergänzt: "Wir haben ein hohes Interesse daran, dass die Fahrer gerecht entlohnt werden." Nur so könne Qualität gewährleistet werden. Welche Auswirkungen ein Mindestlohn für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben wird, bleibe aber abzuwarten, sagt UPS-Sprecher Thomas Schlichting.

Hier finden Sie Express- und Paketdienste im Überblick

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