Truck Race-Europameisterschaft Kiss fliegt zum zweiten Titel

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Am Ende war es keine emotionale Schlacht um die letzten Punkte, sondern kühl und funktional durchgezogene Routine, mit der Norbert Kiss seine erfolgreiche Titelverteidigung perfekt machte. Erwartungsgemäß konnte sich der Ungar nach dem ersten Championshiprennen in Jarama von seinem Team für seinen zweiten Europameistertitel feiern lassen.

Im vergangenen Jahr, beim ersten Erfolg für Kiss, gab es noch viele Tränen der Rührung, diesmal fiel der Jubel auch fast schon routiniert aus. Was sicher zu einem großen Teil an der Überlegenheit des alten und neuen Europameisters lag. Von den Konkurrenten war keiner stark genug, um dem MAN-Fahrer die Krone streitig zu machen. Spätestens nach dem zweiten Wochenende der Saison 2015, als Kiss in Spielberg einen traumhaften Auftritt hinlegte und alle vier Rennen gewann, war klar: In dieser Form kann den Ungarn keiner schlagen. Der Titelkampf war also nicht gerade spannend, und nach Zolder hatten die Verfolger höchstens noch mathematische Chancen, den Führenden in der Gesamtwertung einzuholen. Aber die waren ungefähr so wahrscheinlich wie ein Hauptgewinn im Lotto. Nach dem Aufgalopp in Jarama hatte sich Kiss genügend Punkte erfahren, um auch rechnerisch uneinholbar in Front zu liegen. Das Rennen selbst war gelaufen, wie in dieser Saison üblich: Pole und Sieg für Norbert Kiss.

Was aber keineswegs zur Folge hatte, dass der frischgebackene Europameister des Jahres 2015 anschließend in den gemächlichen Party-Modus umschaltete. Schon im Rennen 2 attackierte er wieder so, wie man das von ihm gewohnt ist: Also Volldampf voraus. Zu spüren bekam das vor allem David Vrsecky, der sich über die halbe Distanz der Attacken des Ungarn erwehren musste, während sein Teamkollege Adam Lacko mit vergleichsweise komfortablem Vorsprung einem weiteren Sieg entgegenfuhr.

Regnerischer Sonntag

Am Sonntagmorgen mussten die Truckracer dann buchstäblich einen Gang zurück schalten. Auch in Spanien kann es regnen, und wenn das passiert, wird der Circuito de Jarama extrem schmierig. Die Rundenzeiten lagen um mehr als zwanzig Sekunden über denen des Vortages. Unter diesen Bedingungen kam Antonio Albacete zugute, dass er die Rennstrecke in der Nähe seiner Heimatstadt Madrid wohl besser kennt als alle anderen Konkurrenten. Er markierte zunächst im zweiten Teil der Qualifikation die Bestzeit, ehe Kiss doch noch eine schnellere Rundenzeit gelang. Die rot-schwarze Paarung stand folglich in der ersten Reihe, als das Championshiprace 3 gestartet wurde. Wieder war Albacete ein würdiger Gegner für den Champion, der diesen stark unter Druck setzen konnte – aber dabei blieb es auch. Einen Platz oder eine Gelegenheit zum Überholen fand er nicht. Gewonnen hat diesen Lauf übrigens Jochen Hahn, der gemeinsam mit seinem Teamkollegen Renè Reinert (2.) und Adam Lacko auf dem Podium stand. Reinert zeigte in Jarama eine starke Leistung und kam in beiden Qualifyings jeweils auf Platz 4.

Im Rennen 4 lag Albacete wegen des gedrehten Starts vor Kiss, und diesmal gab es zunächst für Kiss keinen Weg vorbei am roten Lokalmatador. Erst als Albacete in der vorletzten Runde einen langsameren Fahrer überrundete, wollte sich der Verfolger die Gelegenheit zunutze machen und den Spanier überholen. Allerdings war das Manöver gelinde gesagt wenig durchdacht. Kiss krachte in Albacetes Cepsa-MAN und drehte diesen. Der Europameister kam danach zwar schneller wieder in die Gänge und weg als sein Unfallgegner, der seinen Truck erst einmal wieder in Fahrtrichtung bringen musste. Doch am Ende wurde die finale Reihenfolge am grünen Tisch festgelegt: Strafe für den Champion, der dadurch aus den Punkterängen fliegt, und somit Platz 4 für Albacete.

Nun noch nach Le Mans

Nach dem vierten Championshiprace sahen viele Trucks aus, als wäre das schon das Ende der Saison gewesen. Schrammen, Beulen, verbogenes Blech oder zumindest abgerissene Kunststoffteile gab es bei den beiden Freightliner-Haubern des Buggyra-Teams, bei Albacete, Kiss, Janiec und einigen anderen. Dabei haben die Teams nicht wirklich Zeit, um größere Schäden zu reparieren. Am kommenden Wochenende müssen die Fahrer schon wieder auf die Piste, dann steigt in Le Mans mit den 24 Heures Camions das Saisonfinale. Das sollte dann etwas emotionaler werden, schließlich gilt es noch einen spannenden Showdown zwischen Jochen Hahn und Adam Lacko auszutragen. Wenn auch nur um Platz zwei.
 
 
 
 

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