Toyota-Dauertester auf Reise Mit dem Hilux durch die Westalpen

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann 39 Bilder

Im lastauto omnibus-Dauertest muss sich der Toyota Hilux Single Cab einmal mehr beweisen: Über eine Distanz von 3.000 Kilometer geht es via zahlloser Pässe und unbefestigter Pisten durch das Piemont bis in die Provence – und zurück.

Tiefblau ist der Himmel, die Wolken ziert eine graue Maserung. Ein sattes Orange legt sich über die Berghänge und zeugt vom baldigen Sonnenuntergang. Im spartanisch eingerichteten lastauto omnibus-Dauertester – dem tornadoroten Toyota Hilux Single Cab – erklimmen wir die letzten Kilometer bis zur höchsten, ganzjährig bewohnten Siedlung Europas, dem auf 2.126 Metern gelegenen Juf in der Schweiz. Ganz allein sind wir hier auf dem Stichsträßchen unterwegs, nur der stoische Klang des 2,4-Liter-Dieselmotors dringt an unsere Ohren. Beruhigend, wunderbar entschleunigend ist das. Keine vier Stunden zuvor quälten wir uns noch durch den hektischen Berufsverkehr der Münchner Innenstadt.

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Ein sattes Orange zeugt vom Sonnenuntergang hinter den Bergen - das sind die schönsten Minuten.

Wir aber lassen uns nicht einlullen. Atemberaubend schließlich sind auch die Landschaften, die noch vor uns liegen – und für die wir den San Bernardino ohne Zuhilfenahme des abkürzenden Tunnels nur zu gern überwinden. Auch wenn uns die engen Serpentinen im langen Hilux immer wieder dazu zwingen, den ersten Gang zu bemühen, genießen wir die Fahrt. Bis auf wenige Ausnahmen nehmen nur Motorradfahrer den Umweg über die auf 2.067 Meter gelegene Passhöhe. Es ist die Ruhe vor dem Sturm: Auf dem Weg zum Lago Maggiore nämlich ist die Hölle los – vom klaren Wasser des Sees und den fotogenen Palmen am Ufer scheinen die Menschen magisch angezogen zu werden. Der nahen Via Cantonale dagegen schenken die Touristen keine Beachtung – ein Fehler, denn auf ihrem Weg gen Italien ist sie so eng wie ruhig, so kurvig wie malerisch. Und plötzlich, in der Gemeinde Re gibt das Sträßchen den Blick frei auf die mächtige Wallfahrtskirche der Madonna del Sangue. Nach einem Steinwurf soll das in ihr aufbewahrte Fresko einer stillenden Madonna im Jahre 1494 tagelang geblutet haben – ein Wunder, an das man gar nicht glauben muss, um doch allein wegen der Dimensionen dieses Gotteshauses tief beeindruckt zu sein.

Entspanntes Autowandern

Wieder nehmen wir die Schweiz ins Visier, fahren über den Simplonpass gen Brig, ehe wir in Martigny den großen Sankt Bernhard in Angriff nehmen. Der bis auf 2.496 Meter führende Pass empfängt uns mit einer lieblichen Natur, grüne Weiden säumen die sich an einem Bach entlangschlängelnde Strecke. Auf der Passhöhe angekommen schauen wir über einen klaren See auf ein herrliches Alpenpanorama und genießen den Höhepunkt unserer entspannten Autowanderung. Wir queren einmal mehr die Grenze zu Italien, fahren mit dem Mont Blanc-Massiv im Blick hinunter nach Aosta.

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Auf Zack: Wie die Berge, so präsentieren sich auch die Kurven des Col de Galibier.

Kaum im Tal angekommen, geht es wieder hinauf in luftige Höhen: Der kleine Sankt Bernhard führt uns vorbei an einzelnen Schneefeldern und durch ein Skigebiet mit zahllosen Seilbahnen auf 2.188 Meter. Wir passieren die Grenze zu Frankreich, staunen über die Radfahrer mit ihrem unbändigen Willen. Auf den Spuren der Tour de France treten sie in die Pedale, während uns nur ein anerkennendes Nicken bleibt. Den drehmomentstarken Hilux wollten wir auf diesen Pässen nicht missen – auch weil sich sein Dieseldurst mit knapp acht Litern pro 100 Kilometer in mehr als angemessenen Grenzen hält.

Mit dem Col de l'Iseran wartet am nächsten Morgen auch die nächste Herausforderung auf uns und unseren Pick-up: Der mit 2.764 Meter höchste überfahrbare Pass der Alpen erschließt ein nicht enden wollendes Skigebiet, das uns im Sommer schon fast die Tränen in die Augen treibt. Ohne den Schnee, der die Wunden, die Seilbahnen und Pisten in die Natur geschlagen haben, bedecken könnte, wirkt die Landschaft seltsam schroff und kahl. Auf den Serpentinen von Val d'Isère bis Lanslevillard, vorbei am Fort Redoute Marie-Thérèse fahren wir bis zum Col de Télégraphe, der uns durch sattgrüne Laubwälder bis nach Valloire führt. In diesem schönen Dorf steht am Abend Public Viewing am Kirchplatz auf dem Programm: Das Fußball-WM-Finale wird auf einer Leinwand übertragen, alle Einwohner haben sich vor ihr versammelt. Stolz wird die Marseillaise gesungen, später stürmen die Jugendlichen die Hauptstraße und tanzen im Regen. Wir gratulieren artig, stoßen mit unseren Gastgebern an und freuen uns doch schon wieder auf die nächste Etappe: den landschaftlich reizvollen Col de Galibier.

Naturpark über Naturpark

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Dieser historische Unimog am Wegesrand ist wohl schon seit geraumer Zeit nicht mehr gelaufen ...

Frühmorgens ist auf dem Pass, der auf 2.642 Meter führt, noch wenig los – perfekt, um den Ausblick über die Berge zu genießen, die den Horizont mit ihren ausgeprägten Zacken prägen. Über die D1091 verlassen wir im Anschluss die Alpen – vorbei an nahen Gletscherzungen geht es in Richtung Grenoble. Südlich des Zentrums wechseln wir auf kleine Sträßchen, fahren durch den Naturpark Vercors in Richtung Choranche. Schnell umgibt uns ein saftiges Grün, Wiesen und Wälder prägen das Bild, ehe wir die Schlucht des Flusses Bourne erreichen. Über der schmalen Straße hängen mit einem Mal mächtige Felsen, erst später, als sich der Weg an den steilen Hängen entlang in die Höhe kämpft, wird das ganze Ausmaß des Canyons offenbar. Der Naturpark Monts d'Ardèche ist unser nächstes Ziel, das wir über schmale, geteerte Wege entdecken. Auf seinen Hochebenen bläst uns ein kräftiger Wind entgegen, weite Ausblicke aber lohnen das Verlassen der heimeligen Einzelkabine.

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Auf den Hochebenen bläst uns ein kräftiger Wind entgegen, weite Ausblicke aber lohnen das Verlassen der heimeligen Hilux-Einzelkabine.

Immer wieder stoßen wir auf Schafsherden, passieren wilde Ansammlungen von mal noch bewohnten, mal schon verlassenen steinernen Häusern. Die abenteuerlichen Straßen sind meist nicht breiter als zwei, maximal drei Meter und gehören uns über Stunden ganz allein. In völliger Ruhe genießen wir den Sonnenuntergang, ehe wir in den touristischeren Cevennen-Nationalpark rund um die Burg Castelbouc starten. Diese pittoreske Ruine sitzt auf einem exponierten Felsen, überragt majestätisch den Fluss Tarn, auf dem unzählige Wassersportler in Kanus und auf SUP-Brettern die Sonne genießen. In der Provence dann steuern wir das Notre-Dame de Sénanque, ein Kloster des Zisterzienserordens, an. Vor tief lila gefärbtem Lavendel liegt es in der Abendstimmung vor uns, ein Fest für die Augen und die Nase! Herrlich duftende Felder säumen auch den Weg zum wunderschön türkisblauen Verdon-Stausee. Touristen schlendern durch die malerischen Dörfer an seinem Ufer und fahren – wie auch wir – die atemberaubende Verdonschlucht ab. Auf beiden Seiten dieses Canyons führt eine Ringstraße zu Aussichtspunkten, die den Blick freigeben auf den bis zu 700 Meter tiefer gelegenen Fluss.

Erste unbefestigte Wege

Von diesem Spektakel begeistert nehmen wir nahe Rougon erste unbefestigte Wege unter die Räder: Zunächst ist das schmale Sträßchen Richtung Majastres noch mit einer löchrigen Asphaltschicht bedeckt, dann aber überwiegt loses Gestein. Nach einigen Kilometern halten wir uns links, folgen der Beschilderung nach Saint-Jurs und werden mit einer ungestörten Ruhe belohnt. In der Ferne hören wir Kuhglocken, auf den Wiesen dominiert das Zirpen der Grillen. Selbst ein Reh begegnet uns in den Wäldern, ehe sich die gesamte Provence vor unserer Windschutzscheibe ausbreitet.

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Göttliche Ruhe? Nicht am Kloster Notre-Dame de Sénanque – anders als es scheint wimmelt es hier von Hobby-Fotografen.

Wir fahren weiter bis Puimichel und freuen uns über jeden Traktor, der unseren Weg kreuzt – denn anders als in Deutschland ziehen die Schlepper eine Duftfahne hinter sich her, die jedes Parfümgeschäft blass ausschauen lässt. Und doch: Der Ruf der Westalpen wird lauter, die Assietta-Kammstraße möchten wir auf unserem Rückweg unbedingt noch unter die Räder nehmen.

Höhenrausch in den Westalpen

Wir werden nicht enttäuscht: In Susa starten wir zunächst auf einem befestigten Pass, der sich in engen Serpentinen in die Höhe schraubt. Mit einem Zug kommen wir nicht mehr um die Kehren, immer wieder müssen wir zurücksetzen. Dafür nimmt schon bald die geschotterte Piste ihren Anfang, die uns auf einer Höhe zwischen 2.000 und 2.500 Metern durch die Lande führt. Auch wenn der schmale Weg am Hang entlang fantastische Ausblicke auf die das tiefe Tal umgebende Berge freigibt, muss sich niemand in seinem Geländewagen überfordert fühlen, bei umsichtiger Fahrweise stellt einen auch möglicher Gegenverkehr vor keine Herausforderungen. Der Colle dell'Assietta auf 2.472 Metern Höhe ist so schnell erreicht – und in unseren Köpfen macht sich die nächste Idee breit. Wir wollen unsere Tour mit dem knapp 3.000 Meter hohen Col de Sommeiller krönen, den höchsten mit dem Geländewagen befahrbaren Punkt der Alpen erreichen.

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Kurz vor unserem Ziel ist unverhofft schnell Schluss: Eine dicke Schneeschicht macht die Weiterfahrt geschätzte 100 Höhenmeter vor dem Gipfel unmöglich.

In Rochmolles wechseln wir dafür auf unbefestigtes Terrain, fahren entspannt bis zur Rifugio Scarfiotti, einer bewirtschafteten Schutzhütte in diesem malerischen Tal nahe Bardonecchia. Mit einem Mal wird die Strecke anspruchsvoller, die Kehren enger und die Steine gröber. Auch wenn die Serpentinen uns ein weiteres Mal zwingen, immer wieder zurücksetzen, sind wir froh über unseren zuverlässigen Hilux und dessen kräftiges AT-Schuhwerk. Wie auf einer alpinen Wanderung fühlen wir uns am Steuer, staunen über die fantastische Berglandschaft und die dicken Murmeltiere. Kurz vor unserem Ziel aber ist dann doch unverhofft schnell Schluss: Eine dicke Schneeschicht macht die Weiterfahrt geschätzte 100 Höhenmeter vor dem Gipfel unmöglich. Wir stellen den Hilux ab, gehen einige Schritte und lassen die Natur auf uns wirken. Der Höhepunkt unseres Dauertests, hier scheint er erreicht.

WISSENSWERTES:

Toyota Hilux Single Cab Roadtrip Foto: Julian Hoffmann
Die Befahrung des Col de Sommeiller empfiehlt sich nur im Spätsommer ab August bis September.

Die Offroad-Strecke, die kurz nach Rougon beginnt und zunächst in Richtung Majastres verläuft, lässt sich uneingeschränkt legal passieren. Es gilt ein Tempolimit von 30 km/h. Wer die im Text beschriebene Route nachfahren möchte, muss sich an der Weggabelung links in Richtung Saint-Jurs halten.

Die Assietta-Kammstraße ist nur im Juli und August und auch dann nur mittwochs und samstags zwischen 9 und 17 Uhr legal befahrbar. Tempolimits sind ausgeschrieben und sollten eingehalten werden.

Die Befahrung des Col de Sommeiller empfiehlt sich nur im Spätsommer ab August bis September. Da die Piste erst auf einer Höhe von knapp 3.000 Metern endet (Achtung, es handelt sich hierbei um eine Sackgasse!), können Schneefelder die Fahrt schnell zu einem unvorhergesehenen Ende führen. An einer kleinen Mauthütte werden pro Fahrzeug fünf Euro fällig. An manchen Tagen ist die Befahrung mit Geländewagen verboten – welcher Logik diese Fahrverbote folgen, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.

Auf allen Strecken sollte auf Mountainbiker und Spaziergänger Rücksicht genommen und diese nur in Schrittgeschwindigkeit überholt werden. Vor nicht einsehbaren Kurven sollte langsam und mit Bedacht gefahren werden. Achtung: Bei Regen können die Pisten schnell rutschig werden. AT-Reifen sind mit Sicherheit die richtige Wahl, grundsätzlich ist eine Befahrung bei Trockenheit auch mit normalen Straßenreifen machbar. In diesem Fall sollte unbedingt ein vollwertiges Ersatzrad im Fahrzeug mitgeführt werden!

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