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Interview Giesekus TIS-Geschäftsführer Giesekus sprach mit trans aktuell

Wer Prozesse optimieren möchte, kommt mit einer Standardlösung nicht weit. TIS-Geschäftsführer Peter Giesekus sprach mit trans aktuell über technische Finessen in der Telematik und die zunehmenden Anforderungen im Servicebereich.
Das Angebot an Telematiklösungen ist groß. Die immer gleichen Schlagworte machen es den Interessenten zudem schwer, die passende Lösung für sich zu finden. TIS-Geschäftsführer Peter Giesekus erläutert im Gespräch mit trans aktuell-Redakteur Carsten Nallinger, worauf es bei der Auswahl zu achten gilt.

trans aktuell: Herr Giesekus, wie hat TIS die Krise überstanden?
Giesekus: Wir haben das so genannte Krisenjahr 2009 sogar geringfügig besser als 2008 abgeschlossen. Das lag zum einen daran, dass wir Nischen besetzt haben. Ein Projekt war in der Entsorgung, genauer gesagt die Rückführung der Plastikflaschen für die Edeka-Gruppe. Das andere ist, dass viele Entwicklungen bei uns antizyklisch verlaufen. Wenn also salopp gesagt, der Branche das Wasser bis zum Hals steht, wird der Ruf nach Optimierung laut. Kernthema ist dann die Effizienz in der Disposition. Die Firmen, die finanziell noch etwas Luft haben, treibt eine derartige Situation buchstäblich in unsere Arme. Aber auch 2010 ist gut angelaufen und für uns sogar eine Art Schwellenjahr.

Wie meinen Sie das?
Wir hatten zwar schon immer große Kunden wie Schenker oder Lehnkering. Aber in diesem Jahr gab es erstmals auch bedeutende Abschlüsse mit ausländischen Unternehmen im Ladungsverkehr. Von Raben in Polen erhielten wir einen Auftrag über 2.000 Fahrzeuge – zusätzlich zu den 500, die wir in Deutschland schon haben. Wir positionieren uns insgesamt gesehen internationaler. So haben die Gebrüder Weiss in Österreich, einer der größten Sammelgut-Spediteure in der Alpenrepublik, 1.400 Geräte von TIS im Einsatz.

Ist das für TIS als mittelständisches Unternehmen nicht ein riesiger Kraftakt?
Es ist für einen Mittelständler mittlerweile eher unmöglich, nicht mehr über den Tellerrand hinaus zu schauen. Schließlich stellen sich auch unsere Kunden international auf. Das wiederum bedeutet natürlich auch, dass man eine entsprechende Service-Organisation anbieten muss.

Wie sieht diese bei Ihnen aus?
Wir bieten – in diesem Jahr erstmalig – einen Bereitschaftsdienst an, der sieben Tage die Woche rund um die Uhr erreichbar ist. Das ist für einen Mittelständler mit 42 Beschäftigten ein enormer Kraftakt. Aber wir tun’s und es funktioniert auch. Das ist für den Kunden das einzige was zählt.

Und wie realisieren Sie das von technischer Seite aus?
Es gibt Dinge, die automatisch geregelt werden. Dazu haben wir eine Software im Einsatz, die dem Diensthabenden automatisch eine SMS aufs Mobiltelefon sendet, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll. Wenn also beispielsweise eine Schnittstelle nicht richtig funktioniert und deshalb die Daten nicht abfließen oder zufließen. Diese Automatisierung ermöglicht es uns, dass wir viele Fehler beheben, bevor sie der Kunde überhaupt bemerkt.

Gibt es hier auch Unterschiede?
Ja, es gibt verschiedene Service-Level. Die Reaktionszeiten richten sich nach der jeweiligen Vereinbarung mit dem Kunden. Es bedeutet aber auch, dass wir bei einem Systemstillstand – und zwar unabhängig davon ob durch unser oder ein Fremdsystem verursacht – eine sehr kurze Reaktionszeit haben. Ist ein Fehler hingegen kosmetischer Natur, ist der in der Prioritätenliste entsprechend weiter unten angesiedelt.

Das ist für Deutschland nachvollziehbar. Aber wie gelingt Ihnen das europaweit?
Wir bieten mittlerweile auch einen Second-Level-Service an. Ein Angebot, das bei großen Organisation immer mehr zum Tragen kommt. Es bedeutet, dass der Kunde aufgrund seiner Größe ohnehin eine eigene Technikabteilung unterhält. Bisweilen sogar in unterschiedlichen Sprachen. Ein Umstand, der verdeutlicht, dass wir hier unmöglich allen Belange abdecken können. In diesen Fällen bieten wir dann aber den Support für deren IT-Mannschaft an. Soll heißen: Wir schreiten ein, wenn deren Möglichkeiten zur Problembehebung nicht mehr ausreichen. TIS entwickelt sich dadurch immer mehr zum internationalen Player. Den Weg dahin haben wir, so meine ich, ganz pfiffig gelöst.

Das klingt nach Lösungen fernab des Standards ...
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass wir Lösungen anbieten, bei denen sich viele Hersteller von Standard-Software zurückziehen. So sind wir etwa gerade dabei, ein spezielles Produkt für den Buch-Distributor KNV zu entwickeln. Die verteilen pro Nacht rund 40.000 Bücher. Die Aufgabenstellung: Die Prozesse müssen immer nachverfolgbar sein – selbst wenn das Fracht mehrmals umgeschlagen wird.

Gibt es trotz aller Internationalisierung eine spezielle Zielgruppe für TIS?
Klassisch gut positioniert sind wir natürlich im Mittelstand. Insbesondere bei den Systemverkehren sind wir sehr stark. Nicht so sehr bei dem, was ich Mama-Papa-Betrieb nenne. Oder bei Firmen, die mit fünf Zugmaschinen Frachtführer für andere sind. Für die lohnt sich meist die Investition nicht. Da gibt es dann andere, die dieses Segment bedienen. Dafür spielen bei uns die Ladungsverkehre eine immer stärkere Rolle.

Wie erklären Sie sich das?
Es gibt im Fuhrpark die generelle Entwicklung, immer flexibler reagieren zu wollen. Die Flottengrößen schwanken folglich von einem Monat auf den anderen. Da sind wir mit unseren Mobillösungen, die keinen Festeinbau erfordern, natürlich viel besser aufgestellt, als all das, was diese Unternehmen klassisch einsetzen. So ist es auch zu erklären, dass rund 80 Prozent unserer Neuaufträge aus diesem Segment stammen. Das ist vor allem daher beachtlich, weil wir bei den Ladungsverkehren vorher gar nicht positioniert waren. Nach wie vor sind wir natürlich auch in den Bereichen Stückgut und Kep vertreten.

Das bedeutet aber auch eine andere Ausrichtung der Software.
Genau. Wir bieten eigentlich schon lange die für den Ladungsverkehr spezifischen Daten wie Lenk- und Ruhezeiten, Fahrerbewertung oder den Spritverbrauch an. Dieser Vorsprung kommt uns heute zugute.

Sie bieten Ihre mobilen Geräte auch als Kofferlösung an. Warum?
Streng genommen, brauchen wir eigentlich keinen Koffer. Denn die haben bisweilen den Nachteil, dass sie über die Woche hinweg zum Reservoir für Brotkrumen werden. Wichtig ist, dass unsere Lösungen mobil sind und keinen Einbau erfordern. Im Bereich der Ladungsverkehre gehen wir zudem zur papierlosen Abwicklung über. Vor Jahren haben wir im Stückgutbereich diskutiert, ob die elektronische Unterschrift auf einem Display überhaupt gültig ist. Mittlerweile ist es ein gängiger Standard. Das versuchen wir im Ladungsverkehr nun auch einzuführen. Das funktioniert auch schon. Die Spedition Ansorge hat bei 170 Fahrzeugen den klaren Anspruch eines papierlosen Büros. Bis Ende des Jahres gibt es dort keine Frachtbriefe mehr.

Da gibt es doch aber bestimmt noch gewisse Vorbehalte, oder?
Ja. Es gibt Kunden, die darauf bestehen, einen Ablieferungsnachweis zu bekommen. Da kommt die Kofferlösung zum Einsatz. In der ist eine Halterung für die mobilen Geräte mit ihrer hochauflösenden Kamera integriert. Das fotografierte Dokument ist automatisch mit dem Auftrag verknüpft. Per Mobilfunk geht die Datei ins Archiv. Der zusätzliche Charme der Lösung: Es kann sofort die Rechnung gestellt werden. Auch bei einer Anfrage zur Rechnung ist diese mit wenigen Mausklicks verfügbar. Das spart Prozesskosten und erleichtert das Forderungsmanagement.
Und wie sieht es mit dem neuen Tachografen aus?
Da war der Marktführer unter den Tachographen-Hersteller leider restriktiv bei der Freigabe der Schnittstellen. Dabei wurden nur einige wenige Telematiker bedacht. Das hat uns als technisches Unternehmen herausgefordert. Unsere Entwickler haben es aber geschafft. Wir bieten eine einwandfrei funktionierende Lösung zur automatischen, remote-gesteuerten Archivierung der Tachodaten an. Sogar noch vor den Unternehmen, die Continental bedacht hat. Diese Lösung stellen wir auf der IAA vor.

Wie sieht diese Lösung aus?
Es handelt sich um eine Gemeinschaftsprodukt von TIS und dem Softwarebüro Zauner und Partner, einem ausgewiesenen Archivierungsspezalisten. Der Clou: Der Tacho übermittelt seine Daten, ohne dass der Fahrer etwas tun muss, das funktioniert allerdings nur mit den ganz neuen Geräten.

Zur Person
Der gelernte Speditionskaufmann Peter Giesekus war nach einem akademischen Zwischenspiel Abteilungsleiter bei Danzas. Weitere Stationen bei Thermoropa, Cap Debis Transport und Logistik sowie PAS folgten. Zuletzt war er als Geschäftsführer bei Qualcomm Europe für Deutschland, Österreich, Polen und die Schweiz zuständig. Seit 2008 ist der 54-Jährige gebürtige Leverkusener Geschäftsführer bei TIS in Bocholt.

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