Wann sich Gleisanschlüsse für Einzelunternehmen lohnen und was zu beachten ist, darüber informiert Thomas Mayer, Mitglied des Management-Boards des Engineering-Unternehmens MR Plan Group.
Thomas Mayer: Interessant ist das vor allem für Unternehmen aus dem Automobilbereich und für Hersteller von generell großen Bauteilen, etwa Achsen, Getrieben oder anderen großvolumigen, schweren Teile. Hier kann der Vorteil der Schiene voll ausgespielt werden. Das Thema wird aber auch für den Energiesektor interessant – wenn es künftig etwa darum geht, wie Wasserstoff transportiert werden soll.
Möglich wäre der Wasserstofftransport über Pipelines, aber da spricht das Mindset der Gesellschaft dagegen. Bleibt der Lkw oder besser noch der Transport in entsprechenden Tanks auf der Schiene.
Was ist der Vorteil eines eigenen Schienenanschlusses?Für die Unternehmen entfällt der Vorlauf zu anderen Terminals.
Was sind die Hürden?Zum einen sind Planung und Bau eines Gleisanschlusses durchaus komplex. Allein die Anforderungen des Präqualifikationsverfahrens der Deutsche Bahn sind sehr hoch. Eine weitere Hürde kann unter Umständen die Entfernung zum Schienennetz sein. Und während der Transport auf der Schiene auf eine Taktung angewiesen ist, ist der Lkw flexibler. Dennoch ist die Schiene das Verkehrsmittel der Zukunft, weil sie nachhaltiger ist.
Macht es für Unternehmen Sinn, bei einem Gewerbegebiet Kooperationen mit anderen einzugehen?Durchaus, das haben wir schon bei mehreren Konzepten realisiert. Wir sind ja auch international tätig und in China vernetzen sich Unternehmen etwa zu richtigen Industrieparks, um Synergien zu nutzen – auch im Bereich Verkehr. Das ergibt besonders bei Unternehmen mit ähnlichen Gewerken Sinn, wie zum Beispiel bei den Zulieferern im Speckgürtel von Stuttgart.
Das Unternehmen
- Das Engineering-Unternehmen MR Plan Group aus Donauwörth unterstützt etwa die DB Fernverkehr an ihren Standorten in Berlin, München und Hamburg im Bereich Logistikplanung
- MR Plan Group arbeitet zudem mit Unternehmen etwa aus dem Automobilsektor wie Audi, BMW und Porsche
Die Förderung
- Die Anschlussförderrichtlinie fördert seit dem 1. März 2021 Zuführungs- und Industriestammgleise sowie multifunktionale Anlagen wie Railports gefördert. Ziel des BMVI ist, bis 2030 den Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene auf mindestens 25 Prozent erhöhen.
- Gesamtumfang des Programms: 200 Millionen Euro für fünf Jahre.
- Übernommen werden bis zu 50 Prozent der Kosten für Neu- und Ausbau, die Reaktivierung und den Erhalt bestehender Zugänge.
- Auch bei Anbindung von Gewerbe- und Industriegebieten durch private Investitionen Unternehmen steuert der Bund bis zu 50 Prozent bei.
- Um bei privaten Investitionen schneller zu planen und zu bauen, entfällt bei Gleisanschlüsse bis 2.000 Meter und für die Anbindungen von Industrie- und Gewerbegebieten bis 3.000 Meter das Planfeststellungsverfahren.
- Auch den Austausch alter Weichen fördert der Bund anteilig.