Das Sicherheitsniveau in der Luftfracht ist in Deuschland schon sehr hoch. Der Ansicht ist
Thorsten Hölser, Geschäftsführer des Speditions- und Logistikverbands (SLV) Hessen/Rheinland-Pfalz. trans aktuell.de: Herr Hölser, sehen Sie Lücken bei der Luftfrachtsicherheit?
Hölser: Es gibt an einige Stellen sicherlich Bedenken und Verbesserungspotenzial, diese haben wir schon seit Jahren gegenüber der Politik und dem Luftfahrt-Bundesamt kritisiert. Grundsätzlich die Luftfracht als Risiko darzustellen, halte ich jedoch für weit über das Ziel hinausgeschossen. Ein Großteil der Industrie und noch mehr die Luftfrachtspediteure arbeiten auf einem sehr hohen Sicherheitsniveau und nehmen das Thema Sicherheit sehr ernst. trans aktuell.de: Also kein Grund zur Aufregung?
Hölser: Dass es wahrscheinlich kleinere Verlader gibt, die diese Sensibilität nicht aufweisen, ist absehbar, genauso wie in jeder Branche schwarze Schafe existieren. trans aktuell.de: Inwiefern haben sich die Regelungen des Luftsicherheitsgesetzes bisher bewährt?
Hölser: Eines sollte zuerst festgehalten werden: Die Luftfracht hatte auch schon vor Einführung des Luftsicherheitsgesetzes ein hohes Sicherheitsniveau. Das nun implementierte System hat zwar noch Verbesserungen gebracht, aber mit einem immensen Administrations- und Kostenapparat. Insbesondere gibt es auch immer wieder Auslegungsfragen, die zu Prozessverzögerungen in der Praxis führen. trans aktuell.de: Wie kritisch ist es, dass die Bekannten Versender bis April nicht durch eine staatliche Stelle zugelassen werden mussten?
Hölser: Dass die Bekannten Versender nicht vom LBA selbst zertifiziert wurden, ist sicher ein wichtiger Nachbesserungsbedarf, den wir von Anfang an gefordert habe. Aber wie sollte das LBA zu Start des Luftsicherheitsgesetzes mit drei Mitarbeitern 500 Reglementierte Beauftragte und 50.000 Bekannte Versender zeitnah betreuen und auditieren?
Aktuell besteht für die Speditionen ein zusätzliches Wettbewerbsproblem: Da in der Übergangszeit kein neuer Bekannter Versender anerkannt werden kann, besteht bis 2012 unter Kostenaspekten kaum eine Möglichkeit, neue Luftfrachtkunden zu akquirieren. Denn jeder Neukunde gilt als unsicher und müsste für die so notwendig werdenden Kontrollen zusätzliche Sicherheitsgebühren entrichten. trans aktuell.de: Halten Sie schärfere Kontrollen für erforderlich oder für Aktionismus?Hölser: Schärfere Kontrollen sind sicher in den bekannten Risikoländern wünschenswert, aber wie wollen unsere Politiker das realisieren? In Deutschland gibt es wie erwähnt Verbesserungspotenzial, aber man sollte auch nicht die Augen davor verschleißen, dass es eine 100-prozentige Sicherheit niemals geben wird. Diese ist auch bei den 100-prozentigen Kontrollen in der Passage in der Vergangenheit nie erreicht worden! Seit Einführung des Luftsicherheitsgesetzes brilliert die Politik mit Kompetenzstreitigkeiten verschiedener Ministerien und fehlender Unterstützung der verantwortlichen Behörde. Ich habe große Bedenken, ob nun kurzfristig in der Innen- und Verkehrspolitik auf einmal alles besser wird, eher befürchte ich einen wilden Aktionismus.