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Wiehler Forum von BPW über Mobilitätswandel Tiefgreifende Transformation

Fahrzeugübergabe eTransport an Hellmann Worldwide Logistics Foto: Henrik Schütte

Beim Wiehler Forum von BPW diskutiert die Branche über Alternativen zum Diesel und den Mobilitätswandel in Innenstädten.

Die Zeichen stehen auf Abschwung, das steht für Michael Pfeiffer, persönlich haftender Gesellschafter von BPW Bergische Achsen, fest. „Es handelt sich um einen tiefgreifenden Transformationsprozess, befeuert durch Fahrverbote und CO2-Bepreisung“, sagte er zu den rund 100 Teilnehmern des Wiehler Forums 2019. Niemand würde aus diesem Prozess so herausgehen, wie er hineingegangen sei. Das mache auch vor BPW nicht halt. Nun gelte es, Gas zu geben, zu beschleunigen und nicht zu bremsen. Und so zeigten die Themen des Branchentreffens, beispielsweise Digitalisierung und Vernetzung sowie nachhaltige technologische Veränderungen, welche Chancen der derzeitige Wandel birgt.

Unter dem Titel „What Cities want“ zeigte Dr. Susanne Leifheit, Leiterin Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit bei VW Nutzfahrzeuge, vier Szenarien auf, wie sich innerstädtische Logistik der Zukunft gestalten lassen kann. Initiiert von Volkswagen Nutzfahrzeuge und MAN Truck & Bus erarbeiteten 30 Bürger, politische Entscheider und Experten Entwürfe für das Jahr 2030.

Das erste Szenario der Studie schlägt vor, Logistik zur öffentlichen Aufgabe zu machen und damit die Konkurrenz der Dienstleister aufzuheben. Szenario zwei stellt das Engagement von Bürgern in den Vordergrund, die Bestellungen gemeinsam aufgeben. Der dritte Entwurf kombiniert Personen- und Warenverkehr. Und die vierte Variante schlägt ein unterirdisches Verschicken von Waren vor, per U-Bahn-Tunnel und Röhren – direkt in den Keller des Empfängers. Was jedoch alle unterschiedlichen Entwürfe eint, ist Elektromobilität in den Innenstädten.

Die Expertin von VW Nutzfahrzeuge berichtete weiter: „Bis 2050 ist die komplette Dekarbonisierung der VW-Nutzfahrzeuge erklärtes Ziel.“ Trotzdem seien beispielsweise noch lange nicht so viele eCrafter verkauft worden, wie das allgemeine Interesse vermuten ließe.

Der Frage, wie es die Logistik schaffen könne, als Teil der Lösung und nicht des Problems in punkto Mobilität in den Städten wahrgenommen zu werden, beantworteten die Experten auf dem Podium ganz unterschiedlich.

Dass immerhin rund 90 Prozent der Verkehrsleistung in Städten auf den Individualverkehr entfielen, das würde bei Diskussionen gerne vergessen, erklärte etwa Dr. Christian Jacobi, geschäftsführender Gesellschafter von Agiplan. Dabei sieht Ulrich Nolte, CEO bei GO Express & Logistics, dass Logistiker die Schnittstelle zwischen realer und digitaler Welt sind, aber Waren schließlich irgendwann real zu transportieren seien. Elektromobilität sei für sein Unternehmen schwer umsetzbar, da alle Fahrzeuge tagsüber im Verteilerverkehr und nachts im Linienverkehr eingesetzt werden. Hans Stapelfeld von der Logistik-Initiative Hamburg berichtet, dass Drohnentransporte für Güter und Menschen zwar noch im Mikrobereich zu verorten seien, doch: „Wir werden damit in den nächsten zehn Jahren das Letzte-Meile-Problem lösen.“ Und Verkehrsplaner Tim Gerstenberger von der Initiative Urbane Logistik forderte, dass die Städte nun schnell Spielregeln liefern müssten, die mit den Unternehmen kooperativ zu lösen seien.

Foto: Andrea Ertl
Experten auf dem Podium des Wiehler Forum 2019 von BPW unter den Titel „Come to be a motionist“ (v.l.): Axel Plaß, Konrad Zippel Spediteur; Dr. Kai Kreisköther, Vizepräsident PEM Motion; Dr. Bert Schröer, AWB Köln; Markus Schell, BPW Bergische Achsen.

Doch schon allein die Suche nach Fördermitteln für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gestalte sich wie eine „Suche nach Diamanten“, berichtete Axel Plaß, geschäftsführender Hauptgesellschafter des Hamburger Speditionsunternehmens Konrad Zippel. Plaß ist zudem Präsident des Bundesverbandes Spedition und Logistik (DSLV). In Sachen alternative Antriebe setzt sein Unternehmen auf CNG-Lkw, auf Ökostrom im Schienenverkehr und macht gute Erfahrungen mit einer Hybrid-Rangierlok. Trotz aller Bemühungen lautete sein Fazit: „Die Bereitschaft unserer Kunden, für umweltschonende Transporte mehr Geld auszugeben, ist nicht vorhanden.“

Dass allein die Wahl der für ihn passenden Antriebstechnologie jeden Transport- und Logistikdienstleister vor eine große Herausforderung stellt, bestätigte auch Dr. Kai Kreisköther, Vizepräsident des Unternehmens PEM Motion aus Aachen: „An Messeständen zeigen Fahrzeughersteller die neuesten technischen Lösungen – doch im persönlichen Verkaufsgespräch raten sie dann weiterhin zum Kauf von Dieselfahrzeugen.“

Auch der Geschäftsführer der Spedition Ansorge aus Biessenhofen, Wolfgang Thoma, hat die Erfahrung gemacht, dass sich jeder Unternehmer das Wissen zu umweltschonenden Fahrzeugtechniken selbst aneignen müsse. Er forderte: „Die großen OEMs müssen uns damit füttern!“

Einen Mix verschiedener Antriebstechniken für die unterschiedlichen Fahrzeuge der AWB Abfallwirtschaftsbetriebe Köln stellte deren Leiter des Fuhrparkmanagements Dr. Bert Schröer vor. Mit rund 650 verschiedenen Fahrzeugen, von der kleinen Kehrmaschine bis zu rund 120 Abfallsammelfahrzeugen, ist das Entsorgungsunternehmen in der etwa eine Million Einwohner zählenden Stadt unterwegs. Obwohl es sich bei den Entsorgungsunternehmen um eine konservative Branche handle, sei auch dort ein Umdenken nötig: „In spätestens fünf Jahren brauchen wir elektrische Antriebe für alle unsere Fahrzeuge“, sagte er und nannte dafür als künftigen Partner BPW.

BPW hat sich mit seiner elelektrischen Antriebsachse eTransport für 7,5-Tonner vorerst auf den innerstädtischen Verkehr fokussiert, wie Markus Schell, persönlich haftender Gesellschafter bei BPW, sagte. Er berichtete, dass deutschlandweit rund 30.000 Lkw im innerstädtlischen Bereich unterwegs seien. Dem gegenüber stünden rund 260.000 auf Langstrecken, „und auf diesen Markt stürzen sich die großen Fahrzeughersteller.“

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