Spedition Ritter Teurer Spritsparer

Ritter Sauber mit Hybrid Foto: Ritter

Die Spedition Ritter setzt drei Atego mit Hybrid-Antrieb im Verteilerverkehr ein. Technisch haben sich die Fahrzeuge bewährt, wirtschaftlich bleiben Zweifel.

Noch ist die Zahl der umweltfreundlichen Konzepte für den Verteilerverkehr in Städten überschaubar. Das gilt umso mehr für die Klasse der Mautkiller, die ein zulässiges Gesamtgewicht von 11,99 Tonnen haben.

Das erste serienfähige Konzept präsentierte Daimler 2007 mit dem Atego Blue Tech Hybrid. Bereits zwei Jahre später ging eine Kleinserie von 50 Fahrzeugen mit einer Kombination aus Diesel- und Elektromotor in den Verkauf. Drei der Fahrzeuge hat die Spedition Ritter aus Hannover geleast und setzt diese im Verteilerverkehr in Hannover, Magdeburg und Bielefeld ein.

Eine Anfrage von Mercedes

"2009 fragte mich der Vertrieb von Mercedes, ob der Atego-Hybrid für unsere Spedition infrage kommt", erinnert sich Andreas Ritter, der die Niedersächsische Spedition leitet. Da seine Spedition auch in anderen Bereichen auf Grüne Logistik setzt, stand die Teilnahme für Ritter schnell fest. "Wir fahren viel im Verteilerverkehr", erklärt Ritter. Das sei für den Hybrid-Lkw der richtige Einsatzbereich.

Bei häufigem Bremsen und zahlreichen Anfahrvorgängen ist der Hybrid in seinem Element. Zum einen gewinnt das Fahrzeug beim Bremsen durch Rekuperation Energie zurück, die in einer Batterie dann für den Elektrobetrieb zur Verfügung steht. Außerdem sorgt das Elektroaggregat bei Anfahrvorgängen für Entlastung beim Dieselmotor.

Ritter spart zwischen sechs und 15 Prozent Kraftstoff

Das stellt auch Ritter fest. Die Spedition setzt im Verteilerverkehr auf das Modell Atego. Alle Fahrzeuge sind mit Fleetboard – der Daimler-Telematik – ausgestattet. Verbrauchsdaten sind daher für alle Fahrzeuge jederzeit verfügbar. So kann Ritter die benötigte Kraftstoffmenge des Hybrid-Ategos mit der seines monovalenten Bruders vergleichen. Teilweise spart der alternative Antrieb im Stadtbetrieb 15 Prozent Sprit ein. Anders sieht es bei Überlandfahrten aus. Im direkten Vergleich spart Ritter nur sechs Prozent Kraftstoff. "Der Hybrid ergibt deshalb nur im Stadtverkehr Sinn", sagt Ritter. Die bisherigen Ergebnisse seien allerdings nur Näherungswerte, räumt der Spediteur ein. Die Fleetboard-Verbrauchswerte im Sinne präziser Messungen nicht exakt genug.

"Trotz der teilweise hohen Einsparungen beim Verbrauch rechnet sich Atego-Hybrid nicht", konstatiert Ritter. Derzeit koste ein Fahrzeug rund 45.000 Euro mehr als ein rein mit Diesel betriebener Atego. Diese Kosten seien mit dem verminderten Verbrauch nicht zu erwirtschaften. "Aber einer muss anfangen, auch wenn es sich nicht rechnet", sagt Geschäftsführer Ritter. Die Bundesregierung fördert das Projekt Hybrid-Lkw und trägt die Hälfte der Kosten für das Fahrzeug. Im Fall von Ritter kommen noch einige Sponsoren aus der Industrie dazu, die mit Geld und Material den Einsatz der Fahrzeuge fördern. Dazu gehört auch Continental.

Conti-Reifen werden ebenfalls getestet

Der Reifenhersteller nutzt die Partnerschaft mit Ritter auch zum Test von Reifen an teilelektrisch betriebenen Lkw. Die Hybrid-Atego stehen alle auf den rollwiderstandsoptimierten Reifen Conti Energy Regional. Die hat Conti jüngst vermessen nach rund 6.500 Kilometern im Stadtverkehr. Das Ergebnis: Der Hybrid-Antrieb hat bisher kaum Einfluss auf den Reifenverschleiß. Alle Reifen zeigen für den Stadtverkehr normale Abnutzungserscheinungen. Lediglich auf der Antriebsachse ist der gemessene Verschleiß etwas höher, was laut Conti entweder an überdurchschnittlich vielen Bremsvorgängen liegt oder aber auf das etwas höhere Drehmoment des Elektroaggregats zurückzuführen ist.

Wie Conti sammelt auch Mercedes Daten der Hybrid-Fahrzeuge. Im Unterschied zu Conti muss Mercedes dafür aber nicht an den Lkw. Alle relevanten Daten holt sich der Stuttgarter Autobauer per Mobilfunk direkt aus der Motorsteuerung des Lkw. "Hin und wieder müssen wir mit den Fahrzeugen auch in die Werkstatt", sagt Ritter. Dann können die Mechaniker von Daimler auch direkt am Fahrzeug Daten erheben. Den täglichen Warentransport hätten die Werkstattaufenthalte aber nicht behindert, fügt Ritter hinzu. Reparaturen seien bislang immer planbar gewesen. Zusätzliche Kosten entstehen dabei nicht, da in der Leasingvereinbarung zum Fahrzeug ein Servicevertrag enthalten ist. Eine kleine Hürde gibt es beim Service für Ritter dennoch. Denn Reparaturen an den Hochvolt-Lkw dürfen nur speziell geschulte Mechaniker vornehmen – und die gibt es nicht in jeder Mercedes-Niederlassung.

Fahrer bekommen Einweisung in die neue Technik

Nicht nur für Reparaturen am Hybrid-Atego braucht es Spezialisten, auch die Fahrer der Lkw bekommen eine Einweisung in die neue Technik. Die gab es bei der Abholung der Fahrzeuge von Mercedes-Mitarbeitern. Ritter hat für die drei Fahrzeuge seine besten Fahrer ausgewählt. "Wir setzen auf den drei Hybrid-Atego Personal ein, das sich durch eine hohe Identifikation mit dem eigenen Lkw auszeichnet, immer ein sauberes Fahrzeug hat und im Straßenverkehr unauffällig ist", erklärt Ritter die engere Auswahl. Nach kurze Zeit habe er allerdings festgestellt, dass nach einer kleineren Einweisung jeder Fahrer mit dem Fahrzeug fahren könne. Dennoch betrachte er es als Auszeichnung für seine Fahrer, wenn sie die drei Exoten fahren dürften, so Ritter.

Auch die wirtschaftliche Fahrweise ist ein Argument für einen Fahrer. "Spritsparen ist wichtig für den Erfolg einer Spedition", erläutert Ritter. Der Speditionsleiter hat wenig Verständnis für Fahrer, die 20 Prozent mehr Kraftstoff verbrauchen, als ihre Kollegen. "Kraftfahrer sollten im Unterbewusstsein haben, dass sie sparsam fahren müssen", positioniert sich Ritter. Zwar brauchen die Hybrid-Fahrzeuge von Haus aus weniger Sprit, aber auch da gibt es noch Sparpotenzial. Umweltfreundliche Fahrzeugkonzepte hängen eben auch von Anwender und Einsatzbereich ab.

Zum Unternehmen

Die Spedition Ritter sitzt in Langenhagen in der Nähe von Hannover. Das Unternehmen ist mit Aktivitäten in den  Bereichen Luft-, Seefracht und Landverkehr breit aufgestellt. Mit rund 80 eigenen Fahrzeugen fährt Ritter vom Stückgut bis hin zu Sondertransporten alles. Neben Transporten bietet Ritter auch Lagerlogistik an. Das Unternehmen beschäftigt an den zwei Standorten (Langenhagen und Magdeburg) rund 230 Mitarbeiter. Seit einiger Zeit engagierte sich Ritter im Umweltbereich. Dazu gehört unter anderem eine komplett papierlose Sendungsbearbeitung.

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