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Spedition Leipziger Logistik & Lagerhaus Breit aufgestellt

Günter Bauer, Spedition Logistik und Lagerhaus Foto: Claudia Wild

Die Spedition Leipziger Logistik & Lagerhaus ist besonders in der Getränkelogistik unterwegs. Doch die Margen sind schmal, weshalb Geschäftsführer Günter Bauer stets nach neuen Geschäftsfeldern sucht.

Die Geschicke der Leipziger Logistik und Lagerhaus (LLL) sind unmittelbar mit Firmengründer Günter Bauer verknüpft. Der gebürtige Rastätter gründete die auf Getränkelogisik spezialisierte Spedition kurz nach der Wende im Jahr 1990 in Leipzig. Drei Jahre später folgte der Bau des Verwaltungsgebäudes am jetzigen Hauptsitz an der A 38 in Knautnaundorf.

90 Prozent des Umsatz verdient das Unternehmen mit Getränkelogistik

Auf dem Dach weht die badische Flagge. Die geleasten Lkw strahlen in kräftigem Orange, zufällig passend zum Kundenprodukt Punica. Mit Getränkelogistik verdient die Spedition laut Bauer 90 Prozent ihres Umsatzes – und mit ihr fing auch alles an. Ein wichtiger Startpunkt war der Kunde Pepsi Co, dessen deutsche Logistik heute zu 70 Prozent in den Händen der LLL liegt. Dann kamen immer neue Kunden dazu – Valensina, Wesergold, die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke, Nestlé Waters.

Die Spedition beliefert mit den Getränken alle großen Händler wie Lidl, Edeka, Penny und Aldi. Dabei bestehe das grundsätzliche Problem der Wartezeiten an der Rampe, sagt Bauer. Dass die Disposition mindestens zwei bis drei Stunden Wartezeit einkalkulieren müsse, sei ärgerlich, aber wohl nicht zu ändern. Rund 50.000 Getränke-Komplettladungen bewegt die Spedition pro Jahr für ihre Kunden, allein am Standort Ettlingen lagern 14.000 volle Paletten. Die Getränkelogistik bringt es mit sich, dass jede Menge Paletten hin und her transportiert, gesichtet, sortiert und repariert werden müssen. Das Geschäft mit den Materialträgern übernimmt die Spedition selbst. "Das lohnt sich nur in der Masse", sagt Bauer.

Ein Viertel der Paletten sind reparaturbedürftig

Bis zu 25 Prozent der Paletten sind reparaturbedürftig. In Ettlingen sind so Arbeitsplätze für 60 Mitarbeiter entstanden. Im April hat die Spedition noch einen Vertrag mit der Pfälzer Erfrischungsgetränke in Wörth abgeschlossen: 2,2 Millionen Getränkepaletten sollen dort zusätzlich sortiert und repariert werden. Deren neue Getränkeabfüllanlage liegt nur rund 20 Kilometer vom Speditionsstandort entfernt. In Leipzig sind 15 Mitarbeiter mit dem Palettenhandling beschäftigt.

Zwischendepot für die DPL

Allein für die Mitteldeutsche Getränkelogistik bewegt LLL jeden Monat 100.000 Düsseldorfer Paletten, erklärt Thomas Steinbrück, der als Leiter Lademittelverwaltung über sämtliche Paletten wacht, den Materialeinkauf für die Reparatur tätigt und die Palettenströme zwischen den Produktionsstandorten und Lagern steuert. Für die Deutsche Paletten Logistik (DPL) fungiert die Leipziger als Zwischendepot. Etwa 3,2 Millionen der kleinen Holzgestelle hat die Leipziger jährlich nach eigenen Angaben im Umlauf.
740.000 der halben Euro-Paletten mit Metallwinkel und Distanzzylindern setzen die Mitarbeiter instand, täglich 4.500 Stück. "Durch diese Mehrwertdienstleistungen bleiben wir für unsere Kunden unverwechselbar und sind letztlich nicht so leicht ersetzbar", sagt Geschäftsführer Bauer. Dabei besitzt jeder Kunde ein Paletten-Konto, auf das gebucht und das entlastet wird.

Von der Automobilbranche hat sich die Leipziger vor einigen Jahren distanziert. "Wir brauchen Kunden als Partner, die uns auch mal in schwierigen Zeiten zur Seite stehen", sagt Bauer. Doch die Getränkelogistik ist auch kein leichtes Pflaster. "Das größte Problem ist das Saisongeschäft." Innerhalb kürzester Zeit müssen je nach Wetterlage Kapazitäten geschaffen werden. Bauer setzt komplett auf eine Mietflotte, die rund 20 Prozent des Geschäftsvolumens abdeckt, 80 Prozent der Transportaufträge vergibt er weiter an Fremdunternehmen.

Fuhrpark ist die Visitenkarte des Unternehmens

"Die Kunst ist für mich, wie ich die Kunden stets qualitätsvoll und pünktlich bedienen kann", erklärt Bauer weiter. Bei seinen eigenen Fahrern achtet er auf ein tadelloses Erscheinungsbild. Die knapp 100 bei Pema, Daimler und Scania geleasten Zugmaschinen und 130 Trailer sind tipptopp gepflegt, die wenigsten sind laut Bauer älter als fünf Jahre. "Unser Fuhrpark ist die Visitenkarte des Unternehmens. Da muss alles stimmen."

Faire Löhne und ein gutes Miteinander

Neue Fahrzeuge im Fuhrpark helfen ihm auch dabei, gute Fahrer zu finden und zu halten – und ein angemessenes Gehalt, "von dem man eine Familie ernähren kann", so der 59-jährige Unternehmer. Faire Löhne und ein gutes, offenes Miteinander sind dem Spediteur wichtig. Seinen Leipziger Fahrern bezahlt er nach eigenen Angaben je nach Unternehmenszugehörigkeit und Leistung zwischen 1.900 und 2.300 Euro als festen Lohn. Die Kollegen im Westen gehen mit bis zu 2.800 Euro heim. Selbst Fahrer auszubilden ist dagegen nicht seine Sache, doch in der Disposition sind regelmäßig Azubis tätig, die teilweise auch ein duales Studium bei ihm absolvieren.

Obwohl die Leipziger auch Güter mit der Bahn versendet, ist der Anteil des Kombinierten Verkehrs (KV) laut Bauer mit drei bis vier Prozent gering, und wird wohl auch so schnell nicht steigen. "Die größten Hürden sind für uns die höheren Kosten und die fehlende Zuverlässigkeit", sagt Bauer. Die Strecke Hamburg–Frankfurt koste pro Trailer im KV 382 Euro, plus rund 400 Euro für den Vor- und Nachlauf, rechnet er vor. Mit dem Lkw wären nur 550 Euro fällig. "Auf die Bahn greifen wir nur bei Laderaumengpässen zurück", sagt er.

Ende 2013 laufen 22 Fahrzeuge mit Erdgas

Erfolgreicher ist der kleine Feldversuch mit Erdgas. Mit zwei Gas-Lkw im Februar 2013 gestartet, liefen zum Ende des Jahres bereits 22 Fahrzeuge. Bei einer angenommenen CO2-Einsparung von 100 Gramm pro Fahrzeug und Kilometer wurden in Summe mehr als 177 Tonnen CO2 in den zehn Monaten weniger verursacht. Und zusätzlich Dieselkosten eingespart. "Die flache Rheinebene ist dafür ideal. Und so können wir den Erdgas-Lkw auf der Strecke Karlsruhe–Frankfurt erfolgreich einsetzen", freut sich der Spediteur.

Ausbaupotenzial sei vorhanden.

Unverwechselbar will sich der Logistiker auch mit der Bearbeitung von Gussteilen für die Landmaschinenindustrie machen. "Wir sind die verlängerte Werkbank für unsere Kunden", sagt Bauer. Wer aus dem strahlenden Sonnenschein in die dämmrigen Hallen tritt, fühlt sich in ein anderes Jahrhundert versetzt. 4.500 Quadratmeter Lagerfläche werden zur Gussteile-Bearbeitung genutzt. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Männer hinter großen Schweißerbrillen, mit Schutzanzügen und Ohrenschützern, das staubige Gesicht hinter Atemschutzmasken verborgen. Grelle Lichtblitze von den Handflex-Geräten –
eine unwirkliche Szenerie und nichts, was man auf einem Speditionshof unbedingt erwartet.

2.300 Bremszylinder werden hier täglich bearbeitet: vom angebackenen Sand befreit, geglättet, lackiert. Danach geht’s auf Paletten verpackt per Lkw direkt zu Endkunden wie John Deere. Für mehr Qualität bei der Endbehandlung will Bauer  außerdem eine neue Spritzkabinenanlage kaufen – wenn die Bank zustimmt.

Das Unternehmen

Die Leipziger Logistik & Lagerhaus (LLL) ist Teil der Unternehmensgruppe Günter Bauer, die Standorte in Leipzig, Hamburg, Ettlingen und Rodgau mit mehr als 35.000 Quadratkilometer Lagerfläche unterhält. Täglich werden 5.000 Tonnen Güter transportiert. Sie beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter, 2.500 Frachtführer sind in ihrem Auftrag vor allem für Großkunden der Getränkeindustrie unterwegs. Geschäftsfelder sind Kontraktlogistik, Lagerhaltung, Frachtvermietung, Transport und Mehrwertdienstleistungen. LLL ist Mitglied der Ladungskooperation Elvis und des Logistiknetzwerks ILN.

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