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Spedition Gotthold Haller im Porträt Familienbande aus Schwaben

Georg Haller, Spedition Foto: Hendrik Gassmann

Gerold Haller von der gleichnamigen Spedition setzt auf Nachhaltigkeit – in allen Bereichen.

Gut situiert mit Luft nach oben – so könnte man den Zustand der Spedition Haller aus Ebersbach an der Fils beim Einstieg von Gerold Haller in den großelterlichen Betrieb beschreiben. Gottlieb Haller gründete 1926 die Firma, sein Sohn Gotthold übernahm nach ihm das Steuer, Enkel Gerold folgte in logischer Konsequenz – und brachte neuen Schwung mit. "Wir waren vor allem auf den Gastransport spezialisiert", erklärt Gerold Haller.

"Das war mir zu einseitig, mit Lagerhaltung und Logistik wollte ich neue Wege beschreiten." Zuerst musste sich der Sprössling aber als Fahrer beweisen. Fünf Jahre ist er nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann auf den Straßen unterwegs und gewinnt nebenbei den ersten Großkunden. "Durch Zufall war ich bei einer Entladung dabei und habe dem Logistikleiter anschließend erklärt, wie er 20 Prozent mehr laden kann", berichtet Haller.

100.000 Quadratmetern und 60 eigene Fahrzeuge

Einsatz und Hartnäckigkeit zahlen sich aus. Zehn Jahre, nachdem er den Chefposten übernommen hat, ist der Hauptsitz im heimischen Lichtenwald viel zu klein geworden. 1991 verlagert die Spedition ihre Zentrale deshalb nach Ebersbach an der Fils, fünf weitere Standorte werden nach und nach eröffnet. Mittlerweile verfügt Haller über eine Lagerfläche von rund 100.000 Quadratmetern und 60 eigene Fahrzeuge.

Neben Transport, Lagerung, Kommissionierung und einer Werkstatt gehören In-House-Logistiklösungen zum Portfolio – für Firmen im Umkreis oder für Partner, die Lager- und Produktionsflächen am Standort Ebersbach gemietet haben. Seit 2014 besitzt Haller dort den gesamten Logistikpark, Reserveflächen hat er auch schon erworben. "Wir wollen kontinuierlich wachsen und immer in Bewegung bleiben", erklärt Gerold Haller. "Gemäß dem Motto: Wer rastet, der rostet."

Zur Ruhe kommt der Vollblutschwabe auch im Privaten selten. Die Hallers besitzen acht Pferde, alle sind begeisterte Reiter. "Pferde gehörten schon immer zur Familie", sagt Haller. Genau wie die Landwirtschaft. Vater Gotthold setzte noch auf die altbewährte Milchproduktion, Sohn Gerold geht auch hier neue Wege. Und die sind recht unkonventionell: Auf den heimischen Koppeln weiden knapp 100 französische Limousin-Rinder. Freunde und Bekannte kaufen das Gourmet-Fleisch auf Bestellung. Damit die Tiere keine weiten Wege haben, betreibt Haller ein eigenes Schlachthaus.

Neben französischen Rindern gibt es noch weitere tierische Exoten: Das Fleisch der ungarischen Wollschweine, bei Kennern unter dem Namen Mangalica bekannt, ist nahezu Cholesterin-frei. Ebenso wie die Eier mit grüner Schale, gelegt von südamerikanischen Araucana-Hühnern. Geht’s nicht auch einfacher? "Ich möchte immer das Allerbeste – auch bei ­unseren Nahrungsmitteln."

Neben französischen Rindern gibt es noch weitere tierische Exoten: Das Fleisch der ungarischen Wollschweine, bei Kennern unter dem Namen Mangalica bekannt, ist nahezu Cholesterin-frei. Ebenso wie die Eier mit grüner Schale, gelegt von südamerikanischen Araucana-Hühnern. Geht’s nicht auch einfacher? "Ich möchte immer das Allerbeste – auch bei ­unseren Nahrungsmitteln."

Nachhaltig leben

Nachhaltig ist seine Landwirtschaft wegen der kurzen Wege ebenfalls. "Die einen reden von Nachhaltigkeit, die anderen leben es", sagt Haller. "Ich lebe es in allen Facetten, von der Selbstversorgung bis zum Fuhrpark." Seit März entsprechen alle Fahrzeuge der Euro-6-Norm. Die Verkehre laufen vor allem regional. "Wir sind überall dort, wo man Schwäbisch versteht", erklärt Haller mit einem Augenzwinkern.

Regionale Kontakte sind ihm wichtig, deshalb sponsert seine Firma den Handball-Erstligisten Frisch Auf Göppingen. "Schon mein Großvater hat den örtlichen Fußballverein VfB Reichenbach unterstützt, indem er die Spieler von A nach B gefahren hat." Bei Hallers hat eben vieles Tradition: Ob Sport, Pferde, Landwirtschaft oder die Übernahme der Geschäfte durch den Erstgeborenen.

Gerold Haller kam nie etwas anderes in den Sinn, als nach seinem Vater die Firma zu führen. Und lag damit richtig: "Ich sehe mich wie im Kino, jeden Tag gibt’s einen neuen Film." Kein Tag sei wie der andere – das begeistere ihn an der Logistik. Die Nachfolge ist auch gesichert, seine Kinder Franziska und Sebastian stehen in den Startlöchern. "Franziska ist bei ihrem Master in den letzten Zügen, Sebastian hat sein Jura-Studium schon abgeschlossen", berichtet Haller. Bereits jetzt kümmere er sich um die gerechte Verteilung der Geschäfte nach seinem Ruhestand – er plane schließlich immer 10 bis 15 Jahre im Voraus.

Auch sonst ist im Unternehmen alles in fester Familienhand: Ehefrau Bettina kümmert sich um die Finanzen, Bruder Thomas Haller hat den Bereich Gase unter sich, Vetter Norbert Mayer ist Lagerleiter. Und selbst Gotthold Haller, mittlerweile stolze 86 Jahre, ist über die Geschäfte im Bilde. Dazu genügen ihm zwei Fragen, die er regelmäßig stellt: "Läuft dr’ Betrieb?" und "Verdiena mer a Geld?"

Für Gerold Haller ist jedoch die ganze Firma eine große Familie. Sein Schulfreund Martin Albrecht hat die Disposition unter sich, viele Mitarbeiter begleiten ihn seit Jahren. Ein Fahrer ist sogar schon ein Jahr länger in der Firma als er selbst. Aber auch der Nachwuchs ist gefragt: Jedes Jahr stellt die Spedition zehn Auszubildende ein. Neben der praktischen Lehre bei Haller besuchen sie die Kaufmännische Schule 1 in Stuttgart. Im Juli gab es eine Feier für die rund 150 Mitarbeiter mit ihren Familien, im November folgt ein Fest für Kunden. Mit gutem Grund: Das Unternehmen feiert dieses Jahr seinen 90. Geburtstag. 

Chronik

1925 Gottlieb Haller gründet den Betrieb als klassisches Versorgungsunternehmen. Zunächst transportiert ein Pferdegespann Milch, Fleisch oder Honig vom heimischen Bergdorf ins Tal und bringt auf dem Rückweg andere Lebensmittel für die eigene Gemeinde mit.

1927 Gottlieb Haller erwirbt den ersten Lkw.

1934 eröffnet sich ein Geschäftsfeld, das bis heute besteht: Der Transport von Gasflaschen brachte erste wirtschaft­liche Erfolge.

1973 übernimmt Gotthold Haller die Geschäfte, der Fuhrpark besteht mittlerweile aus vier Lastzügen.

1980 wird Gerold Haller Geschäftsführer.

1991 Umzug in den neuen Hauptsitz Ebersbach/Fils.

2015 Die Firma feiert ihr 90-jähriges Bestehen.

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