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Spedition Diehl Wachstum trotz höherer Preise

diehl, logistik, esslingen Foto: Spedition Diehl

Der Stückgut-Spezialist Diehl aus Esslingen setzt auf nachhaltiges Wachstum. Er hat die Preise zu Jahresbeginn deutlich erhöht. Für Logistikkunden baut der Mittelständler derzeit sein Hochregallager aus.

Es gibt Stückgut-Prozesse, die überlassen wir gerne anderen. Aber nur wenige! So verkündet ein Werbeplakat in der Diehl-Zentrale, auf dem ein Eseltransport über eine wackelige Hängebrücke führt. Dieses Motto will die Spedition noch konsequenter umsetzen. Zum 1. Januar hat der neue Geschäftsbereichsleiter Vertrieb, Bernardus Schäfer, wegen gestiegener Produktionskosten die Preise stufenweise erhöht. Im Kerngeschäft Stückgut müssen Kunden nun einiges mehr bezahlen, bei den Teil- und Komplettladungen liegt die Preissteigerung sogar bei 9,2 und 12,9 Prozent. "Jetzt gilt es zu beweisen, dass das System funktioniert. Wir geben Dumping-Preisen keine Chance mehr", sagt Schäfer. Im Anschluss trennte sich Diehl von schlechtem Umsatz und weint dem keine Träne nach.

Der 44-Jährige konnte bei seinem Wechsel von DHL zu Diehl vergangenes Jahr gleich zwei Kunden mitnehmen, um die sich der Innendienst von Diehl jetzt intensiv bemüht. "Das ganze Team ist sensibilisiert, damit alles läuft", sagt die Servicemitarbeiterin Yvonne Bukalski. Zu den Neukunden gehört ein Düngemittelproduzent aus Ammerbuch und ein Aluminium verarbeitender Betrieb aus Waiblingen. "Das Wichtigste ist, dass wir proaktiv reagieren", sagt Bukalski. Auf keinen Fall dürfe man warten, bis der Kunde selbst nachfragt, wo seine Sendung bleibt.

Kunden melden ihre Sendung online an

Für den Waiblinger Großkunden schickte Diehl laut Bukalski 114 Sendungen allein an zwei Tagen ab. Als einige davon liegen blieben, schrillten bei Innendienstmitarbeiterin Lena Ensinger die Alarmglocken. Das Problem war schnell geklärt, ein zweiter Lkw auf den Weg gebracht und die Ware abgeholt, abgeladen, termingerecht zugestellt. Im Stückgutversand gehen die Sendungen von der Abholung bis zum Ziel durch viele Hände. Und so hat die digitale Revolution auch bei den Speditionen Einzug gehalten. Die Kunden können ihre Sendung online anmelden, den Barcode selbst ausdrucken und den Status ihrer Lieferung mit Track und Trace übers Internet beobachten.

So muss der Spediteur seinen Auftraggebern stets einen Schritt voraus sein. Und der Kunde bezahlt nach einem Bausteinmodell nur das, was er nutzt – so auch bei der Auftragserfassung. Macht er diese selbst, spart er Geld, es gibt laut Schäfer weniger Erfassungsfehler, der Lkw kann schneller abgefertigt werden. "Und ich kann zwei frei gewordene Mitarbeiter neu einsetzen", erklärt Bernardus Schäfer.

Nachhaltiges Wachstum lautet die Zauberformel, mit der sich der Mittelständler Diehl aus Esslingen fit für die Zukunft machen will. Dabei setzt die Firmenleitung auf schlanke Strukturen im Umgang mit Kunden, eine transparente Preisgestaltung und gut geschulte Mitarbeiter auf allen Ebenen. Die Einführung der SAP-Unternehmenssoftware im Finanzcontrolling (unterstützt durch den österreichischen Anteilseigner Gebrüder Weiss aus Lauterach) soll zudem für eine bessere Kostentransparenz sorgen. "Alle Kosten, die eine Sendung verursacht, werden ihr künftig zugeordnet", erklärt Elena Diehl. "So können wir unsere Kosten tagesaktuell steuern", sagt die Marketingchefin und Tochter des Firmeninhabers Dr. Gerhard Diehl.

Ihren Kunden will die Spedition weiterhin im Verbund mit System Alliance in Deutschland, Europa und weltweit ein zuverlässiger, schneller und kostengünstiger Partner sein, aber eben kein Billigheimer. "Wir müssen in unserem Kerngeschäft Sammelgut Europa top sein, um im Wettbewerb die Nase vorn zu haben", sagt der Geschäftsführer National, Jürgen Wirsing. Und dabei keine neuen Entwicklungen verschlafen. "Das ist ein echter Spagat", meint Wirsing. Mit Wincanton, Gefco und Willi Betz haben sich namhafte Konkurrenten aus dem Stückgutgeschäft verabschiedet, wodurch sich für Diehl Synergieeffekte ergeben.

Große Mengen umzusetzen, sei überlebenswichtig, deshalb will das Unternehmen weiter zulegen. "Stückgut ist das Geschäft der Zukunft – riesengroß und immer in Bewegung", sagt Wirsing. Mit einer Wachstumsquote von zwölf Prozent (2010: zehn Prozent) rechnet Geschäftsbereichsleiter Schäfer dieses Jahr. Im nationalen Stückgut hat Diehl mit der Eröffnung einer dritten Niederlassung in Karlsruhe seinen Kundenradius weiter ausgebaut. Die Immobilie wurde von Wincanton übernommen, die Kunden indes müssen erst noch geworben werden. Mit zwei bedeutenden Kunden aus dem Großraum Karlsruhe hat das bereits geklappt.

Ganzheitliche Logistiklösungen für die Kunden

Weiter wachsen will Diehl auch als Logistikdienstleister und hat daher seine Lagerkapazitäten preisgünstig gebündelt. Das Hochregallager in Wernau soll erweitert und effektiviert werden. Seit einem Jahr mischt Thorsten Munk als Bereichsleiter Logistik die Karten bei Diehl neu. "Der klassische Stückgut-Verkäufer ist tot", sagt der 41-jährige Diplomkaufmann, denn nur wer die komplette Transportkette seiner Kunden kenne und flexible Lösungen anbiete, habe auch Erfolg. Bei einem großen Aufzughersteller aus Neuhausen hat der Einstieg geklappt – hier organisiert Diehl Teilelager und -versorgung, Kommissionierung und Just-in-time-Shuttletransporte.

Für einen Wendlinger Kunden übernimmt Diehl den Direktversand zu den Baumärkten, und muss dabei starke saisonale Schwankungen abdecken. Über den Umweg der Logistikdienstleistung will Diehl so neue Kunden binden und gleichzeitig Synergien herstellen, etwa in der Versandabteilung oder im Lager. Am Logistikstandort Wernau, einem IT-gestützten Lager mit 6.500 Stellplätzen, will das Unternehmen deshalb seine Lagerfläche bis Herbst um 4.000 Quadratmeter erweitern und die Palettenstellplätze auf mindestens 13.000 verdoppeln. Ein neu eingeführtes Warehousemanagement sorgt für eine möglichst effektive Nutzung der Hallen. Trotz der Enge am Esslinger Hauptsitz kann der Mittelständler so wachsen.

Am Hauptsitz in Esslingen stößt die Spedition an ihre Grenzen. Eingekeilt zwischen einem Gaslager und dem Neckar, wurde der Gebäudekomplex seit dem Bezug 1959 immer wieder erweitert, zuletzt im Jahr 1999. Heute stößt die Spedition im Frühjahr und im Herbst regelmäßig an ihre Auslastungsgrenzen. Die verwinkelte Lagerhalle ist das Herz der Spedition, hier herrscht reger Verkehr. Wie eine Ameisenstraße schlängeln sich die Hubwagen mit ihrer Palettenfracht durchs Lager – von einem der 22 Abladetore zu einem der 130 Verladetore. Vier Entlader und Scanner, zwei Zollverlader, fünf Mitarbeiter im Hofdienst, insgesamt ein Team von 70 Lagerarbeitern dirigiert Lagermeister Miro Dragonjac gekonnt und unfallfrei durch die Halle.

Für mehr Sicherheit hat Dragonjac überall Konvexspiegel anbringen lassen und Sicherheitswesten zur Pflicht erklärt. Ein neues Beleuchtungskonzept mit LED-Technik soll künftig alle Winkel optimal ausleuchten. Gute Mitarbeiter will der Lagerleiter weiter qualifizieren und dafür an anderer Stelle Personal sparen. Ein gutes Arbeitsklima und ein kurzer Draht zum Chef gehören bei Diehl zur Firmenphilosophie. Viele Mitarbeiter haben bereits ihre Ausbildung bei dem Mittelständler gemacht und sind dann geblieben. 37 Azubis in allen Lehrjahren bildet die Spedition zurzeit aus. "Es gibt einen sehr guten Teamgeist", lobt Reiner Gallus, seit drei Jahren EDV-Chef bei Diehl. Alle ziehen an einem Strang. Doch das muss auch sein, bei den hohen Durchlaufquoten. "Wir sind auf dem richtigen Weg", freut sich Elena Diehl, die das Qualitätsmanagement der Spedition verantwortet. Seit ihrem Einstieg vor acht Jahren habe man "einen richtigen Sprung gemacht", wie der Gepard, den die PR-Fachfrau zum Wappentier ernannte. Die Eseltransporte können so weiterhin getrost die anderen machen.

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