Sightseeing-Busse mit E-Antrieb Neue und alte Möglichkeiten

Foto: PRESS ASSOCIATION Photo / Matt Alexander / PA Wire

Eine der Möglichkeiten, elektrische Sightseeing-Busse zu betreiben, sind Neufahrzeuge. So baut Ziehl-Abegg zusammen mit Unvi Cabrio-Doppeldeckerbusse für London. Der Ingenieurdienstleister IAV rüstet gemeinsam mit dem Berliner Startup Tassima wiederum alte BVG-Diesel auf Elektroantrieb um.

„Elektromobilität kommt leise, aber unaufhaltsam", sagt Ralf Arnold, Geschäftsführer von Ziehl-Abegg Automotive, angesichts des ersten elektrischen Cabrio-Doppeldecker-Sightseeingbusses in London. Betreiber ist „The Original Tour", ein Tochterunternehmen der internationalen RATP-Gruppe. Gebaut wurde der Doppeldecker bei Unvi in Spanien, die Radnabenmotoren kommen von Ziehl-Abegg aus Kupferzell. Seit kurzem bietet der Traditionshersteller von Elektromotoren auch seine Achse mit Zwillingsbereifung an sowie ein neues Achsmodul mit Einzelradaufhängung, das sehr flexibel eingesetzt werden kann.

Unvi gilt als weltgrößter Hersteller von Busse für Stadtrundfahrten und ist bekannt für maßgeschneiderte Busanfertigungen. Als Partner haben sich die Spanier erfahrene Komponentenhersteller ausgesucht: BMZ für die Batterien, Ziehl-Abegg Automotive für den Antriebsstrang und SAV Studio für die Systemintegration.

Besondere Anforderungen für Cabrio-Doppeldecker

Die Anforderungen bei Cabrio-Doppeldeckerbussen ist enorm: Da diese Busse kein Dach haben, können oben auf dem Fahrzeugdach auch keine Batterien platziert werden. „Da unser Antrieb den weltweit höchsten Wirkungsgrad hat, können die Batteriepakete kleiner ausfallen als bei allen anderen Motorkonzepten", erklärt Arnold. Die Radnabenmotoren von Ziehl-Abegg sind nach dem Permanentmagnet-Synchron-Konzept gebaut, das gemeinhin als effizienter und leistungsstärker als Asynchronmaschinen gilt.

Unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben hätten Diesel-Busse bei Stadtrundfahrten deutliche Nachteile gegenüber elektrisch angetriebenen Bussen: Denn die ständigen Starts und Stopps belasten Motor und Getriebe stark, benötigen viel Kraftstoff und beim Bremsen geht die Energie komplett verloren – bei Elektrobussen hingegen wird die Bremsenergie zum Wiederaufladen der Batterie genutzt. Ganz zu schweigen von den Geräuschemissionen, die wegen der tiefen Frequenzen beim Diesel besonders störend sind.

Hop-on/Hop-off-Konzept für London

Der in London in Betrieb genommene, elektrische Doppeldecker-Cabriobus ist 12 Meter lang und zweiachsig. Im Innenraum gibt es 75 Sitzplätze. Das Fahrzeug ist für eine Reichweite von 150 Kilometer konzipiert. Damit weist der Elektrobus dieselben Eckdaten wie ein konventionell angetriebener Bus für Stadtrundfahrten auf.

Ronan Bois, Geschäftsbereichsleiter für Sightseeing bei RATP Dev, betont: „Jeden Tag vertrauen Menschen auf uns, um die schönsten der kultigsten Städte der Welt zu entdecken; und wir investieren in Innovationen für eine neue Art von Sightseeing-Bussen. Wir sind stolz darauf, das erste Sightseeing-Netzwerk zu sein, das in London einen 100-prozentigen Elektrobus vorstellt." Und Bois ergänzt: „Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt der RATP-Gruppe für die Energiewende. Der Erfolg beruht auf einer starken Partnerschaft zwischen dem Team von ‚The Original Tour London' und vier europäischen Herstellern, darunter Ziehl-Abegg, die das elektrische Antriebssystem entwickelt hat."

Im laufenden Jahr sind bereits in Paris und Amsterdam neue Cabrio-Doppeldeckerbusse für Stadtrundfahrten in Betrieb genommen worden. „Unseren Elektroantrieb ZAwheel gibt es für die Betreiber von Hop-on/Hop-off-Linien für Neufahrzeuge oder zur Nachrüstung", freut sich Arnold. Erst auf der IAA Nutzfahrzeuge ist ein Cabrio-Doppeldeckerbus aus dem Jahr 1975 vorgestellt worden, der dank ZAwheel leise durch die Straßen Berlins rollen wird.

Nachrüstlösung Elocity von IAV für alte Dieselbusse

Der erste fahrfähige Prototyp eines mit IAV Elocity ausgerüsteten Sightseeing-Doppeldeckerbusses von Tassima war am IAA-Stand von Ziehl-Abegg auf der IAA-Nutzfahrzeuge zu sehen – und zu erleben: Besucher konnten auf dem Außengelände einen virtuellen Blick in das Innenleben des Prototypen werfen.

„Mit dem fahrfähigen Prototypen haben wir gemeinsam mit unseren Partnern Tassima und Ziehl-Abegg Automotive einen wichtigen Meilenstein erreicht und gezeigt, dass wir einen kompletten E-Antrieb für Nutzfahrzeuge anbieten können", sagt Utz-Jens Beister, Geschäftsführer der IAV Cars GmbH. „Langfristig wollen wir unser Engagement weiter verstärken und den Einsatz elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge in Deutschland vorantreiben." Dazu bringt IAV Cars Mitte 2019 das Produkt IAV Elocity auf den Markt: Das elektrische Antriebssystem lässt sich für jede Anwendung maßschneidern und eignet sich sowohl für die Nachrüstung (Retrofit) als auch für Hersteller von neuen Nutzfahrzeugen, die in kurzer Zeit und ohne eigenen Entwicklungsaufwand in die E-Mobilität einsteigen wollen.

Günstigere Kosten im Vergleich zum Diesel

Elektrische Antriebe verbessern aber nicht nur die Luft- und Lebensqualität in urbanen Räumen – Lieferanten, Handwerker, Flottenbetreiber und kommunale Unternehmen profitieren auch wirtschaftlich von ihnen: Der im Vergleich zum Diesel günstigere Strom verringert die Total Cost of Ownership (TCO) von E-Fahrzeugen. Mit IAV Elocity ist es für Flottenbetreiber und OEMs so leicht wie noch nie, schnell und kostengünstig in die urbane Mobilität der Zukunft zu starten.

Der elektrische Antrieb „Elocity" von IAV Cars besteht aus der Achse inklusive Leistungselektronik, geliefert von der Ziehl Abegg Automotive GmbH & Co. KG, der Traktionsbatterie mit fahrzeugspezifischer Kapazität (hier 145 kWh), einem selten verwendeten On Board-Charger, einem DC/DC-Wandler für die Umsetzung von Hochvolt auf Niedervolt, einem Traktionsnetzverteiler, einer Schutzbox für Hochvolt-Relais, einem digitalen Anzeigesystem für den Fahrer, einer Standheizung für Fahrer und Scheiben, Steuergeräten für Systemsteuerung, Diagnose und Fahrinformationen, einer Lenkhilfepumpe für die Lenkung, dem Luftpresser für Bremsen, Fahrwerk und Türen sowie einer Wasserkühlung für Leistungselektronik und Kompressoren. Auf Wunsch baut Tassima in Berlin diese Komponenten auch ein, derzeit wird eine Fertigungshalle zu diesem Zweck aufgebaut.

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