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Sicherheitsstufen zeigen Standard der Parkplätze an Zertifizierungen nach SSTPA bald möglich

Nach SSTPA zertifizierter Lkw-Parkplatz als Businessmodell. Foto: TIP, Montage: Frank Haug

Bronze, Silber, Gold und Platin heißen die vier Sicherheitsstufen für Lkw-Parkplätze gemäß neuem EU-Standard nach SSTPA.

Erklärtes Ziel sei es, so sagt Dekra-Experte Peter Paul Ruschin, Mitte des Jahres mit den Zertifizierungen zu beginnen. Die Standards seien vorhanden, erklärt er weiter, ebenso interessierte Parkplatzbetreiber, „nur das Prozedere für die Auditierung muss noch im Detail festgelegt werden“. Peter Paul Ruschin ist Diplom-Wirtschaftsingenieur, Bauingenieur und bei Dekra Assurance Services als Gruppenleiter zuständig für Beratung in Sachen Nachhaltigkeit – die als sozialer Aspekt für bessere Arbeitsbedingungen von Fahrern eine große Rolle spielt.

Seit April dieses Jahres trifft sich auf EU-Ebene eine Expertengruppe, bestehend aus rund 50 Fachleuten, um europaweit Zertifizierungen von Lkw-Parkplätzen umzusetzen. Viermal jährlich soll ein Treffen stattfinden, um die Verwaltung der neuen Standards zu gewährleisten, Auditoren zu akkreditieren, bestehende Standards zu übersetzen und zu klären: Wie wird auditiert? Wie verläuft der Zertifizierungsprozess?

Hervorgegangen sind die nun festgelegten Standards aus einer europaweiten Umfrage bei Lkw-Fahrern zwischen Dezember 2017 und Dezember 2018, der „Study on safe and secure parking places for trucks“ – kurz SSTPA. Das Ergebnis, ein „langes Handbuch für Betreiber von Parkplätzen“, steht im Internet zum Download bereit, eine Kurzfassung in jeder Sprache der EU-Länder.

„Die Studie zeigte, dass sich Lkw-Fahrer auf Parkplätzen unsicher fühlen“, sagt Ruschin im Gespräch mit trans aktuell. „Wer seine wöchentliche Ruhezeit auf einem Parkplatz verbringen soll, benötigt dort außer ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen einfach eine bestimmte Ausstattung.“ Die Frage, wie dieser ursprüngliche Gedanke mit dem aktuell verabschiedeten Mobilitätspaket zusammengeht, kann auch Ruschin nicht abschließend beantworten, entsprechende Regelungen seien erst noch zusammenzuführen.

Bevor die SSTPA-Standards verabschiedet wurden, eingeteilt in die vier Stufen Bronze, Silber, Gold und Platin, gab es bereits den Setpos-Standard auf EU-Ebene und einen Kriterienkatalog für das EU-Label, nach dem weitgehend auch die European Secure Parking Organisation (Esporg) zertifiziert. Die Esporg selbst sieht sich als einzige Branchenorganisation, die gesicherte Parkplätze in Europa vertritt. Unter dem Dach der Esporg befinden sich mehr als 1.000 Parkplätze, einige davon bereits gesichert. „Uns ist wichtig, dass unsere Mitglieder ihre Parkplätze nach dem neuen EU-Standard bauen oder upgraden“, sagt Dirk Penasse, Generalmanager der Esporg, und steht seinen Mitgliedern dafür beratend zur Seite. „Uns liegt an einer flächendeckenden und systematischen Zertifizierung durch unabhängige Dritte.“

Unterschiede der einzelnen Sicherheitsstufen, beispielsweise zum Thema Umgebung, zeigen sich darin, dass für die Sicherheitsstufe Bronze eine optische Abgrenzung zum Erkennen des sicheren Parkplatzes genügt. Für Silber ist zusätzlich eine physische Abgrenzung – etwa ein Graben oder eine kontinuierliche Videoüberwachung – nötig. Gold fordert dazu noch eine 1,8 Meter hohe physische Begrenzung und eine Freizone von einem Meter zwischen Schranke und Parkplatz. Platin bekommt nur der Parkplatz, der darüber hinaus auch einen Überkletterschutz aufweisen kann.

Lkw-Parkplätze als Businessmodell

Für die Betreiber der zertifizierten Parkplätze sei dies ganz klar ein Businessmodell, sagt Ruschin, denn deren Benutzung sei künftig kostenpflichtig. An den bayerischen Standorten Wörnitz (A 7) und Pilsting (A 92) sowie im niedersächsischen Zeven (A 1) befinden sich jetzt schon durch Dekra nach der Esporg-Stufe 4 zertifizierte Parkplätze der Tank-&-Rast-Gruppe. Zeven und Pilsting verfügen auch über Parkplätze der Esporg-Sicherheitsstufe 2 – wie auch der nordrhein-westfälische Autohof Rheda-Wiedenbrück (A 2) und Nahetal (A 61). Michael Kolb ist bei Tank & Rast der Projektleiter Autohöfe und Vorstandsmitglied der Esporg. Er sagt: „Bereits heute stellt Tank & Rast auf seinen Autohöfen insgesamt rund 500 betriebsbereite zertifizierte Sicherheitsparkplätze zur Verfügung.“ Perspektive sei, alle Autohöfe im Servicenetz des Betreibers durch Dekra zu zertifizieren, wo es baulich und technisch möglich sei – standardmäßig mit Esporg-Sicherheitsstufe 2, an ausgewählten Standorten mit Sicherheitsstufe 4. Insgesamt betreibt Tank & Rast zusätzlich zu den Rastanlagen und Tankstellen an der Autobahn 13 Standorte, meist in Gewerbeparks nahe der Autobahn.

Auch dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist naturgemäß an diesem Thema gelegen. Björn Kupfer, GDV-Referent für Transportversicherung, sieht die Zertifizierung nach SSTPA als Chance, das Thema Parkplatzsituation europaweit anzugehen. „Wie häufig etwas passiert, lässt sich alleine daran ablesen, dass viele Lkw-Planen repariert sind.“ Die Schadenshöhe reiche von purer Sachbeschädigung bis zu Millionenschäden – je nach Wert der Ladung. Deutschland habe im Vergleich zu anderen EU-Ländern relativ wenig gesicherte Parkplätze gebaut, in den letzten Jahren seien allerdings Schritte in die richtige Richtung zu bemerken. Die Einteilung in verschiedene Sicherheitsstufen sieht Kupfer als sinnvoll an. „Die Disponenten oder Frachtführer sind aufgefordert, je nach eigener Risikobewertung zu entscheiden, welche Sicherheitsstufe für den einzelnen Transport Sinn macht.“

Als Vertreter einer großen Spedition sowie Mitglied der Expertengruppe sieht Andreas Wilhelm, Global Security Manager von Kühne + Nagel, dass die heutige Infrastruktur an Parkplätzen wenig Schutz für Ladung und Waren bietet. Ein Rating der Parkplätze gemäß den vorgeschlagenen Kriterien sieht er positiv – Kühne + Nagel verfolge denselben Ansatz. Die Mindestanforderung an einen sicheren Parkplatz muss seiner Meinung nach sein, ungehinderten Zugang zur Parkfläche zu unterbinden und alle Fahrzeuge und Personen dort zu registrieren. Die Expertengruppe auf EU-Ebene verfeinere jetzt eine Checkliste für die Auditoren, um dann die geforderten Kriterien zu testen. Eine Übergangszeit, damit die Betreiber von den früheren Labeln auf das aktuelle umstellen können, hält er für nötig.

Die SSTPA-Sicherheitsstufen

Vier Sicherheitsstufen umfasst der europäische Standard für sichere Lkw-Parkplätze. Die Stufen bauen aufeinander auf und werden in Bronze, Silber, Gold und Platin angezeigt.

  • Anhand von Sicherheitsmerkmalen und -maßnahmen in der Umgebung, im Parkplatzbereich, an Ein- und Ausgängen sowie anhand von Personal- und Managementprozessen bewerten akkreditierte und unabhängige Sachverständige, welche Sicherheitsstufe der Parkplatz erreicht.
  • Alle Sicherheitsstufen sind verpflichtend mit einheitlichen minimalen Servicekriterien zu kombinieren. Etwa, dass Toiletten für Männer und Frauen verfügbar und funktionstüchtig sind, dass rund um die Uhr Snacks und Getränke zu kaufen sind, dass es Internetzugang gibt und ein Stromanschluss für den persönlichen Gebrauch zur Verfügung steht – zumindest, um das private Handy aufzuladen.

Quelle: Handbuch für Betreiber und Nutzer von sicheren Lkw-Parkplätzen

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